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Weinflasche zurückweisen und — Wasser trinken. Zwar kümmert uns
all' das wenig, aber unangenehm berührt uns eine derartige Behand⸗
lungsweise immerhin, zumal wir nicht selten bei schlechten Zimmern,
harten Betten und bei unfreundlicher Bedienung eine theure Zeche be⸗
zahlen müssen. Wir wissen uns eben doch gleichsam nur geduldete
Gaͤste. Selbst in der schoͤnsten Gegend können wir uns nicht so recht
von Herzen freuen; die „bösen Menschen“ verderben uns unsern Na—
turgeuͤuß und ach! wie gerne ziehen wir uns wieder zurück in unsere
Einsamkeit, wo wir, unberührt von dem naturwidrigen Treiben der
großen Masse, uns glücklich, heimisch und zufrieden fühlen!
Aunngesichts dieser Thatsachen muß es dem Vegetarianer gewiß
nicht unangenehm sein, in jenen Gegenden, wohin sich. besonders der
Zug der Reisenden wendet, ein freundliches Asyl zu finden, das —
eine Oase in der Wüste der mit Wein-, Tabaks-, Fleisch- und andern
Düften angefüllten Hotels — ihm heimelig zuwinkt und ihn in seiner
Weise bewirthet.
Driie schöne Schweiz erfreut sich alljährlich eines starken Besuches
von Reisenden, die theils im Fluge unsere herrlichen Gegenden durch—
wandern, theils einen längern Aufenthalt in irgend einer schönen Ge—
gend nehmen.
Welcher Schweizerreisende sollte wohl nicht das Mekka der Tou—
risten, den Rigi kennen, jene prächtige Gebirgspyramide, die sich's
gegenwärtig sogar gefallen lassen muß, daß gewinnsüchtige Aktionäre
durch den Bau einer Eisenbahn ihre prächtigen Abhänge verunstalten!
Wer hat nicht schon die herrliche Fernsicht auf Rigi's Spitze be—
wundert und sein Auge nicht mit Wohlgefallen weiden lassen an den
schönen Ufern des Vierwaldstätter- und Zugersees, in deren reinen
und klaren Fluthen der Rigi seinen Scheitel spiegelt.“
Zwar stehen die Ufer des Zugersees jenen des Vierwaldstätter—
see's an Großartigkeit der Gebirgsszenerien nach; allein ihre Schön⸗
heiten gewinnen einen erhöhten Reiz durch die sie umgebende Land⸗
schaft, welche, einem großen Garten vergleichbar, mit Obstbäumen,
Rebenhügeln und Kastanienwäldchen beschattet ist. Dabei überblickt
man in unendlich reichen Schattirungen die bewaldeten Abhänge des
Zugerberges, die stolze Pyramide des Rigi, den seltsam zackigen Pi—
latus und gleichsam als Rahmen dieser wundervollen Landschaft die
schneeigen Firngipfel der Berner-Alpen im Hintergrunde.
Das östliche Seeufer, von den Ausläufern des Zugerberges gegen
die rauhen Winde geschützt, erfreut sich eines so milden Klimas, daß
selbst die Kastanien noch zur Reife gelangen, obgleich der Seespiegel