Volltext: Der Naturarzt 1876 (1876)

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über diese ungesetzmäßige Aufforderung sich beschwert, oder wenn richtig, die 
Erklärung abgiebt, daß man nicht Willens sei, sein Kind — vergiften zu taffen 
— (man kann dann ein paar Nummern des N. A. aus der Tasche ziehen, 
worin über Jmpfvergiftungen, bereits über 250 Fälle namhaft gemacht, 
berichtet wird) und darum vorziehe, sich strafen zu lassen, wenn wirklich im 
19. Jahrhundert ein Richter Jemand wegen Ungehorsams gegen solch' medi 
zinischen Humbug (eigener Ausspruch von approbirten Aerzten!) zu strafen 
wagen sollte! Wer aber noch mehr Courage im Leibe hat, der zahlt keine 
Geldstrafe, sondern läßt sich gemüthlich in's Loch stecken und nach abgesessener 
Strafzeit von befreundeten Jmpfketzeru im Triumph aus dem Arrestlokal ab 
holen und sorgt dann noch dafür, daß er in öffentlichen Blättern als 
Märtyrer ausposaunt wird, gerade wie in England, dem Vaterland 
Jenner's, dieses Gründers der Schutzpockenimpfung, wo sie diese Art eklatanter 
Opposition gegen eine versimpelte resp. übertölpelte Gesetzgebung meister 
haft in Scene zu setzen verstehen!! — 
Dflp Wie ich vernahm, hatte der A n t i t m p fverein in Hamburg beschlossen, 
wenn Professor Virchow zur Versammlung kommen sollte, ihm eine respektable Depntanon 
in sein Absteigequartier zu senden mit der höflichen Bitte um Aufklärung, aus welchen 
triftigen Gründen Er die Impfung bei Schafen für verwerflich, bei Menschen 
aber für nützlich finde, da er doch selbst erklärt habe, daß zwischen Thier und Mensch 
bezüglich der Blutalteration kein Unterschied bestehe (s. „R.-A." 1875 Nr. 5). Professor 
Virchow kam aber erst Sonnabend Mittag an, hielt geschwind seinen Vortrag, wozu ihm 
ein Anderer ans Gefälligkeit Platz machte (s. oben) und dampfte dann sofort wieder ab, so daß 
man ihm gar nicht bcikommen konnte. Der Btann muß einen guten S ch n tz g e i st be 
sitzen ! — 
An ha it g. 
1. Bezüglich des in Section 10 (Innere Medizin) angekündigten, mir 
besonders interessanten Vortrags des Dr. Sützbach aus Liegttitz über „Die 
Wärmeentziehungcn im Vorläuferstadium der akuten Krankheiten" 
muß ich hinzufügen, daß ich den Moment leider verpaßte, da ich den ersten 
Vormittag seiner harrend vergeblich im Lokale saß und dann andern Tages 
wieder zu spät kam; ich werde ihn daher erst im Anhang zum Tageblatt zu 
lesen bekommen. Mit Bezug auf diesen Vortrag wurde am Eingang ein 8 
Seiten starkes Heftchen abgegeben, bet. „An die 49. Versammlung deutscher 
Naturforscher und Aerzte in Hamburg von I. Mpper, kk. Oberlieutcnant in 
Gräfenberg", worin derselbe die Festrede dieses Dr. Süßbach zur Schindler 
feier der Versammlung widmet mit der Bitte, daß das von Priesznitz auf 
gestellte Wasser Heilverfahren seiner Wesenheit nach mehr und mehr ge 
würdigt werden möchte, sowie, daß dessen Ueberlegenheit gegenüber den 
vermeint fortschrittlichen Wasserheilmethoden, welche die einfache und mächtige 
Wirkung des Wassers auf die Krankheitszustände des lebenden Organismus 
durch allerlei hypothetische Maßregeln beirren oder aufheben, eine höchst ein 
flußreiche Bestätigung auf's Neue ersühre! 
Ich will nun den Abdruck des Vortrages abwarten, um dann von beiden 
zusammen die Quintessenz mittheilen zu können. 
(Schluß folgt in nä ch ster Nummer.)
	        
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