Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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abhalten, sich sein Schrotmehl so gut es eben geht, auch ferner selbst zu erzeugen, wer 
eben kein ähnliches reell aus der Mühle bekommen kann. Nun kommt aber bezüglich 
der Güte des Weizens Alles das noch in Betracht, wasH. Hahn oben so richtig anführt, 
weshalb auch der gewissenhafteste und geschickteste Müller und Bäcker Nichts dafür kann, 
wenn man nicht immer gleichgutes Schrotmehl und Schrotbrod von ihnen bekommt. 
Schließlich beantworte ich noch eine oftmals an mich gerichtete Frage: Was mit 
dem alten hartgewordenen Weizenschrotbrod anzufangen sei, um es dem Verderben, 
d. h. der Schimmelbildung zu entziehen und für den Nahrungswerth möglichst aus 
zunutzen, wenn man wegen mangelhaftem Gebiß es nicht mehr beißen kann? 
Die Sache liegt einfach so: wer z. B. wie ich beneidens- oder bedauernswerther Garyon 
blos einen Mund zu versorgen hat, reicht mit einem 2 pfünd. Laibchen zwei Tage aus und 
so lange bleibt das gute Schrotbrod, welches am ersten Tage, wo es aus dem Ofen kommt, 
noch nicht gegessen werden sollte, sondern erst am zweiten, immer genießbar; wenn mir 
aber doch einmal ein Rest älter und härter und darum unkaubar wird, so zerschneide oder 
zerklopfe ich ihn in kleine Stücke und lege dieselben Abends in einen Topf, bedecke sie mit 
frischem Wasser, welches ich am andern Morgen trinke oder weggieße, thue diese nun er 
weichten Stücke mit frischeren zusammen in eine kleine Schüssel, aus der ich jeden Morgen 
mein halbes Liter saure Milch genieße. Wer aber eine Freude am Kochen hat, oder 
wem eine Köchin zu Gebote steht, kann sich aus seinen alten harten Brodresten eine vor 
treffliche dicke Wassersuppe kochen, resp. kochen lassen, welche dann mit in Butter gerösteter 
Zwiebel vor dem Genießen die höhere Weihe bekommt. 
Von Berlin wurde mir unlängst ein Zeitungsblatt zugeschickt, worin Bäcker 
meister L. Kästner ein geschrotenes Weizenbrod (?) nach einem neuen ver 
besserten System anzeigt, den Leib ä 20 und 40 Pf.; ich ließ mir ein solches Brod 
kommen, habe aber das verbesserte System nicht herausfinden können und vermuthe, 
daß dasselbe blos Reclame ist;, das Großmann'sche Grahambrod sieht weißer aus 
beim Durchschnitt, hat keine Rrsse außen und keine Blasen innen und ist aus 
feinerem Schrotmehl gemacht, als dieses noch zu verbessernde Berliner „geschrotene 
Weizenbrod"! 
Verschiedenes. 
1. Aus München erhalte ich soeben die Nachricht, daß Herr I. Bleile 
in Thalkirchen, 1 Stunde oberhalb München im Jsarthal, seine 1842 ge 
gründete Wasserheilanstalt an Herrn S. Hermann verkauft und derselbe nun 
Herrn M. Marcus, bisher Assistent in der Steinbacher'schen Anstalt in 
Brunnthal, als leitenden Naturarzt engagirt hat. Näheres kann man aus 
Prospekten ersehen, welche auf Verlangen gratis zugesandt werden. 
2. Herr Karl Ruzicka, k. k. Marincarzt, schreibt mir aus Pola, daß er 
das Glück gehabt, 1857 zur Erdumseglung auf die Fregatte Novara als 
Schiffsarzt kommandirt zu werden. Damals habe er aber leider noch keine 
Kenntniß vom Naturheilverfahren gehabt und so denke er jetzt, wo. ihm dieselbe 
geworden, nur mit Bedauern an seine medizinischen Erlebnisse auf dieser 
Fahrt. Z. B. von Australien ab über Neuseeland und die Frcundschaftsinseln 
bis Valparaiso sei die Mannschaft von der in diesem Erdstrich epidemisch auf 
tretenden sog. „Trockenen Kolik" verfolgt worden. Die Heilung der einzelnen 
Fälle habe sich Monate lang hinausgezogen; er beweine noch jetzt diese Un 
glücklichen, die ihnen in die Hände gefallen, denn sie (die Schiffsärzte) seien 
gegen ihre Abdominalleiden mit Opium und Calomel zu Felde gezogen, was 
eine sehr langwierige schauerliche Salivation (Speichelfluß) mit ihren Neben 
erscheinungen zur Folge gehabt. Nach endlicher Bekämpfung der Salivation 
seien die inzwischen in Hintergrund getretenen Abdominalerscheinungen abermals 
zum Vorschein gekommen und so haben die Wechselfälle kein Ende genommen, 
bis die Epidemie an der Westküste von Amerika von selbst erloschen sei. Ein-
	        
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