Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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Lust, mehr Lust, ich ersticke! Nachtrag. 
Pathologisches über Emphysem der Lunge, Brust kr a m p f, 
Engathmigkeit, und Asthma enthaltend. 
Von 
Kitstav Wolvokd. 
(Schluß.) 
Viele Kranke sollen sich während des Aufenthaltes in dem Apparat wie 
neugeboren fühlen. Zur V erhütung der asthmatischen Anfälle ist es wichtig, 
dass die Kranken vorsichtige Diät halten, blähende Speisen vermeiden, vor dem 
Schlafengehen wenig gemessen und dass sie für tägliche Leibesöffnung Sorge tragen 
für den letztem Zweck empfiehlt sich auch hier das pulvis liquitüiae compositus als 
ein leichtes and sicheres Abführ-Mittel, im Anfalle selbst hüte man sich, die 
Benommenheit des Sensoriums und andere Gehirnerscheinungen ohne Weiteres von 
hochgradiger nervöser Blutüberfüllung des Gehirnes abzuleiten und den Kranken 
zur Ader zu lassen, die Erscheinungen der beginnenden Kohlensäure Vergift 
ung werden durch Blutentziehungen nur gefördert; ebenso dürften in 
den asthmatischen Anfällen der Emphysematiker die Narkotica, namentlich die Opiate 
nur mit Vorsicht gereicht werden, wenn nicht ein Krampf der Bronchien sie 
fordert. Es lassen vielmehr , neben den Brechmitteln, welche hier ganz am Platze 
sind, Reizmittel: Kampfer, Moschus, Benzoe, sowie die von Waters 
für solche Fälle empfohlenen grossen Dosen von Portwein und — wo diese im 
Stiche lassen, von Terpentin in einem aromatischen Wasser. Gegen den Hy 
drops (Wassersucht) habe ich, so lange derselbe von der gleichzeitig vorhandenen 
capillären Bronchitis abhängt, in zahlreichen Fällen und mit ausgezeichnetem Er 
folge energische Diaphorese (Schwitzen) angewendet. In den späteren Stadien, 
wenn der Hydrops von der unvollständig gewordenen Compensation des in den 
Lungen vorhandenen Cirkulationshemmnisses abhängt, wird derselbe zuweilen vor 
übergehend durch Darreichung von Digitalis (Fingerhut) gebessert und in solchem 
Falle, in welchem die Digitalis im Stiche liess, leistete nun oft die Scilla (Meerzwiebel) 
überraschend gute Dienste! — 
Soweit der große Pathologe und Kliniker med. Dr. Felix von Nie- 
Meyer in seinem „Lehrbuch der Pathologie und Therapie". 
Lieber Leser, was sagst Du nun zu diesem guten Rathe des gelehrten 
Professors der Staatsheilkunde? — Muß Einem da die Doctorbäuerin mit 
ihrem ungelehrten Kram nicht fast noch lieber sein? 
Was aber die Wirksamkeit des Natnrheilverfahrens bei 
diesem anatomisch-unheilbaren Leiden anbelangt, so hat man aus 
der vorausgegangenen Krankheitsgeschichte wohl zur Genüge ersehen, daß das 
selbe die medicamentöse Behandlung bei Weitem übertrifft! Ist es nicht fast 
wunderbar zu nennen, wie gleich vom erstenTag meiner Behandlung an die 
schrecklichen asthmatischen Anfälle wie weggezaubert waren, während vor 
mir der Herr Medizinalrath mit seinem ganzen Arzncischatz rath-undthatlos da 
stand und zuletzt nichts Besseres zu thun wußte, als den Patienten — aus'sLand 
zu schicken? Dort wurden die Anfälle nun allerdings schwächer, setzten 
wohl auch bisweilen aus, allein kaum in die enge Gasse der Stadt zurück 
gekehrt, waren auch die Athemnoth und der Luft Hunger wieder da! 
Also die Luft thut's allein nicht! Was bewirkt nun aber die 
Wasserbehandlung eigentlich? Es ist klar, daß durch die kalten Wasch 
ungen des Brustkorbes, die kalten Brustumschläge, die kühlen Übergießungen 
im Halbbad, endlich durch kühle Regenbäder und Douchen nicht blos eine 
Belebung der Nerven der Brust- und Rippenmuskulatur hervorge 
rufen wird, sondern sich diese thermoelektrische Erregung durch Reflexleitung 
a u ch auf die g a n z e L u n g e n s u b st a n z mit sammt den erschlafften Alveolen 
erstrecken muß, wodurch deren darniederliegende Contraktion wieder gehoben
	        
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