Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

6 
Vorbemerkung. 
Es dürste wohl am Platze sein, den geehrten Lesern Ausschluß zu 
geben, was mich dazu bewogen, gleich beim Antritte meiner selbstständi 
gen Redaction diese schon mehrmals ventilirte Frage abermals auf's 
Tapet zu bringen. Manche von ihnen scheinen derselben wohl auch nicht 
die Wichtigkeit beizulegen, welche sie im Grunde doch recht wohl ver 
dient, denn mehr und mehr muß man vom Publikum den Ausspruch 
vernehmen: „es geht mit der Naturheilkunde gerade wie mit 
der Staatsheilkunde, nämlich es existirt leider auch hier 
keine Einheit; wie dort Allöopathm und Homöopathen ein 
ander feindlich gegenüberstehen und das Publikum nicht 
recht weiß, zu welcher Partei es sich im Falle der Noth 
halten solle, so giebt es hier auch zwei haarscharfe Gegner, 
die Prietznitztnner und die Schrothianer, die nicht schroffer 
sich bekämpfen könnten!" Wer von beiden hat nun aber Recht, 
wer verdient das meiste Vertrauen, an wen soll man sich halten in 
Zeiten der Noth? Das ist wahrlich keine unwichtige Frage, ist für 
manchen eine Lebensfrage, die noch immer nicht endgültig entschiede:: ist, 
noch immer für das Publikum eine offene genannt werden muß! 
Namentlich in Sachsen und vollends hier in Dresden, wohin 
der Naturarzt nach einem Zeitraume von 4 Jahren aus weiter 
Ferne jetzt wieder als in seine alte Heimath und Geburtsstätte zurückge 
kehrt, scheint mir ein Beitrag zur befriedigenden Lösung derselben 
kein überflüssiges Stück Arbeit zu sein, aus dem Grunde nämlich, weil 
zur Zeit hier 2 NatM'heilVereine bestehen, ein älterer, der hpdro- 
diätetische genannt,• welcher nicht streng exclusiv ist, sondern das 
Gute nimmt, wo er es eben findet (der ein „phy siatri sch es Insti 
tut" projectirte, wie den Abnehmern der Jahrgänge 1864 — 1865 
noch erinnerlich sein dürfte, und für welches ich als mitwirkender Natur- 
arzt engagirt worden war; aus dem Projecte ist aber bis zur Stunde 
Nichts geworden, und die gläubigen Seelen haben das Nachsehen nach 
ihrem Gelde, das sie von dem Dr. jur. Meinert, als dem Cessionar des 
Vereins, mit Recht zurückfordern können), und ein jüngerer, diätetischer 
sich nennend, welcher von dem 1868 verstorbenen med. Dr. Kadner 
gegründet wurde. Dieser diätetische Verein hat ausschließlich das 
Schroth'sche Heilverfahren zu seinem Panier erwählt, zu seinem un 
fehlbaren Dogma erhoben, Schroth ist sein Mahomed und zwei An 
stalten befinden sich zur Zeit in Dresden-Neustadt, wo rin dasselbe angeblich ganz 
rein im Geiste Schroth's executirt wird. Die eine davon gehörte diesem 
diätetischen Vereine und wurde von ihm unter dem Präsidium 
des Dr. Kadner Ende der 50er Jahre aus Actien errichtet, unter sehr 
günstigen Bedingungen letzterem in Pacht gegeben, und nach dessen im