Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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Die Behandlung -es Rindbettstebers. 
Vom Herausgeber*) 
Was versteht man denn unter Kindbettfieber, Fieber des Kindes 
oder der Mutter? Gab's schon ein solches, als Frau Eva ihren lieben 
Adam mit den Sprößlingen ihrer gegenseitigen Zuneigung beschenkte? Nein, 
sicherlich nicht, so wenig wie die Thierweiber im Walde eins bekommen, wenn 
sie diesem Naturacte der Fortpflanzung ihren Tribut darbringen. Also existirt 
das Kindbettfieber in der Natur nicht, sondern spukt blos im Hirne der Medi 
ziner, ist die Folge unserer modernen unnatürlichen Lebens- und Er 
ziehungsweise sowie der Verweichlichung, theilweise oder noch 
m e h r der medizinischen geburtshülflichen brutalen Behandlung der Wöchnerinnen 
von Seite der naseweisen Geburtshelfer und Geburtshelferinnen, genannt: 
„Hebammen" (s. Votivtafel in Nro. 6)! Es läßt sich daher diesem Uebel 
stande auf die einfachste Weise vorbeugen, was immer besser ist, als Ge 
schehenes wieder gut resp. Uebles unschädlich machen. In den Lehrbüchern 
der Staatsheilkunde findet man nun über „Kindbettficber" gar Verschiedenes 
angegeben, wovon ich meinen Lesern Zwecks Belehrung einen kleinen Auszug 
nicht vorenthalten will. — 
In „Canstatt-Henoch's Pathologie" steht folgender Passus: 
„Wie getheilt die Meinungen (der Mediziner) über die Natur des Kindbett 
fiebers sind, beweist der Umstand, daß man nicht einmal einig ist, was man unter 
der Benennung „Kindbettfieber" zu verstehen hat. Die Einen bezeichnen jedweden 
im Wochenbett vorkommenden febrilen Zustand als febris puerperalis, Andere hallen 
die Gefährlichkeit des Fiebers für einen wesentlichen Bestandtheil seiner Charakteristik; 
viele Andere gebrauchen diese Benennung nur für endemisch oder epidemisch unter 
Wöchnerinnen herrschende Krankheiten; endlich ist bald die psritonitis, die phlebitis, die 
metritis puerperalis oder die putrescenz der Gebärmutter als diejenige Krankheitsform, 
welche allein den Namen Kindbettficber verdiene, hervorgehoben worden. 
(Schluß in nächster Nummer.) 
*) Anmerkung. Auf mehrfachen Wunsch folgt dieser Artikel, zugleich als Antwort auf 
die Anfrage einiger Abonnenten aus der Schweiz, ob die von Dr. Fiertz in einem Züricher 
Blatt veröffentlichte und oben abgedruckte Behandlung, welche in die Wasserkur herein 
pfuscht, empfehlenswerth resp. richtig sei? G. W. 
Bericht über den am 25. August in Muchen abgehaltenen 
sechsten Vereinstag der deutschen Vegetarianer. 
Von Theodor Hahn in der Schweiz. 
Gemäß Ihrer Aufforderung erstatte ich Ihnen Bericht über den Vereins 
tag der Vegetarianer in München, erlaube mir aber zuvor noch einige kurze 
Bemerkungen über Vereinswescn überhaupt vorauszuschicken. Diese Vor 
bemerkungen mögen zugleich dazu dienen, meinen Bericht als von einem ganz 
eigenartigen , vielleicht allzu subjektiven Standpunkt abgefaßt, zu kennzeichnen. 
Wenn ich nicht irre, war es einer der beiden Gebrüder Schlegel, welcher den 
Satz aüssprach: „Allein bin ich am wenigsten allein!" So konnte 
allerdings nur ein ganz ungewöhnlich selbstständig sich fühlender Mann sprechen; 
die gewöhnliche Menschenklasse dagegen fühlt sich, wenn vereinzelt, im höchsten 
Grade vereinsamt und hat das Bedürfniß, sich für die verschiedenen Richtungen 
ihrer humanitären Bestrebungen zu vereinigen, dieselben gewissermaffen 
gemeinsam zu verfolgen und solcher Weise Erfolge zu erreichen, welche,
	        
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