Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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iiou Deutschland, der selbst Vater und Freund vom Wasserheilverfahren ist, 
um Annahme des P r o t e e t v r a t e s zu ersuchen und ihm bei dieser Gelegen 
heit die Schriften der approb. Jmpfgegner und die Jahrgänge des N.-A. 
zur gefl. Einsichtnahme zuzusenden, da von ihm anzunehmen sei, daß er lieber 
einmal Kaiser eines gesunden, als durch Thierjauche vergifteten brcst- 
haften Germanischen Volkes werden wolle. Kelata refero — habe meinen 
Auftrag hiermit ausgerichtet! 
2) In dem von den Mediciuern sehr geschätzten Handbuch der all 
gemeinen Pathologie von Uhle und Wagner, 6. Auflg. Leipzig 1874 
S. 182/3 steht folgende nette H h p o t h e s e, welche den Studenten der Medizin 
eingepaukt wird (und ein wichtiger Beleg für die nachtheiligen Jmpffolgen): 
„Die Empfänglichkeit für ein C o n t a g-i u m wird durch Impf u n g mit einer 
Modification desselben Contagiums aufgehoben, Pocken, Syphilis ; 
diese Impfung ist nicht nur theoretisch, sondern auch practisch von 
der grössten Wirksamkeit. Die. Impfung wegen Pocken wird seit Jenner 
nur noch um des individuellen Schutzes willen vorgenommen, 
sie geschieht heutzutage nicht mehr durch Uebertragung des Pustelinhaltes 
der Variola vera, sondern stets nur durch Uebertragung der Flüssigkeit der 
Vaccina oder Kuhpocken. (?) Ob bei der allgemein eingeführten und ge 
setzlich gebotenen Kuhpockenim'pfung auch andere Contagien, namentlich 
das syphilitische mit übertragen werden können, darüber sind die 
Meinungen noch verschieden! Indessen sind doch im letzten Jahrzehnt mehrere 
besonders auffallende Beispiele von Uebertragung der S y p h i 1 i s d u r c h 
die Vaccinati0n vorgekommen! InRivalta in Sardinien wurden 
durch Verimpfung unreiner Lymphe binnen 6 Wochen von 63 Kindern 46 syphi 
litisch. Aehnlch verhielt es sich in U n g a r n: Die Grossmutter des abge 
impften Kindes, eine Hebamme, war syphilitisch; bei den geimpften Kindern 
gingen die Schutzpocken in fressende Geschwüre über; es entstanden 
Condylome am After und Affectionen der Mundhöh 1 e; weiterhin 
wurden die Mütter, zuletzt die Väter syphilitisch, so dass 2 Jahre später in 
dem 650 Einwohner zählenden Orte 72 Syphilitische waren!! 
IJfijr* Und das Gutachten der kgl. preuß. „w i s s e n s ch a f t l i ch e n D e p u - 
tation für das Medizinalwesen" sagt: daß keine verbürgte Thatsache vorliege, welche für 
einen nachtheiligen Einfluß der Impfung auf die G e's u n d h e i t des Menschen 
spreche!! Ist das nicht Berliner Windbeutelei im höchsten Grade!!! Pereat! 
3) Seit einigen Jahren sind mehrere fürchterliche F ä l l e zur öffent 
lichen Kenntniß gekommen, wo irgend ein Jmpfarzt ganze Ortschaften durch 
die Impfung mit der Syphilis angesteckt hat. Im Anfange des Jahres 
1872 hat sich ein solches Unglück in der Nachbarschaft von Melnik (Böhmen) 
ereignet, woselbst in mehreren Ortschaften eine nicht geringe Zahl von 
Kindern durch die Impfung an Syphilis erkrankt und theilweise 
gestorben ist. Der Vorstand des Landessanitätsrathes in Böhmen, Dr. 
Skoda hat es jedoch verstanden, die Sache zu vertuschen und todtzu- 
schweigen! Drei Doetoren, welche von diesem fürchterlichen, in der ganzen 
Gegend Aufsehen und Schrecken verbreitenden Vorfalle Anzeigen gemacht Haber:, 
wurden terrorisirt und hätten bald Verweise bekommen, während der Jmpf 
arzt, ein gewöhnlicher Landwundarzt, der auch anderweitige gute Geschäfte macht, 
noch eine Belobung und Auszeichnung erwartet. Die verhängnißvolle Geschichte 
der Syphilisation der Kinder in der Nachbarschaft von Melnik wird sich 
nicht todtschweigen lassen und ich hoffe, daß einer der drei Doetoren die Sache 
wenigstens in dem Umfange veröffentlichen wird, als derselbe mich hierüber in-
	        
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