Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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wohl in großer Anzahl vorräthig gehalten wird; die Stoffe dazu soll ei» Dro- 
guist in München liefern. die einfache Abkochung und Vermischung mit Landwein 
wird in Mariabrunn selbst besorgt und Jeder muh bei Ablieferung sofort be 
zahlen; ebenso wird die Versendung solcher Kräutertränke an auswärtige 
Patienten besorgt, von denen fast täglieh eine Anzahl Gläser mit ihrem Blasen 
inhalte, resp. Urinexport auch aus fernen Gegenden einlaufen soll, ivie ein 
indisereter Eisenbahnbeamter verrathen hat. — 
(Schluß folgt.) 
Lust, mehr Lnst, ick ersticke! 
Meine I n b i l ä u m s k u r oder d i e e r st e K u r bei Beginn des 
26. Jahres meiner physiatrisehcti Praxis. 
Bo» 
Kustav Wotvokd. 
(Schluh.) 
Bei einem meiner nächsten Besuche sagte mir die Mutter, daß sie mit 
ihrem Manne die Angelegenheit ihres Sohnes sich überlegt habe und sie dar 
auf mit einander dahin überein gekommen seien, demselben noch diesen ganzen 
Sommer freie Hand zu lassen für Wiederherstellung und Kräftigung seiner 
Gesundheit; da derselbe ferner bald das militärpflichtige Alter habe, so werde 
es wohl das Gescheideste sein, wenn man sieh vorerst vergewissere, ob sie ihn 
beim Militär annehmen oder zurückweisen; werde er angenommen, so solle er 
sein Jahr abdienen, so gut es eben gehe; werde er aber abgewiesen, so sei es 
immer noch Zeit, zu überlegen, was mit ihm weiter anzufangen sei. 
Ich fand diesen Beschluß der Eltern meines Patienten sehr verständig 
und leitete nun demgemäß denselben so an, daß er den ganzen freien Sonnner 
über seine Zeit gut benützte zu Elbbüdern, so oft es die Witterung erlaubte, 
wobei er abwechselnd im Wasser schivamm, bald am Lande seinen Körper der 
Luft und deni Sonnenschein preisgab; Diät in der Hauptsache reiz- lind 
fleischlos, er niachte auch einigemal größere Fußtouren in die sächsische Schweiz, 
uahnl an schlechten Tagen Sitzbad und Ganzabwaschung, soivie nächtlichen 
feuchten Rumpfumschlag. Sonntags probirte er ein Tänzchen, das ihm 
physisch Nichts schadete, wohl aber psychisch nützte, in dem es ihn seiner 
etwas gedrückten Stimmung entzog; bis in den Herbst hinein war er ohne 
einen einzigen Asthmaanfall und seine Lungenkapaeität am Spirometer auf die 
bedeutende Zahl von 4500 K. C. gestiegen. Um diese Zeit erkundigte er sich wegen 
des Verhaltens zur Ausnahme als Einjahrig-Freiwilliger und consultirte 
auch einen der Stabsärzte, welcher seinen Brustkasten gründlich untersuchte, 
das noch Vorhaudenseiu eines beträchtlichen Emphysems bestätigte und ihm 
dabei bemerkte, daß er demungeachtet nicht mit Sicherheit darauf rechnen 
dürfe, abgewiesen und ein für allemal von seiner Militärpflicht befreit zu 
werden, was meinen Patienten etwas betroffen niachte, da er geglaubt, durch 
die asthmatische Beschaffenheit seiner Lunge vom Militär loszukommen. Als 
nun die Zeit der Vorstellung beiin Militärkommando gekomnien war und eine 
Lmalige Untersuchung seines ganzen Körpers stattgefunden hatte, erhielt er zu 
seiner größten Verwunderung den Bescheid: er werde als Freiwilliger bei der 
Infanterie angenommen und solle sich parathalten, zu dem ihm näher bc-
	        
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