Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

brächen (soso ?), Hämorrhoidalleiden, SteinLesch werden, besonders von 
Nieren- und Blasen st einen und in der L e u k o r r h o e (w e i ß e r F l u ß). Bad- 
und Kurmethode wird in unveränderter Weise fortgesetzt von Frau Ottilie Hohenester, 
Nichte der sel. A m al i e Höh e n e st e r! Die Badeverwaltung. 
Also — wenn das Geschäft wie bisher (?) fortgesetzt wird, muß Frau 
Amalie vor ihrem Tode geschwind noch ihre Nichte in die M y st e r i e n des 
Uringuckens und der daraufhin verordneten eghptischen Kräuter 
tränke eingeweiht haben, wenn auch nur nothdürftig. Es sind also die 800 
Russen, fast ausschließlich höhere Officiere, nicht zu bedauern, welche nach einer- 
pyramidalen Zeitungsreclamc diesen Sommer zum Kuraufenthalt nach 
Mariabrunn kommen wollen unter Anführung des Generals Fürst Emeri- 
linsky; ebenso wenig General Tot leben, der Held von Sebastopol und 
Plewna, der schon 3 mal bei der Doctorbüurin gewesen (natürlich das erstemal 
aus Noth, weil ihm kein Arzt mehr helfen konnte, das zweite und dritte 
Mal, wie man zu sagen pflegt, aus Dankbarkeit!), welcher beabsichtigen soll, sich 
diesen Sommer von den unmenschlichen Strapazen dieses mörderischen türkischen 
Krieges ebenfalls zu Mariabrunn zu erholen und zu kräftigen, wenn — er 
nämlich aus der Türkei weggehen darf! — 
Wünschen wir ihnen Allen glückliche Reise, gute Ausnahme und besten 
Erfolg in Mariabrunn, das aber, wie mir die Doktorbäurin selbst sagte, höch 
stens gegen 150 Personen beherbergen kann und wo demnach geschwind für 
die andern 650 Mann ein Barakenlager errichtet werden müßte, wozu in 
Mariabrunn's Waldungen und Feldern allerdings an Holz und Platz kein 
Mangel ist. Amalie Hohenester ist gestorben! Es lebe Frau Ottilie 
Hohenester! 
Die „SüddeutschePresse" spricht sich über diese gepanzerte Reclame 
(noch zu Lebzeiten der Hohenester im Februar erschienen!!) wie 
folgt, aus: 
Der Monat März hat auch den höchsten Schichten der Gesellschaft bis in die Nähe 
der Throne eine Trauerbotschaft von internationaler Bedeutung gebracht, den Hin 
gang jener altbairischen Größe, welche auf dem Gebiet der Medizin das Gleiche 
repräsentirte, wie A. Spitzedcr im Bankwesen. Die Hohenester, die heil 
künstlerische Freundin fürstlicher und n o ch h ö h e r e r Personen, die es von einer 
simplen Banerndoktorin bis zur „D o k t o r b ä n e r i n“ brachte, wurde von dem Herrn 
über Leben und Tod in einem Augenblicke vom Schauplätze ihres irdischen Wirkens abbe 
rufen, als schon wieder 800 Russen, darunter Sebastopol's berühmter Ingenieur, 
zur Kur angesagt waren. Was werden diese armen Russen jetzt thun? Zu einigem Troste 
der um jeden Preis getäuscht sein wollenden Welt verlautet, daß die Verblichene ihre 
„eghptischen Geheimnisse" einer Nichte anvertraut hat, die ein großes Talent für Heilung 
eingebildeter Kranken besitzen soll. — 
Zum Schluß will ich blos noch bemerken, daß zu Lebzeiten der Frau 
Amalie das Mineralwasser zu Mariabrunn — reine Nebensache 
— war, daß jetzt aber dessen Bestandtheile so specistcirt mitgetheilt und seine Wirk 
ungen so herausgestrichen werden, muß Einen befremden, und wenn man vol 
lends liest, daß es auch bei Leistenbrüchen helfen soll, so kann man sich wahrlich 
eines mitleidigen Lächelns nicht erwehren bei dem Gedanken, welche tausend 
fältige Wallfahrt von gläubigen Leibschädigen nach dem Dachauer 
Mekka diese Annonce hervorrufen muß, wo solche Patienten natürlich alle 
schmählich reinfallen! Nichts destoweniger! Geht immer nur nach Mariabrunn 
zur „Leistenbruchquelle"und Ihr Baudagisten holt Eure Taschentücher heraus 
und seht Euch bei Zeiten nach einem andern Erwerbszweig um, denn Eure Tage 
von „Aranjuez" sind gezählt. Mariabrunn macht jetzt auch alle 
Bruchbänder — überflüssig!!
	        
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