Volltext: Der Naturarzt 1876 (1876)

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ist, sondern nur, soweit einseitig störende Momente nicht in Frage kommen, 
— ihre tägliche Bewegung! 
Immerhin kann man sich merken: hohe Körpertemperatur steigert 
auch die Pulszahl und lange Dauer derselben bewirkt meistens Herz- 
lähmung, was man im gewöhnlichen Leben dann — Herzschlag nennt; 
wie viele Menschen sterben nicht jährlich am Herzschlag unter den Händen 
der Aerzte, die Nichts von Wasserbehandlung wissen wollen, oder wenn doch, 
dann selbige ganz unrichtig in Anwendung bringen!! — 
Auch die Thätigkeit der Athmungsorgane ist im Fieber eine gesteigerte; 
im gesunden Zustande athmet ein Erwachsener ca. 18mal in der Minute, 
kommt somit ein Athemzug auf 4 Pulsschlüge; anders arbeitet die Lunge beim 
Fiebernden, dieser holt 30 —40mal in der Minute Athem, je nach der 
Höhe des Fiebers; auch die Lunge hat ihren Regulator im Gehirn, arbeitet 
nicht nach Willkür und somit ist einleuchtend, daß das wärmere Blut bei seiner 
Circulation im Gehirn auch diesen reizt und seine Thätigkeit alterirt; ferner 
ist zu beachten, daß die Lunge ganz vom Herz abhängt, weil sie von ihin 
das Blut erhält, das sie zu decarbonisiren hat; wenn nun das Herz erlahmt, 
so ist natürlich der Blutkreislauf in der Lunge gestört und somit der Sauer 
stoffwechsel gehemmt, von dem unser Leben abhängt; hierzu kommt noch, 
daß die Athmung des Liegenden nicht so vollständig geschieht, namentlich in 
dem hintern und untern Theile der Lunge, daher nun eine weitere mecha 
nische Störung und bald auch eine chemische eintritt, da die Ausscheidung 
der bei dem erhöhten Verbrcnnungsproceß auch in größerer Menge ent 
stehenden Kohlensäure trotz der rascheren Athmung doch eine mangelhaftere 
sein muß, als im gesunden Zustande. 
Die Thätigkeit der Verdauungsorganc ist dagegen im Fieber eine 
verminderte, dem Kranken, dessen Zunge bei der großen innern Hitze bald 
trocken und fast steif wird, fehlt der Appetit und widersteht jede Nahrung ; 
dagegen plagt ihn der Durst sehr und ein kühler Trunk gewährt ihm die 
größte Labsal; es gab eine Zeit und cs ist noch nicht so lange her — wo 
derselbe dem schmachtenden Fiebernden von der weisen Staatsheilkunde streng 
stens versagt wurde! Es belegen sich die Lippen bald mit borkig-braunen 
Massen, die Absonderungen des Speichels, Magensaftes, der Galle, des Darm 
saftes liegen darnieder und auch der Stuhlgang wird zurückgehalten und 
sparsamer. 
Was die Thätigkeit der Nieren im Fieber anbelangt, so ist die Harn- 
secretion bei längerer Dauer derselben stets vermindert, weil Haut und 
Lungen mehr Wasser ausscheiden, und darum wird der Harn anch concentrirter, 
dunkler und von höherem specifischen Gewichte; die Menge des Harnstoffes 
und der Harnsäure ist dagegen im Vergleiche mit der Zufuhr stickstoff 
haltigen Ernährungsmaterials eine größere und läßt dieselbe deshalb auf 
einen vermehrten Verfall der eiweißartigen Substanzen schließen. 
Muskelthätigkeit resp. Bewegungsfähigkeit; dieselbe ist im Fieber 
so gut wie aufgehoben und keine Willenskraft ist im Stande, der oft plötzlich 
eintretenden Erlahmung der Muskelthätigkeit zu widerstehen, sogar der 
kräftigste Mann versucht umsonst sich aufrecht zu erhalten, wenn ein Fieber 
ihn überfällt, es geht aber nicht, er muß sich nolens volens niederlegen; außer 
dem schmerzt ihn jede Bewegung; diese Erscheinungen sind lediglich auf Rech 
nung der gesteigerten Wärmeproduction zu setzen, wodurch die beiden 
andern Leistungen, Muskelarbeit und Nervenleitung, sich vermindern 
müssen.
	        
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