Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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Zu bemerken ist noch, daß die Journalistik Münchens (Correspondenz 
Hoffmann) dem Vereine die Aufmerksamkeit geschenkt hatte, einen Bericht 
erstatter zu seiner Verhandlung abzusenden; demselben wurde begreiflich die 
Beiwohnung bereitwilligst gestattet. Die Constituiruug gestaltete sich sehr rasch. 
Zum Vorsitzenden wurde Herr Baltzer, zum Schriftführer H. Schlick- 
e y s e n gewählt. 
Nach kurzer Diskussion wurde auch der Entwurf einer Geschäftsordnung 
für die Vereinstage gewählt. Ebenso rasch nahm man den Vorstandsbericht ab. 
Eine längere Diskussion dagegen rief der — nicht persönlich vertretene — 
Antrag des Herrn R o b. Springer in Berlin, betreffend Erlassung eines 
Flugblattes auf Kosten des Vereins, hervor, doch wurde einschließlich auch 
dieser Antrag zum Beschluß erhoben. Dagegen beschwor das nunmehr zu disku- 
tirende Flugblatt mit den 18 Sätzen des in Nr. 73 des Vereinsblattes bereits 
abgedruckten Baltzer'schen Entwurfes und einer Reihe Zusatz- und Gegen 
anträgen des Herrn Henschke von Zürich, die dieser persönlich vertrat, eine 
Diskussion herauf, die erst nach einem endlosen Hin und Wider von Ansichten 
zum Abschluß kam, nichts Wesentliches förderte und also besser unter 
blieben wäre, da obendrein die Voten des Zusatz-und Gegen-Antragstellers 
Herrn Henschke's fast immer von allgemeinem Lächeln, Kopfschütteln begrüßt 
wurden, also von einer außergewöhnlich krankhaften Gereiztheit des Antrag 
stellers zeugten und wesentlich also gar keiner langen Entgegnung und 
Bekämpfung bedurften, sondern ihre kurze Erledigung in einer einfachen 
Abstimmung gefunden hätten. 
Einen bemühenden Eindruck machte es, als gelegentlich der Besprechung 
des 13. Satzes des Flugblattentwurfes von Seiten des Herrn Baltzer's (wie 
auch ein Bericht des oben schon erwähnten Berichterstatters der Hoffmann'- 
schen Correspondenz in der Augsb. Abendzeitung wörtlich anführt), „mit 
aller Schärfe gegen die sog. Naturärzte hergefallen 
wurde, die oft eine wahre Versündigung gegen die Menschheit durch 
ihre angeblich den Vegetarianern nachgeahmten Vorschriften begehen, 
in der That aber nichts mit den Vegetarianern gemein haben. Der 
Vegetarianismus sei ein Princip, während die Heilknnst 
eine angewandte Wissenschaft, er sei eine Sache für alle 
Menschen, während die Heilkunde die Specialwissenschaft Einzelner 
darstelle." Dies Votum des Herrn B a l tz e r 's wurde dadurch doppelt bemühend, 
als gleich darauf der anwesende Medicinae practicus Dock, Arzt der alten oder 
unteren Waid (wie auch wieder bestätigend im Bericht der Augsb. Abend 
zeitung zu lesen), diesem Votum jubelnd beipflichtete. Nur fortgemacht so, 
ihr Herrn mediciuisch Gesinnten und die Naturärzte bei den Vegetarianern 
verdächtigt, wir wollen bald sehen, wie weit die Herrn Vegetarianer ohne die 
Naturärzte kommen und wie bald ihnen die Herren Mediciner den Vege 
tarianismus medicinisch zurecht präparirt haben. Man darf nur ein schönes 
und edles Princip, wie es der Vegetarianismus ist, den Herren Jesuiten von 
der Medicin überweisen und sie werden bald eine Verstümmlung an ihm 
zu Wege gebracht , wo ihn nicht gar zu einem Cadaver, zu einer Leiche 
präparirt haben! Doch — zurück zu meinem Bericht. Das Flugblatt war 
endlich erledigt und da nun die Mittagsstunde drängte — es war nahezu 
3 Uhr geworden — so beseitigte man noch sehr rasch ein paar weitere 
nebensächliche Anträge, und verschob die Vorstandswahl auf die Zeit nach dem 
Essen. Das Essen wurde im Freien genommen. Zu demselben hatten sich
	        
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