Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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in der Behausung derKranken vorgenommen werden könne, wenn nur der gute Wille 
dazu da feie! Allerdings habe dieselbe bei hitzigen Krankheiten für den Laien 
etwas Abschreckendes und es gehöre oft das ganze Ansehen, sowie die ganze 
Energie des Arztes dazu, sie überall durchzuführen, indem manches junge 
Leben nur deshalb zu Grunde gegangen sei, weil die Angehörigen den Schwä 
chen und Launen des Kranken mehr, als den Anordnungen des Arztes ge 
folgt waren, namentlich bezüglich der Tag und Nacht nothwendigen Bekämpf 
ung der Fiebergluth. Diese Hauptwirkung des kalten Wassers bei akuten 
Krankheiten, nämlich die so wohlthätige Herabsetzung des Fiebers, 
welche man durch keine andereBehandlungsweise mit gleicher 
Sicherheit zu erzielen vermöge, sei es allein sckon, welche seinen 
Nutzen weit über den aller übrigen Mittel erhebe! — 
Zu Vorstehendem muß ich nun bemerken, daß ich es ganz unrichtig 
und ungerecht finde, wenn Res. hier mit keiner Silbe des Vinc. Prietz- 
nitz auf Gräfenberg erwähnt, der bekanntlich lange vorher, ehe Dr. 
Brand nur einen einzigen fiebernden Kranken mit Wasser behandelte und 
rettete und später seine wissenschaftlichen (?) Regeln darüber aufstellte 
— Hunderte derselben mit Wasser kurirte und recht wohl wußte, um was 
es sich,dabei handelte, was man ja aus einer Menge von Wasserschriften 
ersehen kann, die über seine in den dreißiger Jahren begonnene „Methode" er 
schienen sind und worunter die von H. R a u s s e und M u n d e hauptsächlich zur 
größeren Verbreitung des Wasserheilverfahrens unter Aerzten wie Laien beigetragen 
haben, zu einer Zeit, wo Dr. Brand vielleicht noch in's Gymnasium ging! — 
Ich habe nun an die Verlagshandlung der Gartenlaube Nr. 11 und 12 
des „N.-Ä." vom vor. Jahr, worin ich meine Rettung des in Eger am 
Scharlach erkrankten und von dreiapprob. Medizinern für verloren erklärten 
Kindes eines ungarischen Edelmannes geschildert, eingesandt und höflichst gebeten, 
solche der Redaction zu übergeben mit der Ordre, davon nun ebenfalls im 
Interesse des von den Medizinern übel berathenen Publikums und gleichsam 
als Commcntar zum obigen Artikel in nächster Nummer gebührende Notiz 
nehmen zu wollen. Wollen sehen, ob es zu Nutz und Frommen der Gartcn- 
laubeleser geschieht! — 
Was macht der Lazarus Eduard Schilde? 
Motto: Und was kein Verstand der Approbirten sieht, 
Das übet in Einfalt ein physiatrisch Gemüth. 
Nach Schiller. 
Im Jahrgang 1877, Nr. 8, habe ich mitgetheilt, daß ein 17jähriger 
Handarbeiterssohn vom Lande sich brieflich an mich gewandt, der seit sechs 
Jahren krank und alles Mögliche vergeblich gebraucht habe; seine Krankheit 
ist nach medicinischer Diagnose — chronische Rachitis und Scrofu- 
losis; seit drei Jahren hat er auf keinen Fuß mehr treten können, 
immer liegen müssen; der rechte Oberschenkel ist krumm gebogen und 
das Bein dadurch verkürzt; Arme und Beine sind ganz abgemagert. 
Von einer früheren Sammlung milder Beiträge war mir noch ein Rest von 
ca. 180 Mark im Sparhafen geblieben, weshalb ich dem lahmen armen Teufel 
schrieb, er solle nur hierherkommen, ich wolle ihn kostenfrei in Behandlung 
nehmen, so lange jener Geldbetrag ausreiche, da von einer schriftlichen Be 
rathung in seinem Falle keine Rede sein könne! Der Transport hierher 
wurde darauf mit großer Mühe bewerkstelligt und nach Ankunft ließ ich mir 
seinen erbärmlichen Zustand „stadtbezirksärztlich" bestätigen (Abdruck in Nr. 10)
	        
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