Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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gißt man, daß die früheren Worte noch sehr wenig gehört, und noch weniger 
gläubige Nachfolger gefunden haben. Ehe die naturärztliche Heillere nicht von 
allen Aerzten geübt, nicht von allen Catcdern gelesen wird, und so lange noch 
eine einzige Apoteke besteht, darf von uns nicht nachgelassen werden, in immer 
neuer Form Volk und Regirungen zu ermanen an das, was da vor Allem 
Not tut zu einer besseren Stellung der menschlichen Gesellschaft, an die 
Reform des herrschenden Medizinertums. 
Wenn ich heute Solches an der Hand des vor 56 Jaren zu Wien ver 
storbenen Joh. Pet. Franck abermals tue, „eines — wie das Brockhaus'sche 
Conversationslexikon sagt — der berümtesten Aerzte seiner Zeit", — so wolle 
man nicht sagen, daß seine Worte heute keine Anwendung finden; sie finden es 
noch in vollstem Maße heute wie damals, es wird heute noch nicht ein einziges 
Recept weniger geschriben, und besteht heute noch keine einzige Giftbude, ge 
nannt Apoteke, weniger, wie zu Franck's Zeit, sondern deren drei-, vier-, 
fünfmal mehr! Die civilisirten Völker versinken mit der Sucht nach sinn 
lichen Genüssen an der Hand unserer studirten und staatlich approbirten Aerzte je 
länger je mehr in den Arzneimittelaberglauben, und somit in die Abhängigkeit 
und Tributpflichtigkeit des medizinischen Pristertums! Franck's Ansichten 
über der Mediziner praktisches Treiben und den Wert der medizinischen Studien 
an unseren Hochschulen sind in Wirklichkeit Wort für Wort noch heute maß 
gebend. Und man wolle dabei wol beachten, daß Franck die Gefar des 
ferneren Rcccptcnschwindels für so hoch bedeutsam hält, daß er seine Anklagen 
direct an den Staat, an die Regirungen richtet. Wol uns Deutschen, daß wir 
heute ein Reichsgesundheitsamt haben. Möchte esPeterFranck's 
Warnruf beherzigen. Er lautet: 
Bd. 1, Einleitung, S. 68: „Es ist sicher, ein Staat sollte sich einmal für 
alle Zeit dazu entschlißen, entweder alle Aerzte und ire Kunst gänzlich zu 
verbannen, oder eine Einrichtung zu treffen, wobei das Leben der Menschen 
sicherer wäre, als es jetzt ist, — wo man bei Ausübung diser so 
leicht gefärlichen Wissenschaft weit weniger als bei der 
geringsten Handwerkerzunft auf Ordnung und aus die Mords 
taten^). die im Gemeinwesen von Aerzten und Äfteriirzten geschehen, 
mit weit gleichgültigerem Auge siht, als aus Waldungen, die nicht 
schlagweis gehauen worden. — Ueber die Hälfte unserer Hochschulen — 
(heute alle, gar alle, oder welche etwa wäre auszunemen? — Th. H.) sind 
so ausgeartet, daß sie wie Tuchfabriken järlich eine gewisse 
Anzal von Stücken lifern, die bei den Aerzten oft noch schlechter 
als das geringste Stück ausfallen. Dise jungen Aeskulape überzihen 
dann jedesmal einen gewissen Strich Landes, und wehe demjenigen 
Landstrich, der one Unterschid aus blindem Vertrauen auf 
die großgeschribenen Wörter irer Diplome und auf das 
Vilversprechende irer Attentate, nicht die Borker wider iren 
Zug trifft, als wider jenen der Heuschrecken! — Ich spare es für einen 
anderen Ort, den Nachteil diser Gleichgültigkeit der Gesetzgebung in der wich 
tigsten Sache weiter zu berüren und erinnere hier blos: -atz, weil die Zal 
der Aerzte mit der Zal Jener wächst, welche sich z» den Wissenschaften 
*) Zwar Goethe schon titulirte die Aerzte „freche Mörder"; aber Franck, selbst 
Arzt, der berümtesten Einer, kann ebenfalls nicht umhin, seine Collegenschaft frecher 
Mordtaten anzuklagen. Th. Hahn.
	        
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