Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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Schriftchens besteht in mehren Abtheilungen, wovon die mit „Einleitung" 
überschriebene die Nerven und ihr Krankwerden schildert, die nächste die 
Ursachen der Krankheit, die 3. das Wesen und Krankheitsbild beleuchtet 
und die 4. die Heilung, resp. die Mittel und Wege zur Heilung angiebt, 
zu welchen Vers, das Wasser, reizlose Diät, geregelte Thätigkeit, 
Selbstbeherrschung und — das eheliche Leben zählt. Zur Bekräftigung 
des letzten Momentes führt er die Aeußerungen mehrer Dichter an und fügt 
unter Anderem noch prosaisch hinzu: 
Die Mehrzahl der Hypochonder rekrutirt sich aus dem Stande der E h e l o s e n. 
In der Ehe schleifen sich die schärfsten Ecken des Egoismus am schnellsten und stärksten 
ab, weil das Familienleben Tag für Tag, Stunde für Stunde, ja oft selbst bei Nacht 
an Pflichten und zwar an liebe Pflichten mahnt. Die Ehe ist darum, wie die festeste 
Grundlage für eine gesunde Entwicklung des Staatslebens, so auch das beste Präservativ 
gegen dieHyPochondrie und unter Umständen selbst das s i ch e r st e H e i l m i t t e l 
für dieselbe, während umgekehrt das ehelose Leben eine wahre Brutstätte (?) 
für alle Arten des Egoismus ist! 
Ob Verf. damit im Allgemeinen Recht hat, möchte ich bezweifeln, denn 
wie viele Klagen kommen dem Arzte nicht gerade bei Verheiratheten vor, 
die oft lieber im Pfefferland sein möchten als — bei einander! Wie oft 
mußte speciell ich für meine Person nicht den Ausspruch vernehmen Md 
wiederum meist von Verheiratheten: „Danken Sie Gott, daß Sie 
noch ledig sind!" Und wenn ich dann scherzend bemerke: Trotzdem rufe 
ich tagtäglich aus: „Wann ihr Götter, wann wird endlich mir der 
höchste Wunsch bescheert?" — so begegne ich besorgten Blicken und der 
warnenden Aeußerung: Bleiben Sie ja ledig, Sie wissen nicht, wie gut 
Sie es jetzt haben!! Und wie Mancher hat sich nicht im Uebermaaße dieses 
ehelichen Glückes eine Kugel durch den Schädel gejagt, wie Manche nicht 
deßhalb in's Wasser sich gestürzt? Jedenfalls gehört dieses Mittel nicht zur 
eigentlichen Therapie, ist nicht probat, steht auch nicht Jedem jederzeit 
nach Belieben zu Diensten, auch wenn er den besten Willen dazu haben 
sollte! Also heißt es bezüglich desselben auch: Was hilft mir der Mantel, 
wenn er nicht gerollt ist! — Wir wollen uns daher lieber an die 4 andern 
Mittel halten, die uns jederzeit zu Gebote stehen und vollständig genügen, den 
Dämon der Hypochondrie zu bannen und uns noch des Verses erinnern: 
Der Hypochonder ist gar bald kurirt, 
Wenn ihn das Leben recht kujonirt! 
Auch des holländischen Arztes, der einem weit entfernten Patienten auf 
gab, nur zu Fuß — per pedes apostolomm — die Reise zu ihm zu machen, 
Zwecks persönlicher Konsultation und — dann ganz gesund beim schlauen 
Arzt ankam! — 
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