Volltext: Der Naturarzt 1870 (1870)

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2. 
da ιιιασα 
meinen, da ist die eine Meinung so viel werth, als die 
andere. In der dicken ägyptischen Finsterniß der Unwis— 
senheit, in welcher die Aerzte herumtappen, ist auch nicht 
der mindeste Strahl des Lichtes vorhanden, vermöge dessen 
sie sich grientiren können. ““ 
Solche medizinisch-babylonische Ideen- und Sprachenverwirrung 
gibt sich z. B. neuerdings auch wieder kund bei der Behandlung des 
Gesichtsschmerzes (Prosopalgie), eines höchst peinlichen Leidens 
verschiedener Zweige der Gesichtsnerven. Je rath⸗und hülfeloser die 
Mediziner bei der Bewältignng eines Leidens stehen, je mittelreicher 
sind sie gewöhnlich; natürlich: um so weiter müssen sie Umschau halten 
nach einer rettenden That, nach einem das Leiden lösenden Bann, 
und so werden denn um so mannigfaltiger und zahlreicher alle Kästen, 
Flaschen und Büchsen der Apotheker durchprobirt. So nun auch bei 
dem Gesichtsschmerz. Als die ultima ratio, als das letzte Auskunfts⸗ 
mittel galt nun in der neuern Zeit die Neurektomie, d. i. die Durch⸗ 
schneidung der leidenden Nerven, damit die Leitung des Schmerzes 
nach dem Gehirn hin unterbrochen werde. Das war und ist natuůr⸗ 
lich eine Kur nach Art des berühmten Dr. Eisenbart, wurde aber und 
wird heute noch gleichwohl fleißig in Anwendung gebracht, trotz aller 
Gegenanzeigen, im günstigsten Falle doch nur als zeitweilige Hulfe, in— 
dem entweder die durchschnittenen Nervenstumpfe selbst wieder auein⸗— 
anderwachsen, oder durch Bildung neuer Nervenverbindungen (Ana— 
kamosen) die Leitung nach dem Hirn wieder doch hergestellt und das 
Bewußtwerden des Schmerzes abermals zu Stande gebracht wird 
Neuere Chirurgen ersten Ranges und Rufes haben sich schon gan 
entschieden gegen die Neurektomie bei'm Gesichtss chmerz ausgesprochen 
und sie „als gänzlich nutzlos“ in ihrer Praxis aufgegeben⸗U — 3. B. 
Strohmeyer und Otto Weber. Dahingegen krut neueftens Ar 
Wagner wieder für sie und ihre Ehrenrettung in die Schranken. 
Gleichwohl kann er nicht umhin, zu gestehen, daß sie nur das Re— 
sultat der Verzweiflung des Kranken gegenüber der anderweiti— 
gen Machtlosigkeit des Arztes“ war. Traurig, aber wahr! 
Gilt nicht von solchen Aerzten und dem blinden Herumtappen in der 
äghptischen Finsterniß ihrer s. g. Heilwissenschaft gegenüber dem Lichte 
and dem Heile, das in der naturgemäßen Heilweise waltet, wie nir⸗ 
gend wahrer der Bibelspruch: „Sie haben Ohren, und hören nicht; 
lie haben Augen, und sehen nicht!“ 
Das Menschenhirn und sein Wachslhum. Während das Men— 
schenhirn bei der Geburt, also ohne alle voraufgegangene Sinnes- und
	        
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