Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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Die rationellste Bereitungsart -es Graham-rodes*) 
von 
Theodor Hahn, 
Naturarzt auf der „obern W a i d" in der Schweiz. 
.Das beste Brod wird stets ein solches sein müssen, welches zugleich alle 
guten Eigenschaften der Schmack- und Nahrhaftigkeit der ursprünglichen Körner 
frucht und die größtmögliche Lockerheit und leichte Kaubarkeit in sich verbindet. 
Ein gutes Brod muß also das Korn in seiner Ganzheit, d. h. in allen seinen 
einzelnen Bestandtheilen enthalten und zugleich durch die Prozesse der Mühle 
und der Küche in ein Gefüge gebracht worden sein, welches von den Kauwerk 
zeugen des heutigen civilisirten Geschlechtes leicht und eindringlich verarbeitet 
tind für den weitereit Verdauungsprozeß vorbereitet werden kann. Demnach 
ist als oberster Grundsatz für jeden Brodbackprozeß der aufzustellen, daß, je 
feiner das Mehl dazu genommen wird, desto lockerer auch und 
desto sicherer das Brod gerätht. Damit ist aber nicht gesagt, daß 
das Brod keine Kleie enthalten soll. Umgekehrt ist, wie schon oben gesagt, 
der un getheilte Kl ei eng eh alt des ursprünglichen Fruchtkornes dem 
Brode unbedingt zuzufügen. Denn obschon die Kleie gar nicht, oder 
doch nur zu sehr geringem Theile von den menschlichen Verdauungsorganen 
gelöst und angeeignet wird, trägt sie doch durch ihren überall vom Munde 
bis zum After ans die Schleimhäute geäußerten m e ch a n i s ch e n Reiz ein 
Wesentliches mit zur vermehrten Schleim- und Säfteabsonderung und damit 
zur leichteren Verdaulichkeit der wirklich nährenden Mehlbestandtheile bei. 
Nun ist aber die Kleie beim Mahlproceß stets ein großes Hinderniß für 
die Herstellbarkeit eines vollkommen feinen Mehles; es bleibt darum nichts 
Anderes übrig, als in der Mühle, nachdem das Korn einmal geschrotcn 
ist, dieses sogenannte Einzugmehl durch ein Sieb in seine Kleiebestandtheile 
und in seine Mehlbestandtheile zu trennen und letztere nochmals auf 
den Stein zu geben**), um sie zu der Feinheit zu mahlen, welche eben 
nöthig ist, daß das Mehl nachher mit Wasser gemischt und von ihm durch 
drungen, leicht und vollständig aufquellen und zur süßen, weinigen Gährung, 
zum sog. Aufgehen übergeführt werden kann. Dem so fein ge 
mahlenen Mehle mischt man dann schließlich die früher ab 
gesiebte Kleie wieder zu. Ein einfach in der Kunstmühle oder gar nur 
auf der Handschrotmühle gcschrotenes Mehl kann nie ein wirkliches 
lockeres Brod geben und was man in dieser Art für Brod ausgiebt, hat 
von diesem in Wahrheit nur die äußere Form, den äußern Schein, nicht 
aber das innere Wesen, ein leichtes lockeres Gefüge, das mit Leichtig 
keit und Bequemlichkeit mit dem Messer geschnitten, mit den Zähnen gekaut, 
von dem Speichel und Schleim der Mundhöhle durchdrungen und weiter 
abwärts verdaut und angeeignet wird. Eben dieser Mangel an der 
gehörigen Feinheit des Mehles zum Grahambrod — diesen 
Namen erhielt das aus Weizen-Schrotmehl, ohne Zusatz, bereitete 
Brod von dem Prof, der Physiologie, Dr. S- Graham, welcher cs zuerst in 
*) Aus dessen „Makrobiotisches Kochbuch" H. Theil, S. 157, siehe „Liter. 
Beilage" IV. vom vorigen Jahr. Die Red. 
**) Dadurch bekommt man allerdings wieder mehr abgeriebenen Steinstaub der Mühl 
steine mit in Kaust der natürlich ganz unverdaulich ist. , D. Red.
	        
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