Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

Der Itstturarjt. 
für 
naturgemäße Behandlung des menschlichen Körpers 
in gesunden und kranken Tagen. 
Herausgeber und Redacteur: Gustav Wvlbvld in Dresden. 
Mitredacteur: Theodor Hahn auf der Waid bei St. Galten. 
Siebzehnter 
Jahrgang. 
Sctober. 
Anhalt: Votivtafel: Dr. H. Oidtrnanri. (Schluß.) 
1. Nachtrag zu Rikli, falsche Anwendung von Dampfbädern ?c. — 
2. Ein berühmter Mediziner (Skoda) auf dem Schmerzenslager iz. — 
3. Zwei Versammlungen deutscher Vegetarianer, in Stuttgart und Hannover. 
4. Obst aufzubewahren. — 5. Nachtrag zum Kochgeschirr. — 
Correspondeuz, Inserate. Extra-Beilage von W. A. See u r i u s. — 
Monatlich erscheint eine Nummer ä, 1 Vo^eir; ferner jedes Viertel 
jahr eine Ut. Verlag e von ebenfalls 1 Bog.; somit jährlich 16Bogen. 
Preis für ganz Deutschland 5 fttk.; für Oesterreich 3 fl. Pap.: 
für dieSch w ciz 6fr. 50C. Zu beziehen: diree t v. H eraus g eb er 
mit Franco-Zusendung per Post bei Franco - Einsendung des Be 
trages. sowie d. d. Postu. d. Buchhandel. Einzelne Nmflmeru 10 Pf. 
Inserate: die durchlaufende Zeile oder deren Raum *30 Pf. 
Dtffiofftfli* (Schluß.) 
Ich möchte in der Stellung des Referenten Dr. Thilenius um keinen Geldeswerth 
vor aller Welt der Verfasser eines solchen Berichtes sein, welcher, nur um der deutscheil 
Nation das verhaßte Jwpfgesetz a u f z u z w i n g e n , vor den Dokumenten der Geschichte 
und den Zahlen der Statistik sich als nackte Täuschung darstellt. Denn die erste 
Anforderung, die ein Volk an ein von einer so verantwortungsvollen Stelle erstattetes Re 
ferat stellen darf, ist doch gewiß die, daß sein Inhalt nicht u n w a h r sei. Es ist traurig, 
daß ein einzelner Mann, Dr. Thilenius, der seine Unfähigkeit zur sachlichen 
Beurtheilung der Pocken- ltnb Jmpffrage fast in jeder Zeile seiner Reichskommissionsberichte 
dargethan, gleichwohl thatsächlich schon fünf Jahre lang als alleiniger fachmännischer Decer 
nent in der Jmpffrage ungestört den hohen Reichstag mit solchen K i n d e r m ä r ch c n 
tractiren, aus falschen Angabe n öffentliche Meinung machen und für ein Volk von 
mehr als 40 Millionen ein Glaubenszwangsgesetz auf seinen Schultern balanciren darf. 
Denn es steht fest: mit der zufälligen individuellen Anschauung des fachmännischen 
Referenten im Reichstage steht oder fällt das Gesetz. Noch trauriger aber ist es, daß 
von den 397 hochgebildeten Männern des Reichstages mehr als die Hälfte und dazu noch 
die sich liberal nennende Hälfte tolerant gegen den Reichs - Jmpfglanbenszwang bleibt 
und daß diese Herren unerschütterlich nun schon 5 Jahre lang sich von Dr. Thilenius 
so groben Sand in die Augen streuen lassen. Am allertraurigsten aber ist es, daß die 
ganze akademische Heilwissenschaft, welche mit ihrem Schmerzenskinde. dem Jmpfglaubens- 
zwang, schon zu viel geliebängelt hat, über die officielle impffreundliche Sophistik ein 
geschlafen ist, daß mehr als 20 Tausend Aerzte und Stndirende der Medicin wie Ca- 
detten theiln a h m l o s für eine so große social-hygienische Frage abseits stehen, als 
ginge sie das Alles nichts an, und daß nur Wenige es wagen, für die freie Forschung 
in der Jmpffrage.eine Lanze einzulegen, — daß endlich unsere ärztlichen Fachzeitschriften, 
diese Wächter und Vermittler der freien Forschung, es ruhig mit ansehen, wie ihr Dr. Thi 
lenius als ihr enfant terrible auf der hohen Warte des Reichstages so ungeschickt wie 
möglich dem tiefsten Obskurantismus huldigt unb froh ist, die leidige Jmpffrage ein 
geschläfert zu hallen. 
Dr. H. Oldtmann, in „Ein Stück Aberglauben".
	        
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