Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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in seinem V e r einsblatt bekannt machen wolle, „daß Sie im kommenden Sommer eine 
Reise nach Deutschland machen wollen, um in persönlichem Umgänge mit gebildeten 
Vegetarianern weitere Kenntnisse zu sammeln", worauf Ihnen derselbe abgerathen, 
da die Gastfreundschaft unter den Vegetarianern gegenwärtig stark abgekühlt 
sei wegen zu häufigen Mißbrauchs! Sie machen nun aber gar keinen Anspruch 
auf Einladung zum Wohnen und Speisen bei denselben, sondern es sei Ihnen nur darum 
zu thun, durch persönlichen Umgang mit gebildeten Vegetarianern in möglichst kurzer Zeit 
einige Erfahrungen zu sammeln, die Sie dann zu Hause verwerthen können; was nun meine 
Ansicht darüber sei? F erner fragen Sie, ob Sie mich auf meiner heurigen Herbstreise 
nicht begleiten dürfen? Antw.: Kommen Sie nur bis Mitte August hierher, dann will ich 
Ihnen schon Adressen von ganz anständigen Vegetarianern geben, die sich gern mit Ihnen 
einige Stunden unterhalten werden! Anfang September können Sie mich dann durch 
Baiern nach der Schweiz (Abstecher Waid) und durch das Berner Oberland über 
Basel nach Baden-Baden zur Naturforscher - Versammlung begleiten, und inzwischen 
in Freibnrg und Karlsruhe sich mit wahrer! Prachtexemplaren von Vegetarianern unter 
halten. Rückreise über Stuttgart, Hall, Nürnberg, wo es wieder solche Vegetarianer giebt, 
die uns gern in Ihrem Sinne Red' und Antwort stehen werden Also Ihrem Wunsche 
nach persönlicher Belehrung steht nichts im Wege; kommen Sie getrost, thun Sie aber 
brav Geld in den Beutel und vergessen Sie bequeme Schuhe nicht, denn es wird auf dieser 
etwas kostspieligen Tour manchen derben Marsch absetzen! 
Ab. in B i b e r a ch. Wo in München ein v e g e t a r i a n i s ch e r T i s ch zu be 
kommen ? Besuchen Sie vr. Hacker in T h a l k i r ch e n , der wird Ihnen sicher die beste 
Auskunft darüber geben. 
Ab. in St. P e t e r s b u r g (stuck, irreck. im 10. Semester), T a r n o p o l, Berlin, 
Frankfurt a. M., Hamburg, München, P e st, Zürich, Leipzig. — Sie 
wünschen Alle frei von jeder Prüderie, daß ich die Behandlung der Geschlechtskrank 
heiten ganz offen bald im N.-A. besprechen und mich von dem Wiener Ab. und ähn 
lichen Duckmäusern ja nicht irre machen lassen solle! Wenn alle Angelegenheiten offen 
berührt würden, namentlich aber jene Verhältnisse, welche sich auf das Geschlechtsorgan, 
die Z e u g u n g und die a n st e ck e n d e n K r a n k h e i t e n re. beziehen, dann gäbe es 
ein gut Theil Unglück weniger in der Welt! Wie viele Charlatane machen sich nicht 
den Umstand zu Nutzen, daß man liebt, hierüber ein Mäntelchen zu hängen? Die jungen 
Leute bei Zeiten darauf aufmerksam zu machen — so männlich wie weiblich — 
w ä r e s i ch e r e i n verdienstvolles Werk! — S o schreiben S i e mir — nun 
hören Sie, was mir da aus Schwerin im Lande Mecklenburg so ein Tugendheld allen 
Ernstes schreibt: „Ihr Blatt, das in jeder (?) Nummer S ch m u tz e r e i enthält, z. B. zuletzt 
die faden Witze und Zoten über die sog. B u b e n q u e l l e in E m s — bitte mir 
nicht mehr zu schicken !" — Darauf antwortete ich ihm: „Es giebt nichts Schmutziges 
rurd Zotiges in der Natur und einen medizinischen Humbug in geschlechtlicher 
Beziehung mit Humor an den Pranger zu stellen, verdient keinen Rüffel! Es geht mir 
eben auch wie noch manchen Anderen in Versammlungen re., denen ein Theil zujubelt, 
während sie der andere auspfeift! Allen es recht zu machen, ist noch keinem Sterb 
lichen gelungen und darum verzichte ich auch auf diesen Ruhm! Ihnen aber rathe 
ich, an Stelle des N.-A. künftig „E ck a r t s h a u s e n , Gott ist die reinste Liebe" in die 
Hand zu nehmen, sich auch einige kalte Klystiere und Sitzbäder zur Verbesserung Ihrer 
galligen Constitution zu appliciren." — 
Einige Andere schreiben mir — Bedenken Sie doch, daß wir keusche Töchter von 18 
Jähren haben, denen wir Ihren N.-A. nicht zu lesen geben können, wenn Sie darin 
frank und frei über „Geschlechtliche s" berichten. Das geht doch nicht! — Nun, 
meine Herren und Damen — Quid faciendum est? — Gehe ich links, io bekomme ich 
einen Rüffel, gehe ich rechts — eine Ohrfeige! - Was fang ich armer Schelm nun an? — 
Inserate. 
Zu verkaufen oder zu verpachten 
eine best-renommirte 
Kaltwasserheilanstalt 
in der deutschen Schweiz. — Anmeldungen unter Chiffre IS. Z. Nr. 48 befördert die Expedition. 
Verantwortlicher Redakteur, Herausgeber und Verleger : G u st a v W o l b o l d in Dresden, 
Rosenstraße Nr. 34, M. E. — Druck von Julius Reichel in Dresden. — 
Für den Buchhandel zu beziehen von Theobald Grieben in Berlin. 
Ausgegeben am 15. Januar.
	        
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