Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

WT W MT Anmerkung. 
Es ist uns vom „Verein für deutsche Rechtschreibung" in Berlin ein gedrucktes 
Zirkular zugekommen, worin die Redactionen der deutschen Zeitungen und Zeitschriften 
um ire Mitarbeit an der R e g u l i t u n g der orthografischen Frage ersucht 
werden, vorerst nur bei einigen Puncten, über welche fast allgemeine Uebereinstimmung herrsche, 
es sind folgende: 1) Das überflüssige h nach t und vor l, m, N, r in deutschen Wörtern 
wegzulassen (Teil, Rat, Tat, Wolrc.); 2) Scheidung zwischen sf und tz und zwar nach langem 
Vokal sz, nach kurzem ff; 3) immer t statt dt z. B. in tot, töten, statt todt, tödten; 
4) die Vorsilbe miß- und die Endsilbe nis und die Worte bloß, maß immer mit s zu 
setzen; 5) wir fügen noch hinzu: beim Plural von mehr blos mehre, nicht mehrere, 
zu seyen (wie besser — bessere); 6) statt pH f; 7) statt y ----- t; 8) statt ie in mersilb- 
igen Wörtern ----- i. Wir sind Willens, uns dem Verein anzuschlißen und von jetzt 
ab dise vorgeschlagene Rechtschreibung in^zznserer Zeitschrift versuchsweise — wenn 
uns der Setzer dabei an die Hand geht — durchzufüren, und verfelen nicht, davon unsere 
Leser hirmit in Kenntniß zu setzen, um falscher Beurteilung vorzubeugen. Die Red. 
Heine Veinoperation und fort mit den Krücken! 
Meine erste oder Jurrgserkur nach fisiatrischer Weise, 
von 
Gustav WotSokt». 
Motto: 
Was kein Verstand der Verständigen sitzt, 
Das übet in Einfalt ein kindlich Gemüt. 
Wie man im parlamentarischen Leben die erste Rede — eine Jungfer 
rede zu nennen betibt, so sei auch mir gestattet, meine erste selbständige 
Behandlung einer andern Person nach den Regeln der sog. „Wasserkur" 
meine „I u n g f e r k u r" zu betiteln und hier zum Besten zu geben! 
Es war im Herbste 1851, wo ich eines Abends von meinen täglichen 
längeren Nachmittagspromcnaden auf die St. Galler-Berge in meine Wonung 
zurückkerte und da auf meinem Tische die Karte eines Stuttgarter Herrn 
vorfand, mit der Bemerkung, ihn heute noch im Gasthof zum „Hecht" auf 
suchen zu wollen. Ich lebte zur Zeit aus Gesundheitsrücksichten privatisirend 
in St. Gallen. Ich suchte alsbald meinen Landsmann im Hotel auf, 
welcher mir nach gegenseitiger Begrüßung mitteilte, daß er Geldgeschäfte halber 
in einem Oberamtsftätchen in der Nähe des Bodensees gewesen sei und nach 
Absolvirung derselben sich vorgenommen gehabt, mich aufzusuchen, um zu sehen, 
wie es mir gehe, da er vernommen, daß ich mich noch immer in St. Gallen 
aushalte. Das war von dem alten Herrn ser artig und eine Folge kleiner 
Aufmerksamkeiten, die ich ihm das Jar zuvor in Herrenalb im Schwarz 
wald erwisen, wo wir uns in der Wasserheilanstalt des Dr. Zip per len 
kennen gelernt hatten. 
Der Anfangs der 60ger Jare stehende Herr von kräftiger Constitution 
besaß früher eine Goldwarenfabrik und lebte seit irem Verkauf als Rentier 
in Stuttgart, fürte für gewönlich einen einfachen Tisch und suchte seinen kost 
baren Lebcnsfaden alljärlich durch eine mermonatliche Wasserkur möglichst zu 
verlängern ; er hatte, nebenbei gesagt, noch ein Augenleiden, den beginnenden 
grauen Staar, der aber noch nicht operationsreif war, und er sah deshalb 
zimlich schlecht, trachtete daher gern nach einer Begleitung auf den obliga 
torischen Kurpromenaden in die Waldungen; so kam es, daß wir uns täglich 
zusammenfanden, mit einander promeninen und uns dabei die Zeit durch 
Gespräche verkürzten.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.