Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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guter Schlachthammel stillschweigend zu bleche n brauchst, sondern dabei dich noch 
immer mit deinem Mundstück wehren darfst, ja im Interesse Aller — es nach 
Kräften thun sollst! Lese drum vorher noch einmal Nr. 4 und 5 aufmerksam durch, 
präge dir den Inhalt gut ein, lese auch dem dich verurtheilen wollenden Beamten das 
Gutachten der 6 russischen Professoren vor, sowie das über die Lämmer 
imp sung Gesagte und frage ihn dann, ob er den Muth habe dich zu strafen, weil 
du einer solchen Mißgeburt von Gesetz nicht Folge leisten könnest, einem Gesetze, 
dos auf ganz falsche medizinische Hypothesen gegründet ist, die von vielen 
Medizinern selbst verworfen werden! 
2) Willst du aber den Reichsseckel nicht füllen helfen und glaubst du wieder nicht an 
die mittelalterliche Ai ähre der nützlichen Impfung, so lasse in Gottes Namen 
dein Kind impfen, bedinge dir aber pro forma reimen Stoff aus (pro forma 
sage ich, denn es giebt kein reines Gift, keinen reinen Dreck — Gift wie Dreck ist 
immer imreitt für den menschlichen Körper, keines gehört hinein!!) und dann ver 
fahre hintennach auf frischer That wie in Nr. 4 zur Paralisirung der Übeln Folgen 
der Impfung angegeben ist und du wirst es auch nicht zu bereuen haben. 
Den Anti-Jmpfvereinen erlaube ich mir den Vorschlag zu machen, 
noch einen Paragraphen ihren Statuten beizufügen, wonach den Minderbemittelten 
ihrer Mitglieder solche amtliche Proteststrafen aus der gemeinschaftlichen 
Kasse zurückerstattet werden. 
Und zum allerletzten Male mit Cato: 
Ceterum censeo, Yaccinationem esse delendam! 
Frei auf deutsch: Zum Teufel mit der heillosen Impfung! 
Zur Abwehr. 
Die leidige Vegetariersekte in Dresden betreffend. 
Vom Herausgeber. 
Schweiz. Langenthal, 11. Juni. Die Irrenanstalt St. Urban (Schweiz) 
war in den letzt.n Tagen wieder der Schauplatz eines bedauerlichen Ereignisses. 
Ein junger Manu von guter Familie wurde unter sehr zweideutigen Gründen dem 
Directorium der Anstalt übergeben und von demselben zur Voruntersuchung aufge 
nommen. Der Tod machte den Leiden des jungen Mannes ein Ende, nachdem er 
vorher seine Geschichte dem Publikum zu unterbreiten gewusst. Jener vermeint 
liche Kranke scheint vor nicht gar langer Zeit in Dresdens Umgebung einen 
längeren Aufenthalt genommen zu haben, wenigstens spricht er von einer 
anhaltenden Thätigkeit als Oekonom in der Nähe von Pirna, wo er unter An 
derem sich der leidigen Vegetarier-Sekte scheint angeschlossen zu haben. 
Der Herkunft nach ein Schweizer, schien er die Absicht zu haben, sich in seiner 
Heimath anzukaufen, muss aber mit seinem väterlichen Vormunde in einen 
peinlichen Conflict gerathen sein. Die nöthigen Urkunden über eine gefährliche 
Geistesstörung waren von seinem Bruder rasch zur Hand und seine sofortige 
Einsperrung ward blos durch die rechtzeitige Flucht nach Sachsen vereitelt. 
Dem grossmüthigen Rathe seiner dortigen Gönner soll der junge Flüchtling 
seine zeitweilige Rettung verdankt haben, denn die väterlichen Nachforschungen in 
Deutschland blieben lange Zeit erfolglos. Endlich glaubte die Dresdner Be 
hörde sich des unglücklichen Vaters annehmen zu müssen, bedeutete dem in 
Sedlitz weilenden Sohn, die Nähe Dresdens zu meiden, und verwies denselben 
freundschaftlicherweise an das Consulat in Leipzig. Anstatt aber in Leipzig ein Reise 
geld zu erhalten, begab sich unser Flüchtling über den Rhein, verweilte einige 
Zeit in Mühlhausen im Eisass, dann zwang ihn die Noth, sein Vaterland zu be 
treten, wo die Polizei seine halbverhungerte Person aufgreifen liess und nun 
mehr der Tod seiner zweimonatlichen Hungerkur in erwähnter Anstalt ein 
Ende machte. — Welches waren die Beweggründe des Vaters, die Einsperrung 
des jungen Mannes zu verlangen? 
Zu vorstehendem in Nr. 166 der „Dresdner Nach richten" erschienenen, ungemein 
rührenden und romantisch zugestutzten Artikel aus Langenthal habe ich, der Wahr 
heit allein die Ehre gebend, Folgendes zu bemerken:
	        
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