Volltext: Der Naturarzt 1871 (1871)

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(2 Betten sind zur Disposition zu halten), für äußerste Reinlichkeit und 
Ruhe, sowie nährende, substanzlose Diät, die im späteren Verlaufe 
immer kräftiger wird, sorgen. (Leider sindet man in der Privatpraxis 
die Verhältnisse nicht immer so günstig, daß man das Vorstehende genau 
durchführen kann. W.) 
18. Zum Schluß giebt K. noch an, daß die Behandlung mit Bä 
dern das beste Verhinderungsmittel der Ansteckung der Um 
gebung sei, wobei jedoch die gleichzeitige Desinfection der Aborte 
und einzelnen Durchfallsstühle des Kranken durch die bekannten Mittel 
nicht zu versäumen seien! 
Ich möchte dem Allem, als meine Schlußbetrachtung noch hinzu 
fügen, daß Aerzte, welche diese Wasserbehandlung bei ihren Kranken 
durchführen wollen, wenigstens die ersten Male selbst dabei sein und 
den Angehörigen die Behandlung mit Bädern zeigen sollten (welche sie 
vorher selbst gelernt haben müssen!), sonst wird die Sache nicht richtig 
gemacht! Es soll das freilich unter der Würde eines Medizinal- 
Rathes sein, wie mir erzählt wurde, als ich vor Jahr und Tag bei 
einem schweren Typhuskranken, einem 20 jährigen Studenten, die Bade 
prozeduren von Anfang bis zu Ende 4 Wochen lang selbst leitete, ja 
nicht scheute, eine Woche lang sogar Nachts 11 Uhr bei — 15 0 R. Win 
terkälte noch zu kommen, Messung vorzunehmen und dann noch ein drittes 
Halbbad mit Uebergießung energisch zu applieiren. Als diese meine arz 
neilose Wasserbehandlung in einem befreundeten Hause des Patienten 
einem Mediz. Rathe mitgetheilt wurde, soll er gesagt haben: „das ist 
uns längst bekannt, daß kaltes Wasser beim Typhus gün 
stig wirkt, aber ich, als Med.-Rath, kann doch nicht wie 
dieser Laienwasserdoctor den Rock ausziehen und selbst 
Uebergießungen machen'/' Freilich, wenn der gute Mann erst 
wüßte, wie man dafür honorirt wird, dann ließe er diese strapatziöse 
Behandlung erst recht bleiben, unterließe sicher, selbst mit Hand anzu 
legen, die 'Krankheit rascher und günstiger verlaufend zu machen! 
Die Leute bedenken nämlich gar nicht, was dadurch erspart wird, daß 
ihnen in der Blüthe der Jahre ein theures, oft das einzige Familienglied, 
erhalten und bereits nach 4 Wochen ausgangsfähig hergestellt wird, 
während unter medizinischer Behandlung bei meist doppelt, 3-, ja 
4fach so langer Dauer der Krankheit — Zeit, Mühe, Sorgen und mehr 
Kosten erwachsen und — öfters doch Alles umsonst ist und ein 
Todesfall eintritt, den man mit Wasserbehandlung sicher hätte 
verhüten können! Exempla sunt odiosa! d. h. Beispiele sind ver 
haßt! ich aber sage: Beispiele sind unter Umständen — sehr lehr- 
-reich atnb darum darf uns Nichts abhalten, Beispiele aus dem Leben 
und Treiben der Allöopathen anzuführen, damit dem unwissenden und
	        
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