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verschiedenen Phasen und Wege erkennen, welche ein Krankheitsprvceß durch- xZ
läuft, sei cs, daß derselbe zum Tode, sei es, daß er zur Genesung führt. Bc
Die Wundarzneikunde (Chirurgie) lehrt uns die Art der Verletzungen
und die hierdurch gegebenen krankhaften Veränderungen der einzelnen Organe fiel
und Organtheile kennen, wie dieselben durch Verwundungen aller Art, Hieb, nr>
Stich, Schuß, Quetschung, Zerreißung, Dehnung, Bruch und dergl. m. gegeben *
werden und zugleich die Hülfs- und Heilmittel, um Heilung herbeizuführen, und , st fl
ebenso behandeln die Augenheilkunde und die Geburtshülfe die Objecte s ^
ihrer Wissenschaft und alle diese Zweige bedürfen, ebenso wie die innere Me- EI
dicin, einer Anzahl von Hülfswissenschaften, nämlich der Physik, der Botanik, j p e
der Mineralogie und Zoologie; ferner der physikalischen Diagnostik, der Lehre au
von den physikalischen Hülfsmitteln und Methoden, um das Wesen und die Art i c i
einer Krankheit zu erkennen, ferner bedarf die innere Medicin der Arznei- nu
mittellehre. Die Therapie nun, d. h. die Lehre von der Behandlung der cl>
Krankheiten zum Zweck der Heilung, stützt sich, soweit sie mit Medicamenten ab
gegen die verschiedenen Krankheiten zu Felde zieht, keineswegs auf die | eb
obengenannten Zweige der exacten Naturwissenschaften, sondern I W
lediglich aus die Erfahrung; ihre medicinischen Verordnungen sind mithin ;
von der Erfahrung dictirt, mit anderen Worten: die Therapie, die Heilkunde he
und Heilkunst ist, soweit sie sich auf Medicamentc stützt, nicht ein Zweig der fte
exacten Naturwissenschaften, sondern eine bloße Erfahrungswissenschaft!
Was nun den Unterschied zwischen dem Heilverfahren der Allopathie nt
und Homöopathie einerseits und der Naturheilkunde andererseits betrifft, de
so ist derselbe in der Natur der zu Heilzwecken angewendeten Mittel gegeben. B
Man kann diesen wesentlichen, principiellen Unterschied vielleicht nicht bündiger j w
bezeichnen, als wenn man sagt, daß Allopathie und Homöopathie die Heilung !
der Krankheiten vorzugsweise mit chemischen Arzneimitteln, die Naturheil
kunde ausschließlich mit physikalischen Heilmitteln herbeizuführen sucht.
Während also Allopathie und Homöopathie die chemische Zusammensetzung des
menschlichen Körpers, den Chemismus unseres Organismus zur hauptsächlichen
Operationsbasis hat, geht die Naturheilkunde nur mit physikalischen Mitteln
zu Werke und ihr Medicamentenschatz besteht in Wasser, Wärme, Kälte, j be
Feuchtigkeit, Trockenheit, Flüssigkeit, heißen Wasserdämpfen, Luft, I fa
Licht rc. _ m
In beiden Fällen werden also Mittel angewendet, welche die Natur m
bietet. Ich weiß recht wohl, daß mir hier die Mehrzahl der Naturheilkundigen scl
entgegenhalten wird, daß ein gewaltiger Unterschied zwischen den Heilmitteln : w
der Medicinärzte und jenen der Naturärzte besteht und, um ein bestimmtes , m
Beispiel anzuführen, daß Wasser als Heilmittel und als unmittelbares Natur- nc
Product, und beispielsweise Salmiakgeist, als Kunstproduct, eben deshalb, weil ; ht
es Kunstproduct ist, hinsichtlich ihrer Güte als Heilmittel himmelweit verschieden ! B
seien. Denn, sagen die Naturheilärzte, das Wasser ist ein natürliches, der m
Salmiakgeist ein künstlich erzeugtes Heilmittel und die Natur kann uns nur ni
auf natürliche, nimmermehr aber aus künstlich erzeugte Heilmittel hingewiesen m
haben. Für den Sachkundigen erscheint dieser Einwand nicht einmal sachlich, ui
am allerwenigsten aber beweiskräftig, sondern naiv und vorurtheilsvoll. Es z A
ist hier nicht der Ort, auf einen Einwand dieser Qualität einzugehen und j T
nachzuweisen, daß es eine äußerst naive Ansicht ist, eine derartige fürsorgliche j B
Bemutterung der Natur anzunehmen, nämlich, daß dieselbe uns gleich von '
vornherein eine specielle Arzneimittellehre mit auf den Weg gegeben habe, : P
während doch das Bedürfniß und die zwingende, unabweisbare Nothwendigkeit ! h