Volltext: Der Naturarzt 1876 (1876)

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ung; der Dickdarm bläulich-schwarz gefärbt und trocken; die Rindensubstauz 
der Nieren viel dunkler gefärbt, die Häute der Urinblase getrübt, mit starker 
Blutstillung in ihren Adern; die Lunge beinahe zinnoberroth — während jede 
gesunde Lunge blaß rosenroth erscheint — dabei stellenweise verdichtet (hepatisirt); 
die Hirnhaut und Groß- und Kleinhirn blutreich; das Gehirn braunroth mit 
auffallend starken Gefäßerweiterungen; gegen das kleine Gehirn Blutaustritte, 
die Gehirnmasse im ganzen Umfange etwas erweicht. Die Bindehaut der 
Augen aufgewulstet und stark geröthet; bei einem der Thiere ein großer Blut 
austritt iu der Scheide der Sehnerven. 
Wir haben hier das Krankheitsbild einer experimentellen acuten Koch 
salzvergiftung vor uns, wie cs sich im unverdorbenen Thierkörper in so be 
stimmten Zügen ausprägt. Dieses Bild der tödtlichen Kochsalzkrankheit verräth 
uns schon die charakteristische Wirkungsweise und Wirkungsstürke jenes löslichen 
Minerals, welches wir mit beschönigender Betonung das „Gewürz des ge 
meinen Mannes" nennen. — Wäre es nicht sehr interessant, zu der Er- 
krankungs- und Stcrblichkeitsstatistik der niederen Volksklassen — wie wir dies 
von B e l f a st oben summarisch gethan — eine statistische Erhebung des täglichen 
Salzverbrauches zu veranstalten? Vielleicht würden wir in der mißbräuchlichen 
Salzverzehrung, wie in Belfast, so auch in unseren heimischen Städten und 
Provinzen einen jener Faktoren kennen lernen, welche das Blut der „arbeitenden 
Klassen" langsam vergiften und ihre Gesundheit untergraben. Sollte hier nicht 
die Größe des Kochsalzverbrauches auch mit proportional zu den hohen Durch 
schnittszahlen bestimmter Erkrankungen und Sterbefälle stehen? Wir werden 
unten auf dieses statistische Verhalten des Kochsalzschwelgens als eines schuld 
verdächtigen Antecedens vieler Organerkrankungen zurückkommen. 
(Fortsetzung folgt.) 
Bericht Wer die vierte Versammlung 
des deutschen Wereins für öffentliche Kesundheitspffege 
in Düsseldorf a. Rh. 
Am 29., 30. Juni und 1. Juli d. I. waren 214 Mitglieder des zur Zeit 
aus 774, mitunter distinguirten Persönlichkeiten verschiedener Stände (Mediziner, 
Juristen, Beamte, Techniker, Lehrer rc.) bestehenden, über ganz Deutschland, 
Oesterreich und die Schweiz verbreiteten, hygieinischen Vereins beisammen, 
um über zweckmäßige Förderung der öffentlichen (im Gegensatze der privaten) 
Gesundheitspflege (Hygieine), welche in Folge der großen Vervollkommnung 
der Verkehrsmittel eine internationale Angelegenheit geworden ist, zu tagen. 
Oberbürgermeister Dr. Erhardt von München wurde zum Vorsitzenden 
gewählt und Reg. Rath v. Goltz aus Berlin wohnte der Versammlung im 
Aufträge des preußischen Ministeriums bei. Zunächst referirte Ober-Stabsarzt 
Dr. Börner aus Berlin über die öffentliche Gesundheitspflege seit der letzten 
Versammlung und sagte: daß zwar viel Gutes inzwischen geschehen sei, allein 
dem wahren Hygieiniker gewähre dies noch lange keine volle Befriedigung, 
denn die Cholera in Syrien und die Pestbeulenepidemie in Meso 
potamien mahnen Europa zur steten Wachsamkeit, zumal der Grundsatz, daß 
Quarantänen keinerlei Präservativ gegen Epidemien gewähren, noch 
keine allgemeine Anerkennung gefunden und die Morbilitätsstatistik, An 
zeigepflicht der Aerzte, obligatorische Leichenschau und Desinfektion 
der Eisenbahnwaggons (?) noch der gesetzlichen Realisirung harren!
	        
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