Volltext: Der Naturarzt 1870 (1870)

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oder gichtische Leiden durchgemacht, fürchtet sie mit vollem Rechte wie 
das Feuer. Ich kenne Gichtische, die alle Jahre nach Teplitz oder Kra— 
süna oder Baden bei Wien reisen und sich die Kur ein gutes Stück Geld 
kosten lassen; aber nur Einen, der aus diesen Bädern vollkommen 
geheilt zurückgekehrt wäre, kenne ich bis zur Stunde nicht; warum? 
weil die Patienten vor, während und nach der Kur bei naturwidriger 
Diät, namentlich beim Fleische und Alkohohu. s. w. verharren; wie 
soll da der Krankheitsstoff, seit vielen Jahren eingenistet, aus dem Kör— 
per ausgestoßen werden? Man möge sich fort und fort baden, waschen 
und frottiren, — bei verkehrter d. h. reizender Kost bleibt sonach akute 
wie chromische Gicht im Körper haften, und die Leiden endigen erst 
mit dem Tode. Der von mir behandelte Fall beweiset, daß die natur⸗ 
gemäße Lebens- und Heilweise den bösen Dämon, genannt: die Gicht, 
mit ganzer Kraft anfaßt und verjagt. Herr T.......Il, Friseur in 
Wien, litt im Winter 1868 an akuter Gicht in den Fußknöcheln; nach 
seiner Aussage habe er sich die Krankheit durch das stetige Oeffnen der 
Thüren im Geschäftslokale zugezogen. Die Schmerzen waren stechend, 
brennend und anhaltend; über Anordnung des Arztes gebrauchte er 
Salben und warme Umschläge. (Haarliesen-Umschläge.) Die Diät 
bestand aus gebratenem Fleische, 1 Seidel Wein per Tag und Kaffee zur 
Tageszeit, wie er in jedem bürgerlichen Hause als obligat eingeführt 
erscheint. Die Frau des Patienten war untröstlich, da er bereits sechs 
Wochen nicht aufzustehen vermochte. Ich sagte kurz: „Bei dieser Diät 
haben Sie die Lähmung der Füße zu gewärtigen, früher oder später.“ 
Ich verordnete eine vollständig reizlose Kost und tägliche zwei malige 
Abreibung der Füße in einem Wasser von 14-5150R. Nach diesen 
Fußbädern fühlte sich der Patient bereits nach 14 Tagen wohler, die 
Schmerzen waren bereits verschwunden, abermals nach 14 Tagen war 
eine noch merklichere Besserung eingetreten, und nach 6 Wochen war 
er bereits wieder ganz rührig in seinem Geschäfte. Ich muß bedauern, 
daß der Patient nach seiner Gesundung wieder von der reizlosen Kost 
abfiel; doch nimmt er täglich set Jahr und Tag seine Fußabreibungen 
vor, und bisher blieb jeder weitere Gichtanfall aus. Dagegen gewährt 
es mir Trost, daß viele Andere, theils durch meine Schriften, theils 
durch mein Wort Bekehrte treue Anhänger der naturgemäßen Lebens— 
weise geblieben sind. Einen Beleg hiefür wird der nächste Aufsatz 
bringen. 
ö— — —
	        
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