Volltext: Der Naturarzt 1877 (1877)

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den man also nicht pfisfigerweise eoupiren lassen kann! Etsch! Ein auderesmal sind 
Sie wohl gescheidter? 
Ab. S. in S. Ebenfalls die Gesichtsrose nach 6 Jahren wieder einmal 
gehabt, t r 0 tz stre ngster fleisch-, b i e r -, wein-, k a f f e e - und t a b a k l 0 f e r 
Diät? Was ich dazu sage, und ob's da nicht vielleicht besser wäre, man lebte wie andere 
Leute und ließe sich jegliches Essen und Trinken gut schmecken, da solche Enthaltsamkeit 
Einen ja doch nicht vor Krankheiten schütze ? Antwort. Oho, was such das für euriose 
Ansichten, wer sagt denn, daß eine solche Lebensweise, bei der vielleicht andere Gesund- 
heitsfactoren wie Lungen-, Haut- uiib Muskelpflege vernachlässigt werden, ein 
Talisman gegen jede Krankheit-Gesundheitsstörung sei? Ohne diese Lebensweise wäre 
die Rose wohl schon früher ltitb heftiger gekommen; auch bringt ja diese Diät einen Lochn 
schon gleich durch das tägliche bessere Wohlbefinden, als bei der modernen Lebensweise ! 
Nur keine falsche Sophisterei, N a t u r g e s e tz bleibt trotz alledem, wenn auch scheinbar 
mal eine Ausnahme vorkommt, Naturgesetz!! — 
Ab. L. in Kassel. Sie schreiben: Ihr 9 Wochen altes Töchterchen leide seit seiner 
Geburt an Bläh u n g und V e r st o p fung und leere nur je am 3. oder 4. Tage aus; 
das von mir brieflich empfohlene Verfahren ,,p e r m a n e n t e r f e u ch t e r L e i b - 
u m s ch s a g" habe Wunder gethan und tägliche 2malige Entleerung bewirkt; es freue 
Sie ungemein, daß Ihre Anhänglichkeit an das''Naturheilverfahren auch hier so schön be 
lohnt worden sei und werden Sie' darum nicht verfehlen, Ihrem Schwager durch diesen 
Fall Zu beweisen, wie wohl er thun würde, wenn er ,,der promovirte und a p pro 
bt r t e Arzt" der Natnrheilkunde die ihr vor A l l e m gebührende Aufmerksamkeit zu 
wenden wollte, da seine v o r h e r gegebenen Rathschläge das Uebel nicht gehoben, auch 
viel umständlicher gewesen, nämlich nur die Mutter im Auge gehabt haben! Antwort. Bei 
kleinen Kindern kann man gerade mit den gelindesten und einfachsten Wassercurproce- 
duren Großes bewirken und die Apotheke ganz und gar entbehren und jährlich Tausende 
am Leben erhalten, die von der approbirten Staatsheilknude 8uu8 fagon hinausgeschafft 
werden! 
Naturheilverein in M i t t w e i d a. Ob Keuchhusten naturärztlich behandelt werden 
könne und wie? Antwort. Warum denn nicht? Der Keuchhusten ist ein Bronchial 
katarrh mit vorwiegend nervösem Charakter, befällt meist nur Kinder bis zu 12 Jahren, 
dauert je nach der Behandlung einige Wochen bis mehre Monate, er tritt Anfangs mit 
Fieber auf, welches sich später verliert; er ist ohne Frage, eine peinliche und sogar gefähr 
liche Krankheit, bei der man den Patienten nicht sorgfältig genug behandeln, für die Be 
handlung aber keine allgemein gültige Regel in wenigen. Worten geben kann. Ich bin 
schon gut gefahren, wenn ich die Kinder blos Morgens und Abends mit naßkaltem Tuche 
abreiben, mit Hals- und Brustnmschlägen zu Bette, bei Tag viel in's Freie gehen und blos 
kalte Milch, Obst und Brod zur Ernährung geben ließbei andern, namentlich wo Fieber 
vorhanden, ordinirte ich Morgens feuchte Ganzpackung bis zum leichte:: Dünsten mit darauf 
folgendem Halbbade mit öfteren liebergießnngen und Abends nasse Abreibung, Hals- und 
Brustumschläge, Nachts Fenster offen, ganz reizlose Diät, Befreiung von der Schule, und 
wieder Einige schickte ich zu Verwandten in eine andere Gegend, wo dann der Keuch 
husten w i e w e g g e b l a s e it war , nicht wiede r zum Vorschein kam , auch nicht 
bei der Rückkehr in's elterliche Haus. Während der schrecklichen Anfälle läßt sich nicht viel 
machen, ich habe zwar schon auf Bitten besorgter Eltern nasse Abreibungen, warme Fuß 
bäder, kalte Klystiere , Halbbad mit Uebergießnngen probirt, aber meiner Meinung nach 
dadurch die Anfälle selten gelinder und kürzer gemacht oder gar beseitigt; der Schwer 
punkt der Behandlung liegt eben beim Beginn der Krankheit! 
Ab. in Kurhessen. Sie beklagen, daß man bei den verschiedenen Resolutionen 
gegen den Impfzwang sowenig die absolute (?) Sicherheit des Naturheil 
verfahrens bei Behandlung der Menschenblattern betone und dadurch klar lege, daß die 
Pocken , wie die andern Ansschlagskrankheiten , auch eben ein Reinigungspro e e ß 
und durchaus nicht die todtliche Krankheit seien, als welche die Jmpffreunde sie stets 
zu schildern belieben, von welchem Gesichtspunkt aus die Schutzpockenimpfung eigentlich ein 
Unding sei, abgesehen von dem zweifelhaften Schutze, beit sie gewährt und welchem man 
sich nur in die Arme geworfen zu einer Zeit , wo man das Wasserheilverfahren und seine 
herrlichen Wirkungen n o ch n i ch t kannte; heutzutage sei' die Impfung aber als Amulet 
eine Schande für die wissenschaftliche Heilkunst und zugleich ein Verbrechen an der 
Menschheit , angesichts der vielen Übeln Folgen, wie z. B. jüngst bei den 190 Kindern 
in Bukau bei Magdeburg, die a l l e durch Impfung syphilitisch geworden; eine gleiche 
Skandalgejchichte sei auch im Regierungsbezirk Trier passirt, die aber von den öffentlichen 
Blättern in Deutschland entweder aus Angst oder weil bestochen — todt geschwiegen 
worden! Sie beklagen sich ferner über die Vermengung der Angriffe auf den Impf 
zwang und den Medicinmo lo ch mit antiklerikalen K u nd g eb un gen
	        
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