Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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ein, womit das Gicht - Drama ein Ende hatte und bis auf den heutigen Tag 
sich nicht Wieder zeigte! 
Wie ich als mehrjähriger Vegetarianer (Vermeidung von Fleisch, starken 
Getränken, Tabak, Beobachtung von Haut-, Muskel- und Lungenpflege) nun 
doch von einem Gichtanfall heimgesucht werden konnte, darüber wird sich 
Mancher sehr wundern, der da glaubt, der Vegetarianismus mache hieb- und 
stichfest für Alles und nicht bedenkt, daß ich erstens durch Vererbung eine 
Disposition zur Gicht habe und zweitens meine Körpermaschine, in der zweiten 
Hälfte ihres Säkulums stehend, dem Alter und Nachlaß der Widerstandskraft 
eben auch ihren Tribut zahlen muß; und dieser Nachlaß macht sich eben da 
geltend, wo es darauf ankommt, die nachtheilige Einwirkung einer großen 
Schädlichkeit, wie der mächtigen Nervenerregung bei der Feuersbrunst zu para- 
lysiren. Ich habe auch seit dieser Zeit leise Andeutungen in diesem linken 
Daumen gehabt, so oft etwas Empörendes über meinen Lebenspfad läuft, was 
mich dann jedesmal an Cornaro und sein Hilfsmittel erinnert. Immerhin 
verdanke ich gerade der vegetarianischen Lebensweise und der Wasserbehandlung einen 
so gelinden Anfall von der Dame Gicht und ein so rasches Sichempfehlen 
derselben und bin der Ansicht, daß der Mediziner Skoda nicht seit 15—20 
Jahren stets von gefahrdrohenden schmerzhaften Gichtaffeetionen heimgesucht 
worden wäre, wenn er gleich bei dem ersten Anfalle sich selbst mit Wasser be 
handelt und darauf seinem Kollegen Professor H y r t l nachgeahmt und 
streng vegetarianisch gelebt, auch richtige Haut-, Muskel- und Lungen- 
pflege beobachtet hätte. 
all Lun ge np fl ege: Ich vermisse in Niemeyer's Behandlungsvor 
schriften diejenige, daß man Gichtkranken Tag und Nacht frische kühle 
Lust zuführen muß, um dadurch ihrem verminderten Verbrennungsprozeß zu 
Hilfe zu kommen. Wie weit man jetzt noch Skoda durch Wasser- und 
diätetische Behandlung erfolgreich zu Hilfe kommen kann, das läßt sich 
natürlich in soweit vorgeschrittenem altem vieljährigem Falle nicht vorhersagen, 
doch ist als sicher anzunehmen, daß seine horrenden Schmerzen durch feuchte 
Einpackungen und Umschläge, den Uinständen entsprechend temperirte allgemeine 
und lokale Bäder nebst ganz reizloser Diät gemildert und in Folge dieser 
Nervenberuhigung auch seine Schlaflosigkeit vermindert werden würde, woniit also 
schon etwas erreicht wäre, was die gelehrteste medizinische Behandlung bis 
jetzt nicht zu Stande gebracht hat! 
Rekapitulation. 
Was ist Gicht? Eine Ueberheizung des Körperofens, resp. eine Ueber- 
f ü t t e r u n g, eine in Male et quanto dem Verbrauche nicht angepaßte Aufnahme 
von Speisen und Getränken bei mangelhafter H aut -, L » n gen- und M n s k e l p s l e g e. 
Wie wird sie verhütet? Indem man eine geregelte Magen-, Lungen-, 
Haut- und M uskelp flege eintreten läßt, einfach ä la Cornaro IcH! 
W i e wird sie geheilt? Einfach dadurch, daß man die bis nun vernach 
lässigte Magen-, Lungen-, Haut- und M u s k e l p f l e g e, soweit thunlich 
nunmehr auf's Sorgfältigste vornimmt und in akuten Anfällen seine Zuflucht zu der 
modifizirten Wasserbehandlung nimmt, dann kann es Einem nimmermehr pafsiren, 
daß man 2 Jahrzehnte hindurch alljährlich schmerzhafte Gichtanfälle a la 
Skoda bekommt, wodurch eben die schauderhafte Erbärmlichkeit der hochweisen 
Staatsheilkunde sich am besten dokumentirt, was Jeder sich hinter's Ohr schreiben 
mag, dem seine Gesundheit, sein Leben am Herzen liegen!
	        
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