Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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einfach den Rath, ohne weitere Umstände gerne das Weizcnkleicbrod g c - 
säuert zu essen, denn es ist besser, von zwei Vortheilen wenigstens einen in 
Anwendung zu ziehen, als beiden zu entsagen. 
Der Backproceß des ungesäuerten Weizenkleiebrodes ist einfach der, 
daß man das Weizenklciemehl mit mehr oder weniger lauem oder kalten: 
Wasser anrührt und zu einem mehr oder weniger festen Teige recht steißig 
durchknetet, bis dieser nicht mehr anhängt. Jetzt läßt inan den Teig noch 
Vs — 1 —1 1 / 2 — 2 Stunden und darüber an einem mehr oder weniger warmen 
Orte stehen, formt ihn dann in beliebige, nicht zu große und nicht zu hohe 
Brode und bäckt diese dann bei zweckmäßiger, recht starker und gleichmäßiger 
Hitze in 1 — 1V2 Stunden (je nach der Größe und Hitze des Ofens) gut aus. 
Damit die obere Rinde des Brodes nicht zu große Blasen bildet, d u r ch st i ch t 
man gewöhnlich vor dem Einschieben der Brodlaibe in den Ofen die obere 
Fläche derselben und damit die Rinde nicht allzu dick und spröde sich ausbäckt, 
frischt man die Brode in der Mitte und am Ende ihrer Backreife, d. h. 
man überfährt die Brode, wenn sie halbfertig gebacken und ebenso noch 
einmal, wenn man sie, fertig gebacken, aus dem Ofen herausnimmt, 
mit einem nassen Tuche oder Schwamm oder einer solchen Bürste oder einem 
größeren Haarpinsel; so erhält die obere Rinde eine größere Weichheit und zu 
gleich ein glänzendes, glattes Aeußere. 
Einer besonderen Backeinrichtung für das Grahambrod bedarf es ge 
wöhnlich nicht, man benützt diejenige, welche man gerade hat; die Kochrohre 
gewöhnlicher Stubenöfen, sowie die Backrohre gewöhnlicher eiserner Sparheerde 
haben sich schon als vollkomwen ausreichend bewährt. 
Grahambrod für Festtage kann man sich in verschiedener Weise bereiten, 
man giebt entweder kleine oder große Weinbeeren oder geschnitzelte dürre 
Birnen oder Zwetschen, eingemachte Quitten oder Feigen mit in den Teig; 
oder man rührt den Teig statt mit lauem Wasser mit lauer Milch an; 
unter Zusatz von Hefe oder Sauerteig, Eiern und Butter, Zucker und Mandeln 
gestalten sich natürlich die Recepte noch viel mannigfaltiger. 
Das eigentlicheGrahambrod hält sich, wenn sonst gut gerathen, im 
Sommer mindestens 4—8 Tage, im Winter mehre Wochen, ohne zu schimmeln 
oder Fäden zu ziehen. Will man es länger aufbewahren, so braucht man es 
nur noch einmal auf 1—1?/ 2 Stunden in den Backofen zurückzugeben; es 
wird hiedurch allerdings noch hart- und dickrindiger und trockener, jedoch ge 
winnt es auch eine mehr als doppelt so große Haltbarkeit und ebenso auch 
neue Schmackhaftigkeit. Noch länger hält es sich von Anfang an zu Zwie 
back verarbeitet. Man schneidet zu dem Zwecke von dem frischgebackenen 
Brode gleichmäßige, etwa fingerdicke Schnitte und giebt diese nochmals in die 
Nachhitze des eben ausgebackenen (?) Ofens zurück. Solche Zwiebacke halten sich 
alsdann, gut trocken und luftig aufbewahrt, Monate lang und liefern eilte 
vortreffliche Grundlage zu Suppen, oder sie sind auch, vorher in Wasser oder 
Milch eingeweicht, einfach ohne weitere Zubereitung zu essen. Ein festes ge 
sundes Zahngebiß verarbeitet sie indeß auch uneingeweicht. 
Nachwort der Redaction. 
Soweit Herr Th. Hahn in seinem „Makrobiotischen Kochbuch." Ich werde nunmehr 
Herrn Großmann (der einzige hiesige Bäckermeister, der mir seit 10 Jahren aus 
verständige und reelle Weise bezüglich der Bereitung des Grahambrodes entgegenkommt) 
zu persuadiren suchen, daß er seine Einrichtungen trifft, um künftig nach obigem Recept 
Grahambrod bereiten zu können und dann meine Beobachtungen bezüglich der Wirkungen 
desselben auf den menschlichen Körper anstellen. Zugleich verfehle ich nicht, alle neu ein-
	        
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