Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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H Die Entstehung der Verschwärung der Schleimhaut, 
alias Stockschnupfen der Nasenhöhle. 
Gar häusig entwickelt sich dieselbe aus dem Schnupfen (acuter Nasenka- 
tarrh), wenn derselbe nicht angemessen behandelt, oder gar nicht berücksichtigt 
wird. Sie entsteht auch durch andauernden Aufenthalt in dumpfen, mit Mi 
asmen erfüllten Wohnräumen. Die Miasmen rufen dann an der Nasenschleim 
haut Entzündung hervor, welche ihren Ausgang in Verschwärung nimmt, wenn 
nicht zeitig für Verlegung des Kranken tn reine Luft gesorgt und wenn 
die_ Nasenhöhle nicht mit antimiasmatischen Mitteln ausgespritzt wird 
(Chinin, Jodkali, Chlorkali). Diese Entstehungsursache ist der Grund, wes 
halb die Bewohner von Kellerwohnungen so häufig am Skrophelsiechthum 
und Blutverderbniß (Blutarmuth) leiden. Die Verschwärung der Nasen 
schleimhaut entsteht aber am häufigsten durch die V e r s ü t t c r u n g der 
Kinder, wie ich im nachstehenden Kapitel über die Fehler der Kinderpflege 
erörtern werde. 
Hier möchte ich noch den Vorgang darlegen, wie aus dem Schnupfen 
(acuter Naseukatarrh) der chronische Katarrh oder Stockschnupfen 
sich entwickelt. Die Entstehung des Nasenkatarrhs (Entzündung der Schleim 
haut der Nasenhöhle) wird allgemein der Erkältung zugeschrieben. Diese 
Auffassung ist unvollständig, nur relativ wahr und verleitet häufig zu ganz 
verkehrten Maßnahmen. Wie die Katarrhe der Schleimhäute der Äthmungs- 
organe und Augen, so entsteht auch der Katarrh der Schleimhaut der Nasen 
höhle durch den raschen Temperaturwechsel. Zur Abwendung der 
Nachtheile des Temperaturwechsels müssen wir unsere Wohnungen, Kleider 
und Betten den Witterungsverhältnissen entsprechend einrichten und anpassen. 
Dabei werden große Fehler begangen, indem man zur Verhütung von Erkältung 
zu große Zimmerwärme, zu dicke Kleider und übermäßig wärmende Betten für 
zweckentsprechend hält und herstellt. Die zu große Zimmerwärme wird im 
nordischen Klima vorzugsweise durch die Ofenheizung veranlaßt, während 
die K a m i n h e i z u n g der mehr gemäßigten Klimate eine ungleich zuträglichere 
und frischere Zimmerluft bewirkt. Da die Erfahrung lehrt, daß wir uns im 
Frühjahr und Herbst, wenn die atmosphärische Luft eine Wärme von 14—15 
Grad hat, am wohl st en befinden, so sollte uns diese Wahrnehmung veran 
lassen, die künstliche Stubenwärme im Winter möglichst auf d i e s e r H ö h e 
zu erhalten. Dieses wichtige Gesundheitsmittel, welches vor der Entstehung 
von katarrhalischen Krankheiten wesentlich schützt, scheint wenig bekannt zu 
sein; denn man findet in der Mehrzahl der geheizten Zimmer eine Temperatur 
von 16—20 Grad. Diese hohe Temperatur ist um so nachtheiliger, als man 
in den letzten Jahrzehnten die früher üblichen heilsamen Ventilatoren und 
Luftlöcher abgeschafft hat, weil sie in den größeren Fensterscheiben sich nicht 
gut anbringen lassen. Infolge dessen kommt zu dem Nachtheilder zu großen 
Wärme auch noch der der Unreinheit und Ozon arm uth der Zimmer 
luft, da der L u f t w e ch sie l durch die Fugen°derMhüren und Fenster meistens 
nicht ausreichend ist, so daß das Ozon bald verbraucht ist, während die 
Zimmerluft durch das von den Bewohnern ausgeathmete kohlensaure Gas ver 
unreinigt wird und zur vollständigen Reinigung des Blutes durch das Athmen 
(Decarbonisation) nicht mehr ausreicht. 
Die verbreitete Meinung, durch Sorge für hochgradige Wärme der Er 
kältung vorbeugen, beziehungsweise die Erkältungskrankheiten heilen zu können, 
ist durchaus falsch; im Gegentheil ist die hohe Zimmertemperatur gerade die
	        
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