Volltext: Der Naturarzt 1877 (1877)

35 
sei nur zu ermöglichen durch die umfangreichste Gewährung der Grundbeding 
ungen alles organischen Gedeihens - reine Luft, Licht und frisches 
Wasser, durch nührendeDiät und treue sorgfältige, aufopfernde Pflege. 
Bezüglich der Luft, meint der Vers-, daß cs jetzt wohl nur wenig Aerzte 
mehr gebe, die nicht auf gute Luft im Krankenzimmer sehen und welche Furcht 
haben vordem offenen Fenster. Ich meine aber, daß Dr. Brand sich hierin 
wieder gewaltig täuscht, denn ich erfahre darüber von meinen Patienten öfters 
merkwürdige Berichte, welche vom Gegentheil sprechen! Er, Dr. Brand, 
bedarf, um dem Kranken reine Luft zu verschaffen, keiner besondern Vorrichtung, 
sondern ihm genügt es, einfach alle Fenster im Sommer Tag und Nacht, im 
Winter einige Stunden am Tage (warum nicht auch des Nachts? D. R.) 
zu öffnen; Bezüglich des Trinkwassers gelte die Regel: daß km Typhus 
kranken, welcher niemals zu trinken verlange, gleichviel ob er wache, oder in 
Betäubung liege, alle 10 bis 15 Minuten ein Trunk frisches Wasser gereicht 
werden solle. 
Die Diät anbelangend, meint Verf., daß viel mehr Typhuskranke ver 
hungern, als man sich träumen lasse; es müsse allerdings die Nahrung der 
Verdauungskraft entsprechen und darum sei feste Nahrung nicht angezeigt, 
wohl aber werde Fleischbrühe und Milch durch den ganzen Verlauf gut ver 
tragen und erst später mit Nachlaß des Fiebers und wenn der Kranke im 
Freien promenire, gewähre er gebratenes Fleisch, sonst aber lasse er alle 3 
Stunden durch Tag und Nacht eine Tasse Milch, Caffee mit Milch, Thee 
mit Milch oder Bouillon geben und später lasse er die Nährkraft der Bouillon 
(?) durch Zusatz von Fleisch verstärken. Wenn der Typhuskranke von An 
fang an mit Wasser behandelt würde, so bedürfe er des Weines nicht; 
anders sei es, wenn er erst später in die Behandlung komme, da laute die 
Regel — je später — desto mehr Wein, namentlich vor jedem Bad einen 
Schluck! Dann bespricht er die Eigenschaften eines guten Wärters, da der 
Kranke in schweren Fällen nicht Tag, nicht Nacht ohne Aufsicht sein dürfe; 
dem Typhuskranken seien ferner niemals Federbetten zu gestatten, erst 
nach seiner Entfieberung dürfe er wärmer gehalten werden. Was schließlich 
die Verabreichung von Medikamenten anbelange, so werde man dieselben 
vollständig entbehren können, wenn man den Typhuskranken von Anfang 
ab mit Wasser behandeln könne; trotzdem steht S. 124 folgender Passus: 
Im Uebrigen bin ich keineswegs (?) ein Feind der M e d i k a m entc beim 
Typhus; wie ich dem Calomel und dem Chinin ihren Werth und ihr Recht (?) lasse, werde 
ich mit Frendcn jedes Medikament begrüßen (ei!), welches die Wasserbehandlung nach 
gewiesener Maßen zu unterstützen (?) im Stande ist. Ja, ich bin bereit, selber die Wasser 
behandlung zu refusiren, wenn sich ein Medikament findet (?), welches gleich guten und 
sicheren Erfolg giebt! (?!?) 
Man erkennt hieraus unschwer, daß Dr. Brand den Medizinzopf noch 
nicht ganz abgestreift und den Irrglauben au Arzeneien n och nicht überwunden 
hat, sonst müßte Er sagen: „auch wenn sich ein Medikament finden sollte, das 
scheinbar gleich guten und sichern Erfolg geben sollte, so bleibe Ich für meine 
Person doch beim Wasser, denn dessen herrliche Eigenschaften kann sicher 
kein Medikament der Welt erreichen! Von S. 126 - 179 bespricht Verf. 
unter Ueberschrift „Specielle Behandlung" die des normalen 
Typhus und von S. 180—215 die des degenerirten Typhus und von 
S. 216—346 den Einfluß der Wasserbehandlung auf die Einzelerschein 
ungen des Typhus und den Schluß des Buches bildet II. die Wasser 
behandlung des Flecktyphus, worin Verf. zuerst den Einfluß der 
Wasserbehandlung auf das Krankheitsbild im Flecktyphus und den Verlauf im
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.