Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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des Hauses, das kälteste, an der Schattenseite gelegene, vielleicht auch das 
senchteste, fast immer das kleinste; denn das gute oder das beste Zimmer braucht 
man zum Salon, wo man seine schönen Möbel und Teppiche zeigt. So bringt 
der verblendete Mensch sein höchstes Gut der Eitelkeit oder Unwissenheit zum 
Opfer; denn viele unserer Krankheiten sind unbedingt 
S ch l a f z i m m e r k r a n k h e i t e n. Sicher wird die Blutarmnth und ihre 
treue Gefährtin, die Skrophulose, und ebenso die Schwindsucht durch die schlechte 
Schlafzimmerlust begünstigt; der Keuchhusten z. B. tritt häufiger während 
der Nacht ans, weil die Kohlensäure, die wir beim Athmen entwickeln, die 
Nerven stark reizt und so den Husten hervorruft, und die Erfahrung lehrt 
z. B., daß der Keuchhusten günstig verläuft, wenn die Kinder fleißig in die 
frische Luft geschickt werden. In neueren Zeiten, durch traurige Erfahrungen 
dazu geführt, hat man die Nothwendigkeit der frischen Luft und der Sonnen 
wärme für Gesunde und für Kranke wieder besser würdigen gelernt. Die besseren 
Ventilationsverhältnissein den Privatwohnungen und in den Spitälern, die 
Baracken und Pavillonssysteme liefern den Beweis, daß in gesunder Luft die 
bösartigsten Krankheiten einen günstigen Verlauf nehmen, oder daß dieselben 
gar nicht auftreten. Im Züricher Spital z. B. ist auf der chirurgischen Ab 
theilung mit ausgezeichneten Resultaten die offene Wundbehandlung eingeführt 
worden, d. h. man heilt die gefährlichsten Wunden durch Luft. Spencer 
Wells, ein ausgezeichneter Frauenarzt, sagt: „Es gibt nur eine Art von 
wirksamer Vcntilationseinrichtung: die Unmöglichkeit, Thüren und Fenster zu 
schließen." In unserer Anstalt werden die Patienten immer darauf angewiesen, 
bei offenem Fenster zu schlafen, und die Brustkranken, wie die Blutarmen und 
Nervösen befinden sich bei dieser Maßregel ausgezeichnet. Ich schlafe schon 
seit sieben Jahren bei offenem Fenster und habe mich dadurch von einem Kopfweh 
befreit, das mich früher fast jeden Morgen belästigte; von Erkältungen, von 
Katarrhen, die ich mir durch diese- Ostenstehen des Fensters, sogar im kältesten 
Winter, zugezogen hätte; keine Spur. 
(Schluß folgt.) 
Ein Iuckersabrilrant wider Willen. 
Krankheitsgeschichte 
nebst Bemerkungen über die Zuckerharnruhr — 
Diabetes mellitus. 
Vom Herausgeber. 
Schluß aus voriger Nummer. 
Die zweite Harnuntersuchung am 12. October lautete: 4,55 °/ 0 Zucker, 
0 Eiweiß, specifisches Gewicht 1035. Meine Tcmperaturmessnng an diesem 
Tage ergab -st 36,4 ° B., Puls 72. 
Die dritte Harnuntersuchung am 20. October lautete: 2,9 °/ 0 Zucker, 
0 Eiweiß, spccif. Gewicht 1024,5. 
Die vierte Harnuntersuchung am 27. October lautete: 1,25 °/ 0 Zucker, 
0 Eiweiß, specif. Gewicht 1014. ^ 
Die fünfte Harnuntersuchung am 2. November ergab keine Spur 
von Zucker, etwas Eiweißtrübung und 1017 spccif. Gewicht. 
Also in vier Wochen ganz zuckerfrei und dabei noch täglich sechs
	        
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