Volltext: Der Naturarzt 1870 (1870)

1857 — 
der Heilung, größere Schmerzen, Rheumatismus in der Wunde oder 
den Umgebungen ꝛc. hervorrufen. Die wärmeren Temperaturen da⸗ 
gegen, von 16—22 Grad R. inkl., verschleppen nur den Heilprozeß, 
indem sie demselben einen verlangsamenden Charakter aufdrücken. Noch 
mehr ist dies der Fall bei der Behandlung mit Wasser von über 
22 Grad R., bis endlich bei lauwarmem Wasser von 26 Grad R. 
und mehr die ganze Heilung wirklich in ein torpides Stadium geräth 
mit allen sich hieran knüpfenden Nachtheilen. Die bei den Allöopathen 
beliebte Anwendung von Eis ist, schon wegen der Gefahr von Meta⸗ 
stasen, ganz unstatthaft. Die Folgen dieser Behandlung mit Eis sind 
oft wahrlich fürchterlich. Uns ist ein Fall bekannt, wo in F. ein kleines 
Kind von 2 Aerzten bei einem Bruche des olekranons (Ellenbogen— 
höckers) buchstäblich mit Eis um seinen Arm gebracht wurde. Man 
hackte dem Kinde den ganzen Unterarm inkl. Ellbogen in Eis ein und 
unterhielt diese Eiseinpackung trotz der fürchterlichsten Schmerzen des 
Patieuten zirka 48 Stunden; dann war der Arm derart abgestorben, 
daß er in Verwesung überging und abgenommen werden mußte. Nicht 
in allen Fällen wird ein so fürchterlicher Unsinn mit dem Eis ge— 
trieben, aber immer hat es schädliche Folgen. Im besten Falle bleibt 
Rheumatismus in der Wunde zurück. Und dabei können wir ver— 
— Wasser⸗ 
behandlung mit 14 —516 Grad. R. am schnellsten weicht, namentlich 
wenn die weiter unten zu erwähnenden Ableitungsformen damit ver— 
bunden werden. 
Wo die Abnahme und demnächstige Erneuerung des Verbandes 
ohne Schwierigkeit und schnell bewerkstelligt werden kann, also 
bei den meisten leichteren Wunden der Gliedmaßen, sowie bei fast 
allen Kopfwunden, werden dieselben erneuert werden müssen; darüber 
läßt sich ein bestimmtes Zeitmaß nicht festsetzen, vielmehr gelten in 
dieser Hinsicht folgende Regeln: 
1) Das Gefühl des Verwundeten ist durchaus maßgebend. Ist 
derselbe bei Besinnung, so wird der Verband erneuert, so oft derselbe 
—V 
Unbehagen zu verspüren. Eine völlige Beseitigung der Wärme in 
der Wundgegend anzustreben, wäre durchaus fehlerhaft. Ist der Kranke 
besinnungslos, resp. nicht dispositionsfähig, so muß auf die äußeren 
Zeichen von Hitze und Unruhe Acht gegeben und demgemäß der Ver— 
band erneuert werden. Der abgenommene Verband muß sich stets 
gut erwärmt anfühlen. Im Allgemeinen wird der Verband im An— 
fange der Behandlung viel öfter, als später, bei starken, blutreichen
	        
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