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Kindes im Mutterschoße gegeben, wenn frohe Hoffnung und heitere
Zuversicht der Mutter Herz und Gemüth durchströmen, — über wie
manche sonst ach! so mannigfach drohende Gefahren für das im
Schoße werdende Leben vermögen diese Stimmungen sanft und ruhig
hinwegzugeleiten! Wie in reiner Liebe einpfangen, sollte ein jegliches
Kind in voller Hoffnung auch getragen werden. Wehe! Wehe aber,
wo solches nicht der Fall, wo leibliches Elend oder Sorgen und Küm—⸗
merniß des Gemüthes den Blick auf die Stunde der Geburt trüben
und umdunkeln, wo Selbstsucht und Sinnlichkeit der Mutter, des Vaters
schon frühe tiefe Furchen über den Lebenspfad des noch ungebornen
Erdenpilgers ziehen — da kann unmöglich segensreiches Gedeihen sein!
Mutterfreuden und Elternfreuden einerseits und Mutterpflichten und
Elternpflichten andererseits — sie bedingen sich gegenseitig, und nur
dann, wenn die letzteren mit vollem Bewußtsein, mit genauester Er—
kenntniß treu und gewissenhaft beobachtet und erfüllt werden, schon
vom ersten Keime des Kindes an, darf man mit aller Zuversicht auch
auf erstere in Hülle und Fülle rechnen. Gattin und Gatte, möchten
sie doch auf Schritt und Tritt von dem Bewußtsein der mit ihrem
ehelichen Leben eingegangenen Verpflichtungen allseitigst durchdrungen
sein/ ⸗
Die leibliche Pflege der werdenden Mutter, ihr diätetisches Ver—
halten bedingt die gleichen Gesundheitsregeln in sich, wie jene des
Menschen überhaupt, nur verlangen sie in Berücksichtigung der ver—
schiedenen Umstünde mehr oder minder belangreiche Abänderungen. Je
gesunder die hoffnungsvolle Mutter ist, je minder belangreich werden
diese natürlich sein, von der einen Pflicht aber, sich überhaupt die
aͤllgemein gültigen Gesundheitsregeln jetzt erst recht und in der all⸗
seitigsten Weise herzustellen, kann auch der höchste Grad der schon
vorhandenen Gesundheit nicht entbinden. Manche schlummernden Krank—
heitskeime, unter Sorglosigkeit größer genährt, brechen oft plötzlich
während der Schwangerschaft oder bald nach der Geburt um so hef⸗
tiger zu schlimmerem Gedeihen hervor, und wie allerdings der schwan⸗
gere Zustand gewissermaßen einen mehr oder weniger starken Schutz
gegen das Befallenwerden von einer großen Klasse von Krankheiten
dietet, so birgt er doch umgekehrt auch in erhöhtem Grade die Anlage
für eine gleich große Klasse anderer Krankheiten in sich. Die ganz un—
gewohnte Abanderung in der Strömung der Säfte (nach dem Mutter⸗
schoße) bedingt auch eine veränderte, lebhaftere Strömung im Nerven—
systenn der Schwangeren und so kommen Veränderungen im leiblichen
und Gemüthsleben der Schwangeren gar oft zu lebhaftem Ausdruck,