Volltext: Der Naturarzt 1877 (1877)

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Meine Antwort auf diesen 2. Brief lautete ungefähr: 
So viel dem Bruder seine Stellung in Prag cs nur immer erlaube, solle 
er täglich 1—2mal einen Gang in's Freie machen, das Rauchen nicht wieder 
anfangen und nach Tabak stinkende Localitäten möglichst meiden, ebenso feminina 
und Tanzböden, wenn thunlich — vegetarianisch fortleben, nur aus 
nahmsweise 1 Glas Bier oder Wein trinken; wöchentlich mindestens 2 laue 
Halbbäder, wobei er sich selbst frottiren möge, wenn kein Diener zu haben; 
täglich Abends Kopfwaschung mit Fußbad und bei offenem Fenster schlafen. 
Im Moment eines Anfalles sei Nichts weiter zu thun, als was oben der Vers 
angiebt. 
Bis zur Stunde erhielt ich keine Kunde von diesem Herrn, weshalb ich 
nach meiner Erfahrung annehmen muß, daß es ihm gut geht, denn sonst hätte 
er oder sein Bruder sich bereits wieder gemeldet! 
Ueber einige andere Fälle wie das Wesen der Epilepsie und die appro- 
b i r t e, wie die kurpfuschende Quacksalberei gegen diese Krankheit 
werde ich itt nächster Nummer berichten. 
Aus der „vergleichenden GesnndheitsMege". 
Von 
mecl. Dr, K. Hrdtmarrrr. 
Fleisch als Krankheitsursache. 
Wir bekommen vom Metzger frisches Kalbfleisch und bedenken nicht, 
daß auch dieses zarte Nahrungsmittel uns zu einer Krankheitsquelle werden 
kann. Wer im Publikum weiß etwas davon, daß häufiger, als wir glauben, 
neugeborne Kälber schon bald nach der Geburt an einer eigenthümlichen Blut 
vergiftung erkranken? — Der Viehzüchter und der Metzger kennen unter dem 
Namen Kälberlähme eine Krankheit der jungen Kälbchen, welche bisher 
für eine örtlich begrenzte Gclenkkrankheit gehalten wurde. Diese Krankheit ist 
aber in neuerer Zeit durch pathologisch-anatomische Untersuchungen der Cadaver 
als eine säulige Blutvergiftung erkannt worden, welche dadurch entsteht, daß 
Faulstoffe des Stalles, Harn, Koth und Dunst durch die offene Nabelwunde 
des Kälbleins sich dem Blute mittheilen oder in Nabelvene und Nabelarterie 
eine Entzündung mit Eiterbildung bewirken und so das ganze Blut und 
Muskelfleisch des Thieres faulig (septisch) vergiften. (Aehnlich verhält sich's 
mit der Fohlenlähme.) 
Wenn wir bedenken, daß erfahrungsgemäß die Kälbchen, wenn sie diese 
„Lähme" zeigen, meist schnell dem Metzger übergeben werden, und daß dieser 
die „Lähme" für ein unschuldiges Leiden hält, so leuchtet ein, wie weittragend 
die Folgerungen sind, welche sich aus diesem Sachverhalte für die Gesundheits 
wacht der menschlichen Fleischnahrung ergeben. 
In größeren Städten kommen bei Menschen vereinzelte Fälle von Brech 
durchfall mit gleichzeitigem Ausbruch bläulichrother Blutzersetzungsflecke vor. 
Solche Fälle dürften nach den neueren Erfahrungen immerhin die Auf 
merksamkeit auf den Genuß verdächtigen Kalbfleisches lenken. Aehnliches gilt 
von furunkulösen und anderen Krankheitsformen, welche mit dem Charakter der 
Fäulniß (wie bei Diphtherie und ähnlichen Krankheiten) einhcrgehen. — Man 
hat bisher den Beziehungen solcher Krankheitszustände zu dem Fleische „lüh- 
pn i g e r" Kälber^ keine Beachtung geschenkt. Es ist mit dieser Kalbfleisch-
	        
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