Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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mllMiiiiiße Vehandlnng -es mensch licht« Lörprrs 
i« gefnu-e« und kranke« Tagen. 
Herausgeber und Redacteur: Gustav Wvlbold in Dresden. 
Inhalt: Votivtafel: Prof. Dr. Ranke. 
1. Nervenleiden — Heilung einer gelähmten Frau. Schluß. Mit 
Anhang : Theorie der H e i l g y m n a st i k. Vorn Herausgeber. 
2. Mein Ueberfall von der Rose. Schluß. Vom HeraUZgrbrr. 
3. Hautpflege oder Haut m i ß h a n d l u n g? vonA. v. Seefeld u. d. Herg. Schluß. 
4. Aufforderung zur Betheiligung an einem vegetarianischen Asyl bei Gernsbach i. B. 
Correspondenz. Inserate. 
Vsliiitafcl. 
Die Luft ist das Brod der Lunge, mit dem einzigen Unterschiede, daß sie geathmet 
und nicht geschluckt wird. Kein Mensch wird sich darauf einlassen, schmutziges Brod zu essen; 
etwas Aehnliches thut aber der, welcher sich in unreiner Luft aufhält; e r vergiftet 
sich nach und nach! In dem Maße, als wir sie durch Athmen verbrauchen, nehmen 
wir der Luft ihre gesunde Beschaffenheit und verunreinigen sie mit gasigen Ausscheidungen, 
die ganz dasselbe sind, wie die Abfälle des Stuhlganges und der Blase. Wurde 
Jemand sich wohl entschließen, einmal Genossenes noch einmal zu genießen? Gewiß nicht! 
Nun wohl — etwas Aehnliches geschieht aber, wenn man eine schon einmal geathmete Luft 
wieder einathmet, ohne sie zu erneuern! Die Hartnäckigkeit, mit welcher sich das Publi 
kum der L u f t e r n e u e r u n g widersetzt, wird uns verständlicher, wenn wir bedenken, daß 
selbst so mancher Arzt unserer Tage, der sich ein richtiges Verständniß der Frage hätte 
verschaffen können, noch so vollkommen falsche Anschauungen darüber hegt! Und was 
sollen wir von der älteren Praxis sagen, welche frische Luft von dem gefürchteten 
„Zuge" nicht zu unterscheiden vermochte? Die Furcht des Publikums vor der 
Lust ist ihm von ärztlicher Seite seiner Zeit beigebracht worden! Lange dauert 
es, bis in das Publikum neue (bessere) ärztliche Ansichten eindringen; einmal aber fest 
gesetzt, sind sie kaum durch eine Macht der Welt wieder auszutreiben. Mit halber Auf 
merksamkeit folgt man den wissenschaftlichen Auseinandersetzungen des Arztes, verspricht 
Abhülfe des Uebelstandes, zuckt hinter seinem Rücken die Achseln über den modernen Neuerer 
und läßt es bei der althergebrachten Unreinlichkeit! Was hilft da in manchen Fällen weiter, 
als das Fenster geradezu einzuschlagen! Luft, frische reine Lust, ist in erster Linie 
Lebens- und Gesundheitsbednrfniß! 
Prof. Dr. I. Ranke in 
„Grundzüge der Physiologie des Menschen".