Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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„Autorität" der Pilztheorien nur der billionste Theil der Spaltpilzmassen, 
welche in alten Brodfermenten herein gegessen werden, — man lege doch 
nur ein Tröpfchen alten Sauerteigwasscrs unter das Mikroskop — in dem 
nämlichen Cnbikraum Luft oder Milch oder Trinkwasser einer Diphtheritis- 
straße nachgewiesen, dann würde morgen kein Arzt es wagen, der Annahme 
zlt widersprechen, daß diese Luft, diese Milch, dieses Brunnenwasser die Ursache 
der Seuche sei. Das Einzige, was man zur Ehrenrettung fauler Backfermente 
mir entgegnen könnte, ist das, daß dieses Zeug ja nicht roh gegessen, sondern 
vorerst gebacken werde. Hierauf erwidere ich: Die Backhitze, in der Krume 
bei nassem Brode durchschnittlich nur 95° C., ist für die Schmarotzerpilze des Back- 
fermentes, wenn dieses alt und faul geworden war, mehr eine Conservirhitze, 
als eine Zerstörungshitze. 
Nachwort der Redaction. 
Ich verfehle nicht hiermit anzuzeigen, daß ich in nächster Nummer eine Recapitulation 
der ganzen Diphtheriedebatte bringen werde, die Manchem willkommen sein wird. G. W. 
Correspondenz für und mit Allen. 
Ab. in Leipzig. Ob mir bekannt sei, daß von dort aus dahin gewirkt werde, die 
freisinnigen Gesetze über Heilkunde wieder ausmerzen zu lassen? Der ärztliche Verein, 
Prof. Dr. Reela m an der Spitze, suche dies zu bewerkstelligen ! Antwort: Wenn die 
Herren Approbirten dahin wirken wollen, daß dem in öffentlichen Blättern immer toller 
werdenden Treiben der G e h e i m m i t t e l s ch w i n d l e r engere Schranken gesetzt werden, 
so kann u n s das schon recht sein, wenn sie aber das Monopol der Krankenbehandlung 
wieder für sich zu erlangen trachten, dann allerdings müssen wir uns ebenfalls rühren und 
einige gute Sprecher im Parlamente zur G e g e n a g i t a t i o n für uns zu gewinnen 
suchen, damit Leibesfreiheit neben Geistesfreiheit fortbestehen bleibt! 
Ab. in Gräfenberg. Für nächstes Jahr große Veränderungen in Sicht, wovon später 
spezieller Bericht erfolgen wird; Besuch zunehmend, voriges Jahr 1290, Heuer — 
1400 Personen; wann kommt der Artikel über die physiatr. Behandlung der orienta 
lischen Pest? Könnten denn die Herren N a t u r ä r z t e nicht alle 5 Jahre etwa sich 
hier ein gemüthliches Rendezvous geben? Antwort: Mittheilungen über die Ereig 
nisse an der Wiege unserer Wasserheilkunde sind mir immer sehr willkommen und besten 
Dank dafür schon im Voraus; zunehmender Besuch dort sehr erfreulich und spottet der be 
kannten medizinischen Prophezeihung, daß nach Priesznitz's Tod der Gräfenberg rasch eine 
Ruine werden dürfte, zumal sein Sohn nicht sein thätiger Nachfolger geworden; Artikel 
über Pe st be Handlung nicht mehr so dringend, da. diese Seuche ja zur Zeit als er 
loschen zu betrachten ist und überhaupt unsere Grenzen wohl kaum jemals überschreiten 
dürfte; übrigens liegt derselbe fertig da und kommt gelegentlich; eine periodische Zusam 
menkunft aller Vertreter der Wasser Heilkunde dort auf dem klassischen 
Boden wäre gar nicht so übel, — da es an Stoff zu interessanten Verhandlungen wahrlich 
nicht fehlen würde, allein wann sollte eine solche stattfinden, da die Anstaltsdirigenten, 
welche das Hauptkontingent stellen würden, in der bessern Jahreszeit nicht gut abkommen 
können? Ferner: ob die W a s s e r m e d i z i n e r mit unsUnapprobirten ge 
müthlich zu tagen Lust haben, ist noch eine große Frage! Nächstes Jahr will. i ch 
übrigens wieder hinreisen und selbst sehen, was sich seit 1873 dort geändert und ge 
bessert hat. 
Ab. in Chemnitz. Woher stammt der übelriechende Athem und wie ist er 
bleibend zu beseitigen? Frager ist 25 Jahr alt, hat gute Zähne, lebt von gemischter Kost, 
hat den Geruch schon im 9. Jahre durch einen Fall verloren und wird seit längerer Zeit 
von Andern auf seinen stinkenden Athem aufmerksam gemacht, da er selbst Nichts davon 
bemerkt. Antwort: Wenn nicht ein schweres Lungenleiden vorhanden, in Mund-- und 
Nasenhöhle Alles in bester Ordnung ist (siehe Dyes), dann kann der üble Geruch nur aus 
dem M a g e n kommen, wo etwas faul sein muß. Leben Sie einmal ein paar Monate 
ä la Cornaro (d. i. mäßi g) und mehr trocken vegetarianisch, damit Ihre 
Schleimhaut ausruhen und sich mausern kann; also morgens 1 Glas frisches Wasser in 
kleinen Zügen trinken, dann Gang in's Freie, nach der Rückkehr altbackene Semmel oder
	        
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