Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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Gustav v. Struve, Zimmermann, Weilshäuser, in Frankreich Gle'tzes 
durch sein Werk „Thalysie", in England Schelley und Lord Byron, in 
Amerika namentlich S. Graham, zu dessen Andenken das ungesäuerte Schrot 
brod der Vegetarianer — Grahambrod — genannt werde, doch sei cs erst 
Th. Hahn auf der Waid gelungen, mit Energie und Erfolg das vcgetari- 
anische Banner aufzupflanzen, wahrscheinlich weil der unter dem Liebig'schen 
Fleischbanner erfolgte, allgemeine Gesundheitsschiffbruch eine Reaction 
herausforderte. Darum fand auch Th. Hahn mehr Anhänger als seine Vor 
gänger, worunter namentlich Ed. Baltzcr es verstanden, die bald zahlreichen 
Gesinnungsgenossen zu einem „deutschen Verein" zu sammeln. 
Im zweiten Vortrag behandelt Verf. hauptsächlich die Schädlichkeit der 
Fleischnahrung, indem er darauf hinweist, daß schon gesundes Fleisch der 
Menschcnnatur zuwider sei, um wie viel mehr nicht erkranktes oder im 
Verderben begriffenes? Und das namentlich in großen Städten dein 
Publikum zur Nahrung gebotene Fleisch sei viel seltener ein gesundes, als man 
gewöhnlich glaube; zum Beleg führt er die Aussprüche von zwei Gewährs 
männern an, nämlich vom Geh.-Rath Gerlach für Berlin, und Obcr-Med.- 
Rath Brandes für Hannover, welche behaupten, daß höchst selten ein 
Stück Vieh an Krankheit draufgche uno zum Abdecker komme, weil Alles 
noch im letzten Augenblick geschlachtet, verkauft und dann von Nichtwissen- 
dcn verzehrt werde. „Der Städter fritzt Alles" sei die Losung! Und diesem 
„Allesfressett" habe cs die Menschheit, zu danken, daß ihre Gesundheit auch 
darnach feie, daß Bandwürmer und Trichinen ihr die Aufwartung mache 
und mehr als 50 °/ 0 aller Todesfälle auf Rechnung nur allein — der Lungen 
schwindsucht zu setzen seien. Im Weiteren citirt Verf. den Prof, und Ge 
heimrath von Gietl, welcher in seiner jüngsten Choleraschrift ganz unver- 
holen 1 Ia aller rasch und tödtlich verlaufenden Cholerafälle dem Genuß aller 
Zubereitungen aus fetten Fleischsortcu und Eingeweiden, namentlich aller 
Artikel aus Charkuterien: sog. Frankfurter und Gothaer Blutwurst, Blut- 
pressack und dem in München beliebten sog. Lcberkäs — Schuld giebt, und 
wörtlich sagt: „daß die Zahl der Fülle unendlich groß sei, welche wenige 
Stunden nach dem Genuß dieser Speisen der heftigsten Cholera verfielen!" 
Darauf geht Verf. auf die Borzüge der reinen Pflanzennahrung über 
und sagt, daß sie ganz andere Bilder liefere, wovon man in jedem Rcisewerk 
die schlagendsten Beispiele finde; er berührt sodann die Geschichte, in deren 
Büchern Stellen genug nachweisen, daß der Vegetarianismus so alt wie 
das Menschengeschlecht und citirt nun verschiedene solche Stellen aus der Bibel 
und griechischen und römischen Autoren; er geht sodann auf die Geographie 
des Vegetarianismus über und sagt, daß im großen Ganzen die Vegetarianer 
numerisch die überwiegende Majorität des Menschengeschlechtes bilden! 
Man nehme gegenwärtig circa 1300 Millionen Menschen auf unserer Erde an, 
worunter gegen 500 Millionen Buddhisten, 400 Millionen Christen, 100 Millionen 
Muhamedaner, 6 Millionen Juden, die übrigen sog. Heiden. Die Buddhisten 
dürfen ihrer Religion nach Nichts von Thieren genießen, die Muhamedaner 
sind der Mehrzahl nach Vegetarianer und wenn wir' in Europa uns ohne 
Fleischbrille umschauen, wie viel Fleischnahrung kommt dann im Durchschnitt 
auf den Kopf der Bevölkerung? Sicher eine so geringe Quantität, daß sie 
kaum noch in Betracht kommt; nur die Städte sind die großen Fleischconsu- 
mcnten, die Städter — fressen ja Alles! — 
Ich will es damit gut sein lassen und nur noch anführen, daß in dein 
Anhange, bet. „Bemerkungen" die Quellen angegeben sind, aus denen Verf.
	        
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