Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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nicht getrost besuchen darf? Was nützt mir denn der Küraß, wenn die Kugel 
oder Säbel durchgehen? — Ueber das Stoffuehmen vom Kinde, wovor 
sich manche Mütter so sehr sträuben, spricht Vers. aber ganz richtig: das Stoff 
nehmen schadet nicht nur nicht, sondern hat noch den Nutzen, daß die Jmpf- 
blattcrn, wenn sie geöffnet werden, den Kindern weniger Schmerzen machen, 
daß die Umgebung (der Arm) viel weniger sich entzündet und anschwillt, als 
bei Kindern, denen sie nicht angestochen werden; das Eintauchen der Jmpsnadel 
in die wässerige Flüssigkeit, die von selbst ausfließt, kann natürlich noch weniger 
schmerzen, als das Anstechen selbst. — 
Cap. 8 handelt von der Hundswuth und Wuthkrankheit beim 
Menschen und theilt Vers. darin die Kennzeichen der Hundswuth nach 
Drost Bouley mit und sagt, daß die Wuthkrankheit beim Menschen die 
schrecklichste aller Krankheiten sei, von der Keiner je genesen, und nur durch 
den Biß eines wüthenden Hundes entstehest Von 1863—68 wurden in 
Ansbach 4000 wüthende Hunde gemordet, von welchen 826 Menschen gebissen 
worden und wovon 69 das Opfer der Wuthkrankheit wurden. Diese Mit 
theilung ist sehr ungenau, denn dabei erfährt man nicht, wie viel auf den Biß 
erkrankt sind, wie viel nicht und ferner nicht, bei wie vielen die eingeleitete 
Behandlung etwas genützt hat. Als die beste Behandlungsweise empfiehlt Vers. 
das frühzeitige Ausbrennen der Bißwunde und wo dies nicht möglich, das 
Aussaugen und Ausdrücken der Wunde und das Anlegen einer Binde, 
welche die Wunde von dem gesunden Körpertheile abschließe. Man lese übrigens 
nochmals nach, was Prof. Lorinser über diesen Punkt sagt. N.-A. 1873, Nr. 1—6. 
Im Capitel 9 — Wiederbelebung Ertrunkener— warnt Vers. vor 
dem früher üblichen Verfahren, welches darin bestand, daß man einen solchen 
Unglücklichen auf den Kopf stellte, das verschluckte Wasser zu entleeren; das 
sei Nebensache, denn dasselbe befinde sich im Magen und werde schon durch 
Erbrechen entleert; die Hauptsache sei, daß das Athmen wiederkehre und dies 
werde durch ein abwechselndes Wenden und Drehen vom Rücken auf Brust 
und Bauch und umgekehrt bewerkstelligt, wodurch der natürliche Athmungsprozeß 
am besten nachgeahint wird. 
Cap. 10. Sympathie und andere Wunderkuren. Vers. nennt hier 
6 Krankheiten, bei denen auf dem Lande der Glaube an sympathet. Mittel 
noch immer groß sei und wodurch oft die beste Zeit verloren gehe, in der auf 
richtige Art durch den Arzt geholfen werden könnte; zugegeben, aber vom Arzte 
ohne Medizin, der das Naturheilverfahren versteht. Obige 6 Krankheiten 
sind: 1. der sog. Wurm am Finger, er bestehe in Entzündung und 
Eiterung des Fingers, der Eiter sei der Wurm, der zuletzt den Knochen 
zerstöre, wenn er nicht zeitig herausbefördert werde, und das geschieht mittelst 
Wassercompreffen am allerbesten! 2. Das Wechselfieber oder kaltes Fieber 
(Wasserbehandlung und Luftveränderung, auch richtige Diät, besser als aller 
Sympathiehocuspocus und Medizin dazu), 3. sog. Leibschäden oder Unter 
leibsbrüche — bei Zeiten ein passendes Bruchband und bei Leibe keine 
warme Umschläge, die man noch von manchen Aerzten anwenden sehe, aber 
immer nachtheilig seien, da die Wärme die Gase ausdehne, hier also die 
im Darme angehäufte Luft, die Darmgase, wodurch der Umfang des vor 
gefallenen Darmes vergrößert und die Zurückbringung desselben erschwert werde, 
die Kälte mittelst naßkalter Umschläge bewirke dagegen das Gegentheil, 
ziehe die Darmgase zusammen , wodurch das Bruchstück verkleinert und leichter 
durch die Bruchpforte zurückgebracht werde. 4. Rothlauf; hier müssen Turtel 
tauben, blaues Zuckerpapier, todte Blindschleichen, Mehlbestreuung
	        
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