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Z bis Afachen Lage nasser Leinwand und darüber mit einer Binde von
starkem Stoff (Handtücher), der viel Wasser einsaugt, damit der Ver—
band nicht so leicht austrocknet und anklebt und die sich bildende heilsame
feuchte Wärme zusammengehalten wird, verbunden; wenn sich Abszesse und
in Folge dessen Hitze und Entzündung bildeten, wurde der obere Ver—
band nach Bedürfniß und Gefühl sehr oft gewechselt, der untere blos
drei bis vier Mal täglich, lauwarme Lokalbäder dazwischen genommen,
die bei Brandwunden sehr gute Dienste leisteten, und bei sehr abge—
zehrten, herabgekommenen Individuen auch warme Wannenbäder ver—
wendet, bis sie später kältere vertrugen, sonst aber Alles der Natur
überlassen. Der Erfolg war ein glänzender, denn obgleich Einige dem
Tode nahe und theilweise zum Skelett abgemagert übernommen wur—
den, kehrten doch Alle in blühendem Zustand in ihre Heimat zurück.
Die Mißerfolge der medizinischen Chirurgie haben vorzüglich darin
ihren Grund, daß erstens mit Eis ein ungeheurer Mißbrauch getrie—
ben wird, dessen Anwendung geradezu verwerflich ist, denn große Kälte
hat immer eine starke Reaktion, daher profuse Eiterung, Schwächung
des Patienten, wohl häufig Brand zur Folge. Frisches Brunnen—
wasser, oft gewechselt, genügt jederzeit; ist nach einigen Tagen die
Entzündung vorüber, so muß das Wasser sogar temperirt sein, und
während Anfangs der Verbaud- vier bis fünf Mal und öfter täglich
gewechselt wird, genügt es mit zunehmender Heilung drei bis vier
Mal. Ebenso nachtheilig ist, wie schon erwähnt, das fortwährende
gewaltsame Eingreifen in den Heilprozeß mit Sonde, Messer ꝛc., oder
die Anwendung von trockenen Verbänden und allerlei Hülfsmittel, wie
Jod, Glycerin, Mangan, Kalk, Creosot, sonstiger Wasser und Salben,
die bei Wasser vollkommen überflüssig sind; ebenso ist das Vollstopfen
der Wunden mit Charpie, das jedenfalls die Hetilung verzögert, auch
Brand und der Bildung von Fistelgängen Vorschub leistet, verwerf—
lich; endlich fehlen in den Spitälern alle Einrichtungen für die zur
Reinlichkeit und Hautpflege so nothwendigen Bäder in ausgiebiger Zahl.
Unsere Behandlungsweise dagegen liegt nicht allein im Interesse der Hu—
manitaͤt, sondern auch des Staates, der Tausende von Streitern er—
hält und bei weit schnellerer Herstellung Hunderttausende erspart.
Ueberdies bietet sie den Vortheil, daß sie so einfach ist, daß ein Arzt
mit einer Anzahl Waͤrter eine weit größere Menge Verwundeter be—
dienen kann als jetzt, wo immer Mangel an Aerzten eintritt; Charpie,
deren Bereitung so mühsam und die so massenhaft verwendet wird,
brauchen wir gar nicht, die Verbände dagegen können selbst bei Brand—
wunden, immer wieder gewaschen, durch Monate benützt werden. Dr.