Volltext: Der Naturarzt 1876 (1876)

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Bericht über die am 9.Juli in Aittmeida stattgefundene 
vierte Generalversammlung des Ccntralvereins 
siir Aatnrheilknnde in Sachsen. 
Da ich meinen Weg über Riesa genommen, kam ich erst gegen 11 Uhr 
nach Mittweida und fand daher den Saal im Schützenhause daselbst bereits 
ziemlich angefüllt (72 Mitglieder und 4 Gäste) und die Debatten im Gange. 
Nach dem Programm hatte Herr Canitz aus Chemnitz als Vorstand des 
Centralvereins zunächst den Jahresbericht zu liefern, wobei er einen kurzen 
Rückblick auf die bisherige Thätigkeit des Vereins warf und der ersprießlichen 
Resultate desselben gedachte und auch in Zukunft zu treuem Festhalten und 
einigem Zusammengehen auf der bisherigen Bahn aufforderte. Nach ihm be 
richtete der Kassier des Vereins über Einnahmen und Ausgaben im ver 
flossenen Jahre und alsdann kamen die eingegangenen Anträge zur Berathung, 
worunter a. die des Meeraner Vereins lauteten: 1) dahin zu wirken, daß 
noch ein Agitator gewonnen werde, welcher zur Aufklärung öffentliche 
Vorträge an verschiedenen Orten halten könnte, 2) die nächste General 
versammlung in Meerane zu veranstalten; b. die des Mittwcidaer Ver 
eins: die Centralvereinssteuer von 10 Pfennigen auf 5 pro Mitglied und 
Monat zn reduziren und es in's freie Ermessen eines jeden einzelnen Vereines 
zu stellen, in welcher Anzahl derselbe Exemplare des Centralorgans halten 
wollte, welche dann besonders zu bezahlen wären. 
Bezüglich der Gewinnung von phhsiatrischen Agitatoren, die nicht 
viel kosten, aber doch ihren Mann dem Publikum und den Medizinern gegen 
über stellen könnten, erläuterte Herr Canitz den Begriff eines solchen schwie 
rigen Postens dahin, daß man für denselben nicht blos einen oberflächlichen 
Schwätzer brauchen könne, sondern eine Persönlichkeit von sonst makellosem 
Rufe, die mit theoretischem ärztlichen Wissen auch praktische Kenntniß 
und Erfahrung in der Medizin wie im Naturheilverfahren haben sollte, um 
dem Publikum den Unterschied zwischen der auf Universitäten gehätschelten 
Staatsheilkunde und dem stiefmütterlich behandelten Naturheilverfahren und 
ihren Leistungen am Krankenbette klar machen und im Sinne des letzteren 
populär verständlich belehren und Anleitung zur Selbsthülfe geben zu können; 
solche Männer seien zur Zeit noch sehr schwer zu finden; er selbst lehnte 
dann auf geschehene Anfrage für seine Person eine noch weitere Thätigkeit wie 
bisher, mit Rücksicht auf seinen Beruf als angestellter Lehrer, entschieden ab. — 
Es wird ferner Herr Canitz wieder zum Vorsteher des Centralvereins gewählt und 
Chemnitz zumVorort; hierauf für nächsten Generalversammlungsort — Meerane. 
Auf die Frage, wie es mit der auf der vorjährigen Generalversammlung 
beschlossenen Prüfung von Naturärzten und dem in Dresden abzuhaltenden 
Congreß derselben und von Freunden der Naturheilkunde stehe, bemerkt 
der Vorsitzende, daß er hierüber noch nichts Definitives mittheilen könne, da 
er keinerlei Nachrichten von den Vorständen erhalten habe. Ich für meine 
Person möchte den Vorschlag machen, den Berliner Verein aufzufordern: 
die Sache in die Hand zu nehmen und dort in der Metropole des deutschen 
Reichs einen Cougretz von Medizin- und Jm-fketzern anzubahnen und 
zwar zur Zeit des Reichstages, wo dann die Mitglieder desselben eingeladen 
werden sollten, den abendlichen belehrenden Vorträgen beizuwohnen und 
den Kern derselben in sich aufzunehmen und weiter zu entwickeln und im 
Reichstage zu Gunsten des deutschen Volkes zu verwerthen.
	        
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