Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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Lähmungen; die am häufigsten vorkommende ist die Lähmung des weichen 
Gaumens und des Schlundes; die Kranken bekommen, wenn das 
Gaumensegel gelähmt ist, eine näselnde Sprache; genossene Flüssigkeiten 
gelangen in die Nasenhöhle; ist auch der Schlund gelähmt, so ist das 
Schlingen in hohem Grade beeinträchtigt und man ist in manchen Fällen ge 
nöthigt, zu einer künstlichen Ernährung mittelst einer Schlundröhre seine 
Zuflucht zu nehmen; zu dieser Lähmung der im Bereich der diphtherischen 
Entzündung gelegenen Muskeln gesellen sich am häufigsten noch Lähmungen 
der Augenmuskeln, bei welchen das Accomodationsvermögcn verloren 
geht und die Kranken anfangen zu schielen; auch die Extremitäten, besonders 
die u n t e r e n, die Füße, werden zuweilen von einer mehr oder weniger 
vollständigen Lähmung befallen. (Fortsetzung folgt) 
ffhljßatrislhe Schwenkung der Gartenlande. 
Motto: Spät kommt ihr, aber ihr kommt doch! Schiller. 
In seiner Nr. 50 vom vor. Jahre hat das illustrirte Weltblatt „die Leip 
ziger Gartenlaube" einen Artikel gebracht mit der Ueberschrift „Zur 
Kaltwasserbehandlung der Neuzeit", der sicher unter Prof. Bock'scher 
„Mitredaction" keine Aufnahme gefunden haben würde, da derselbe 
bekanntlich in seinen „Wasserartikeln" das Kind mit dem Bade ausschüttete, statt 
blos die meist von seinen approbirtenKollegen begangenen Mißgriffe 
bei der Krankenbehandlung mit Wasser nachzuweisen und derb zu tadeln. 
Im vorliegenden Artikel wird nun gesagt, daß die Behandlung hitziger 
Krankheiten, besonders des Typhus, mit kaltem Wasser an und für sich nicht 
neu, im Gegentheil schon seit geraumer Zeit von einzelnen Aerzten zur An 
wendung gebracht worden sei. Das Verdienst aber, diese Methode zuerst wissen 
schaftlich begründet und genaue Regeln der Anwendung angegeben 
zu haben, gebühre dem englischen Ärzte Currie, welcher im Anfange 
dieses Jahrhunderts gelebt; seine Behandlungsweise sei aber wieder eingeschlafen, 
weil die damalige Zeit eben noch nicht reif für diese so tief (in den Arzneizopf! 
d. Red.) eingreifende Umwälzung gewesen sei. Dr. Ernst Brand in Stettin, 
ein deutscher Arzt, habe nun das große Verdienst und den Ruhm, der 
Neubegründer derHydrothcrapie des Typhus, wie der der hitzigen 
Krankheiten überhaupt zu sein (?) und ihr diejenige allgemeine Anerkennung 
verschafft zu haben, welche sie heutzutage genießt. Seine Erfahrungen und 
die von ihm aufgestellten Verhaltungsregeln, welche er in seinem Werke „Die 
Hydrotherapie des Typhus,*) niedergelegt, seien als richtig bestätigt 
worden und schon jetzt stehe es f e st, daß die Zahl der Todesfälle bei den m i t 
Wasser behandelten Typhuskranken eine weit geringere sei, als bei den nach der 
medizinischen Schule mit Arzneien behandelten! (Leser, merke Dir das!) 
Res. schildert nun die physiologischen und physikalischen Wirkungen der 
Wasserbehandlung aus den menschlichen Körper und beklagt sich, daß dieses oft 
einzig wirkende Mittel, neben dem aber auch noch andere diätetische in 
Anwendung zu bringen seien, bei weitem noch nicht in dem Umfange be 
nützt werde, wie es geschehen sollte! Und w a r u m? Weil seine Durchführung 
allerdings eine Beharrlichkeit und Ueberwindung erfordert, welche die Mehrzahl der 
betreffenden Kranken resp. deren Umgebung nicht besitze; sic siechen lieber dahin 
unter Verputtelung und Verweichlichung, obgleich diese Wasserbehandlung recht gut 
*) A nmerkung. Dieses Brau dusche Bilch ist von mir in der liter. Beilage 
1877, Nr. II, nach Gebühr eingehend besprochen worden. (Verlag von L aup p in Tübingen.)
	        
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