den Kleinen zur Beruhigung beibringen zu lassen. Wissen denn die Mütter
nicht, sagt Vers., daß sie damit ihren Kindern Gift eingeben, daß sie dadurch
das ohnehin schwache Leben untergraben? Schreit das Kind aus irgend einer
natürlichen Ursache, so ist diese leicht zu ermitteln und bei guten: Willen auch
bald zu heben; ist aber keine natürliche Ursache vorhanden, warum das Kind
so viel schreit, so wenig Schlaf hat, so besteht diese meist in einer Erkrankung
des Kindes; diese 51t ermitteln ist Sache des Arztes und nun ist es Pflicht der
Eltern, dafür zu sorgen, daß dem Kinde Hilfe geschafft werde! — Ganz Recht!
sage ich; aber nur nicht mit Arzneien, sondern auf dem Wege des Natur
heilverfahrens — mittelst Wasser, reiner Luft und reizloser Ernährung,
womit man bei Kindern bei gutem Willen der Eltern immer brillant aus-
kommt! Darum sind auch Kinder meine liebsten Patienten, aber nur wenn
sie gescheidte und ehrliche Eltern haben!! Verf. sagt ferner wörtlich:
„Glaubt ja nicht, daß alle Krankheiten der Kinder unter einem Jahre und noch
später von Zähnen herrühren müssen; wohl tritt häufig Abweichen beim Zahnen
auf, aber es ist ein großer Unterschied zwischen dieser ungefährlichen und oft sogar wohl
thätigen, weil ableitenden Diarrhöe und der oft so g e s ä h r l i ch e n und t ö d t l i ch e n
in Folge von Verdauungsstörungen und E n t z it ndnng der D a r m s ch l e i m h a n t des
Kindes, die bald in Form grünlicher mit Wasser vermischter Fetzen, bald mit zerhackten
dem Eigelb ähnlichen Massen und mit'Schleimabgang auftritt. Ebenso sind die sog. Gichter
oder Fraise n nur in seltenen Fällen Folgeerscheinungen des Zahnens und meist liegen
denselben tiefere Ursachen zu Grunde, deren Beseitigung nur der umsichtigen Behandlung
des Arztes möglich wird, und es genügt nicht, wenn ihr blos da und dorthin wallfahrten
schickt und beten laßt, ihr müßt auch sonst noch eure Schuldigkeit thun, das heißt
dem Kinde ärztliche Hilfe verschaffen; ihr müßt dann aber nicht glauben, daß mit einem
Säftchen oder Mixturchen das Kind schon kurirt werden sönne 2c. — Vielfach hört man
sagen: „Das Kind zahnt durch die Glieder"; was soll das heißen? Wohl nichts an
deres, als das Kind leidet an den Gliedern. Aber Zahnen durch die Glieder, das ist
etwas ganz Unmögliches, Zähne können n i d) t durch d i e Glieder kommen, sondern
die Erscheinungen, die ihr mit dem Ausdrucke „durch die Glieder zahnen" bezeichnet,
treten eben zur Zeit des Zahnens auf und sind Zeichen einer schweren Er
krankung des K in d e s. Diese Krankheit nennt man die englische Krankheit
(Rhachitis), besteht in einer allgemeinen Erkrankung der Knochen und zeichnet
sich durch Erweichung und Zerbrechlichkeit der Knochenmasse aus; sie entsteht meist durch
schlechte unpassende Nahrung und Aufenthalt der Kinder in kalten, dumpfen und feuchten
Wohnungen oder beruht auf erbliche r Anlage.
7. Capitel — Impfen und Jmpfstoffnchmen. Hier entpuppt sich
Verf., wie zu erwarten, als Jmpffrcund und sagt wie befohlen: laßt Euch
über den Nutzen der Impfung nicht irre machen, denn das Impfen schützt
allein vor Blattern!
Dann folgt das Gutachten der mediz. Fakultät in Leipzig und die nach
drückliche Empfehlung der Rcvaccination bei Alt und Jung, sobald eine
Pockenepidemie im Anzug und fügt er schließlich noch die Lüge hinzu, daß
alle Aerzte und Nichtärzte, die früher über die Impfung heidenmäßig
schimpften, in Württemberg wie in Frankreich, nichts Eiligeres zu thun wußten,
als in de» letzten Blatterepidemicn sich über Kopf und Hals impfen zu lassen,
weil sie den Nutzen der Impfung einsehen lernten und sich vor Ansteckung
fürchteten! Woher weiß denn Verf. dies so bestimmt? Dr. Nittinger in
Stuttgart hat diese erbärmliche Lüge der Impfer über ihn gebrandmarkt. Verf.
sagt dann weiter: daß die Blattern im höchsten Grade ansteckend find, ist
durch die Erfahrung und Wissenschaft längst nachgewiesen und zweifellos; darum
solle man Blatternkranke abgesperrt halten, Besuche bei denselben vermeiden,
wie auch die Berührung und Gebrauch ihrer Kleider, Betten; — aber er sagt
uicht: wozu dann eigentlich geimpft werden soll, wenn man dadurch nicht
sicher vor Ansteckung ist und im Bewußtsein dieses Schutzes Blatternkranke