Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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In Nr. 71 des Verein sblatt hat Freund A. v. Seefeld einen Artikel sud „Zur Ge 
schäftsordnung" gebracht, dem ich Einiges entnehmen will, das mir wie aus der Seele 
geschrieben ist. Vorerst aber kann ich meine Verwunderung nicht verbergen, wie so ge- 
scheidte Leute erst zum 6. Bereinstag den Entwurf einer Geschäftsordnung und nicht 
schon früher vorlegen!! Dieses unpraktische Gebühren ist nicht zum Lobe der guten Sache 
und von der hiesigen Presse vor. Jahr auch nach Gebühr gerüffelt worden. — 
v. Seefeld sagt, daß unser Verein jetzt nachgerade ein festgefügter geworden sei 
und seinen Präsidenten, Schriftführer und Cassirer habe, was feie somit selbstver 
ständlicher, als daß der Präsident den Vorsitz und der Schriftführer das Protokoll 
führt, wenn der Verein zusammenkomme, es sei ihm rein unverständlich, warum dann 
andere Personen dazu erst gewählt werden sollen! Ganz das nämliche habe ich Herrn 
Baltzer am Vereinstag-Morgen hier im Schillerschlößchen gesagt, als er mich zum Vor 
sitzenden pressen wollte, denn Tags zuvor besuchte er mich ausfallender Weise nicht in 
meiner Wohnung, wo ich gar Manches zum bessern Gedeihen des Vereinstages vorher 
mit ihm zu besprechen beabsichtigt hatte und welchen Besuch ich von ihm auch erwarten 
durfte, denn ich war doch nicht sein von ihm mit dem Arrangement beauftragter Sklave, 
der seine Mußarbeit vollbrachte! — 
Das Festmahl anbelangend, so ist Seefeld für Beibehaltung desselben 
und nicht für die von E. Baltzer so hartnäckigproponirte amerikanische Buffetabfütterung; 
man habe bei diesen Mahlen immer eine Anzahl Nichtvegetarianer als Gäste, die uns 
das Opfer bringen, sich einmal ohne Fleisch zu behelfen; es könne ja während der Tafel 
gelegentlich einer launigen Tischrede mitgetheilt werden, daß wir nicht täglich so Vielerlei 
verlangen, daß wir aber an unserem Festtage eben so fröhlich tafeln können, wie sie; er 
wisse wahrlich nicht, was dem entgegen stände! Eben weil H. Baltzer als Präses vorig. 
Jahr mich nicht Tags zuvor besucht und mir so Gelegenheit gegeben hat, das ganze Vereins- 
tags-Arrangement mit ihm gemüthlich zu besprechen, uns darüber zu verständigen und 
dann fest darnach zu handeln, ist die Geschichte nicht wie am Schnürchen gegangen, 
wie sie sonst hätte gehen müssen ungeachtet der elenden Machinationen von ein paar eigen 
nützigen überschnappten Kerlen. 
Schließlich hält Seefeld die ganze Geschäftsordnung für überflüssig, da an 
solchen Vereinstagen keine lange Debatten über Nebendinge, sondern ein möglichst lebendiger 
persönlicher Verkehr wünschenswerth seie und schließt seine Epistel mit den Worten: Lasse 
Jeder zu Hause, was von Uebelnehmereien K. vorhanden ist und bringe Jeder ein frisches 
fröhliches Herz mit, das ist die beste Geschäfts-Ordnung! 
Ich habe Herrn Baltzer, als er unterm 8. Juni vorigen Jahres an mich schrieb, daß 
auf Dresden die Wahl des fünften Vereinstages gefallen sei und zugleich anfrug, wer 
hier die Vorbereitungen dazu treffen könne oder wolle, da er glaube, dieses Geschäft mir 
nicht zumuthen zu dürfen, — nicht geantwortet: 
„Scheren Sie sich zum Teufel, halten Sie Ihren Vereinstag, wo Sie nur immer wollen, 
„und fragen Sie nicht bei einem Menschen an, den Sie vorher durch einen Andern in 
„Ihrem Blatt in höchst voreiliger ungeziemender Weise als „jesuitischen Ve 
getarianer" haben herunter machen lassen" — 
sondern ich bot ihm für den Fall, daß Niemand hier dazu geneigt sein sollte, meine Dienste 
nach besten Kräften an, was sicher seiner Seits nach Ankunft hier eine freundliche Begrüßung 
in meiner Wohnung verdient hätte, wobei dann eine gründliche Besprechung alles 
Geschehenen und noch zu Geschehenden meinerseits beabsichtigt war! Statt 
dessen fand der Vorstand erst am Dienstag Abend nach 8 Uhr sich auf dem Belvedere ein 
und am Mittwoch Morgen war auch keine Gelegenheit mit ihm zu sprechen, da er 
nicht mit in Großen Garten ging, daher der ganze verfahrene Vereinstagskarren, den die 
hiesige Presse mit Recht so scharf tadelte und nun wird hintennach zum Dank vom Hause 
Oesterreich im veget. Adreßbuche der „Naturarzt" gestrichen und sogar der unschuldige 
brave Schrotbrodbäcker Groß mann todtgeschwiegen! Wahrlich der Stuttgarter hat ganz 
Recht, wenn er sagt: Die Tugenden der jetzigen Vegetarianer erheben sich nicht 
über das Niveau der Faustianer! Trotz alledem: Vivat, der 6. Vereinstag!! 
Correspon-en; f ii r Älle intir m i t Mül 
Ab. S. in Z ü r i ch. Sie fragen, wo jetzt Dr. phil. Earl M-u nde sich aufhalte, 
der zuerst über „Prieszmtz" und Gräfenverg geschrieben, den Sie in Amerika persönlich 
kennen gelernt und dessen „Hydrotherapie" 11 sage: Ei lf Auflagen erlebt, deren letzte ihn 
aber wegen seiner Concession an dieHausapotheke unsterblich blamirt 
habe; w o ferner ein Artikel contra M o r i n s o n 'sche Pillen zu lesen sei? Antwort: 
Seit 1869 lebte vr. Munde in Stuttgart, wohin ich ihm den N.-A. honoris causa
	        
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