Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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dieser gelehrte Mann verbietet nun den Gebrauch d i e s e s W a s s e r s nicht, läßt 
es auch nicht untersuchen und die guten, im Uebrigen nichts weniger als dummen 
Menschen kommen von selbst auch nicht darauf, sich an a n d r e s W a s s e r zu 
halten, sondern trinken nach wie vor von dem Wasser, welches der Brunnen 
in ihrem Pfarrhofe liefert!! Als ich dieses hörte, kam ich auf den Gedanken, daß dieses 
Wasser vom nahen Kirchhofe möglicherweise hergeleitet sein könnte und da sagte 
der Pastor, daß der Brunnen von dort allerdings sein Gefälle habe und deshalb 
meine Ansicht wohl begründet sei! Welch ein entsetzlicher Gedanke! Pastor B's sind erst 
seit August dort und f a st ebensolange haben sie schon diesen Ausschlag! 
Der Vorgänger war mit seiner Familie auch st e t s krank, ebenso dessen Vor 
gänger! Daß nun Arsenik hierbei nicht das richtige Mittel ist, liegt auf der 
flachen Hand! Ich habe nun vor Allem verordnet, daß kein Tropfen Wasser 
mehr aus diesem Brunnen geholt werden soll und nächst dem bitte ich Dich um weitere 
Verordnungen für diese unglückliche Pastorfamilie! — Ich habe strenge vegetarianische Kost 
angerathen, viel frische Luft, feuchte Ganzeinpackungen und extra Compressen auf besonders 
starke Geschwürstellen und was könnte noch sonst geschehen? Antwort. Wenn es 
möglich zu machen wäre, würden hier noch laue Halbbäder gute Dienste leisten mit 
oder ohne feuchte Packungen; daß die Leute das verunreinigte Wasser gänzlich meiden 
müssen, ist richtig! Die Verordnung des A r s e n i k's ist Humbug oder Bornirtheit. 
Hier hat man wieder einmal einen schlagenden Beweis für die Vorzüglichkeit der Leichen- 
Verbrennung vor deren Beerdigung, da dadurch weder Wasser noch Luft für die Le 
benden verdorben wird. Doch wird es noch lange dauern, ehe die Menschen sich auch von 
diesem Zopfe werden trennen wollen ! I n G o t h a wird übrigens jetzt bereits Anstalt 
gemacht mit Errichtung des e r st e n Verbrennungsofens in Deutschland; mögen ihm bald 
solche in allen größeren Städten nachfolgen! — 
Ab. in Weinsberg. Gegen kalte Füße in Ihrem Falle sind zu empfehlen 
täglich 50—100 Mal K n i x u n g, F u ß r o l l u n g , F u ß b e u g u n g und Streckung; 
ferner auf den Sommer Barfußgehen auf warmem sonubescbeinten Sandboden, ab 
wechselnd mit kühlen Fußwaschungen. Bezüglich der angeblichen Gefährlichkeit der Nacht- 
l u s t vide Artikel „Victor Ernanue l" in nächster Nummer. 
Ab. in Graz. Gegen den Übeln Ge r u ch arrs Mund nrrd Nase eines 12- 
jährigen Mädchens sind ne ben Ausspritzen der Nase mit etwas temperirtem Wasser 
und Mundbädern — täglich mehrmals — noch zu empfehlen: nächtlicher 
feuchter L e i b u m s ch l a g und schmale fleischlose Diät, W a s s e r t r i n k e n , sowie 
tägliche Bewegung im Freien, zweimal Promenade über Ihren herrlichen Schloßberg. 
Ab. in Düsseldorf. Wie Schwindel, Ohnmacht, S ch l a g a n f a l l und 
auch Seekrankheit eigentlich e n t st e h e n und wie blutarme und vollblütige 
Personen dieselben Erscheinungen haben können? — In den Schriften über Natur 
heilkunde steht wenig oder Nichts von B l u t a r m u t h , so daß ich denke, die vegeta 
rianische Lebensweise eignen sich nicht für diese Krankheit; auch steht Nichts von 
Schwindel darin, darum habe ich diese Frage gestellt. Antwort: Im Hahtt'schen 
Handbuch kommen obige Krankheitszustände allerdings abgehandelt, freilich etwas kurz ge 
halten, weil zur Zeit die ,, W i s s e n s ch a f t " nicht viel darüber sagen kann, deßwegen 
geht auch Munde in seiner Hydrotherapie stillschweigend darüber weg und sagt blos 
im R e g i st e r : Schwindel — lange Fuß- und Sitzbäder ! Ich empfehle Ihnen aber 
die Lesung des Artikels B l u t a r m u t h " bei Hahn, woraus Sie ersehen können, daß 
die vegetarianische Lebensweise sich recht wohl und erst recht für diese Krankheit eignet, 
denn der Mensch ist anatomisch — kein Raubthier! Siehe auch N.-N. Jahrg. 1875 
Nr. 6. — V e g e t a r i a n i s ch e s S ch r e i b e n von Dr. Holub an Prof. Dr. H Yrtl 
in Wien, welches mir von demselben zur Veröffentlichung überlassen wurde; daraus können 
Sie manches als Bestätigung des Gesagten entnehmen. In einer der nächsten Nummern, 
wenn alles Rückständige nachgeholt ist, will ich aber über Obiges aus Grund neuer patho 
logischer Forschungen einen Artikel bringen, der Sie befriedigen dürfte. 
Inserate. 
Frist in Gr.-Sedlilz bei Pirna in Sachsen. Für Damen (auch 
g rUflUHuv kränkliche zur Erholung), für junge Mädchen mit Unterricht 
in der Haushaltung, sowie für kleinere Kinder zur Erziehung unter guter Obhut; vege 
tarianische Diät, Hautpflege, Luftgenusz mit Bewegung. Näheres bei frau oegenvarck 
daselbst, sowie bei Stadtgärtner Degenhard in Dresden, Goethestraße 7b.
	        
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