Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

für 
naturgemäße Behandlung des menschlichen Körpers 
in gesunden und kranken Tagen. 
Herausgeber und Redacteur: Gustav Wolbol- in Dresden. 
Mitredacteur: Theodor Hahn auf der Waid bei St. Gallen. 
träges, sowie d. d. Postu. d. Buchhandel. Einzelne Nummern40Pf. 
Inserate: die durchlaufende Zeile oder deren Raum 30 Pf. 
Inhalt: Votivtafel: Lori ns er. 
1. Mein Besuch bei der Doetorbüurin in Mariabrunn v. G. W. Schluß. 
2. Ueber B r u st k r a m p f, Emphysem, A st h m a v. G. W. Schluß. 
3. Schicksal der Jmpfzwangspetitionen beim Reichstag. 
4. Verschiedener Ersatz des frischen Obstes. (Korrespondenz, Ins. Liter. Beilage. II. 
Votivtafel. 
(Schluß aus vor. Nummer.) 
Nach diesen Erörterungell muß ich sehr bedauern, daß gar manche Hygieiniker noch 
gegenwärtig der Impfung als Schutzmittel gegen die Blattern 
Vertrauen schenken und die wirklichen Schutzmittel gegen die Blattern sowohl als gegen alle 
zymotischen Krankheiten so arg verkennen und vernachlässigen!! Die 
Impfung (vorausgesetzt, daß sie mit möglichst -unschädlichen Stoffen und 
reiner Lanzette geschieht) hat gegenüber den Pocken die Bedeutung und 
Wirkung eines Amnlets, das sich der Soldat anhängt, um sich kugelsicher zu machen; 
derselbe vertraut blindlings dem Zauber des Amnlets rmd setzt sich getrost den: Kugel 
regen aus. Die Eltern, welche ihr Kind impfen lassen, glauben dasselbe vor der Erkrankung 
und dem Tode an Pocken vollkommen geschützt zu haben, ohne sich weiter um jene 
Vorsichtsmaßregeln zu kümmern, durch die sie in der That ihr Kind vor dieser 
Krankheit bewahren könnten. Wenn wir gesehen haben, daß gewisse Krankheiten unter gewissen 
ungünstigen Verhältnissen häufiger und intensiver auftreten, so müssen wir folgerichtig 
schließen, daß mit d e r E n t f e r n u u g dieser ungünstigen Verhältnisse dieselben seltener und 
milder werden müssen. Es bestände also die Aufgabe der Hygieine hauptsächlich darin, das 
Volk zu belehren, daß der b e st e S ch u tz g e g e n d i e s e K r a n k h e i t e n i n der 
Ath mu n g reiner Luft und in d e r W a s ch un g d er H au t mi t reinem 
Wasser ßesteht und weiter hätte die Hygieine auch dafür zu sorgen, daß es den Reichen 
sowie den Armen möglich und bequem gemacht würde, diese Schutzmittel jederzeit in An 
wendung zu bringen. Das A mit l e t der Impfung wäre dann vollkommen ü ver 
flüssig, der von den Aerzten eingebürgerte und durch eine falsch verstandene Statistik 
unterstützte Aberglaube an die S ch utz kr a f t der V a c e i n e würde einer ver 
nünftigen Lebensregel Platz machen und die Auslagen, welche heute noch die Impfung dem 
Staate und dem Privaten macht, würden zweckmäßiger ans Heizmaterial der Winter 
ventilation verwendet werden können; denn die Schutz kraft d e r I m p f u n g i st 
illusorisch, ein u n g lü ck l i ch e r W a h n, d e r G l a u b e an dieselbe hat 
von Epidemie zu Epidemie abgenommen, und jener Seifensieder, der 
im Jahr 1872 in den öffentlichen Blättern seine Seifen zu Waschungen des Körpers dem 
Publikum als Schutzmittel empfahl, hat in der That dem Volke einen v e r n ü n f t i g e r e n 
Rath gegeben, als unsere Jmpf-Enthusiasten. 
Dr. F. W. Lormser, k. k. Sanitätsrath in „Luft und Wasser", eine hygieinische Skizze.
	        
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