Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

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zie Kleinen zu Erkältungen, katarrhalischen und croupösen jenuß zu empfinden, den es gewährt, wenn man mit kräf— 
Entzundungen geneigtätt.— gem Hunger zu einer einfach besetzten Tafel sich setzt! — 
Die entsprechende Temperatur sei in den ersten Wochen Nan sehe deßhalb streng darauf, dem Kind nur dann zu 
24260. R., später 20-220R. Abzukochen braucht rinken zu geben, wenn es ernstlich hungrig ist; dadurch wird 
nan die Milch nicht; sie verliert dadurch im Gegentheil. in kräftiger vollständiger Verdauungs- und Ernährungspro— 
von Verschleimung des Magens mit ungekochter Milch ist eß erzielt, und zur weitern normalen ungehinderten Entwick— 
eine Rede; nur den Thee und „Nüggi“ ferngehalten, ung des Kindes ungemein viel beigetragen. Die Mahl— 
zann weiß der Magen seine Arbeit schon ohne Störung zu eiten, anfangs kleiner und öfter, auch durch die Nacht wie— 
errichten. — erholt, werden nach und nach größer und müssen dafür also 
Die Kuhmilch ist aber immer ein nothdürftiger uch seltener werden. Schon nach 4—6 Monaten sollte 
krsatz für die Muttermilch; sie hat weniger Zucker und aan darauf hinwirken, eine Regelmäßigkeit in den Mahlzei— 
nehr Buttergehalt. Diese Uebelstände gleicht man aus, in⸗ en herzustellen, und dieselben in der Nacht ganz aufzugeben. 
em man in den ersten 2—4 Wochen zuerst die Hälfte Das Kind hat bessere Ruhe und einen wohlthätigern Schlaf, 
Wasser zusetzt, und von Woche zu Woche diesen Wasserzu- venn es in der Nacht nicht trinkt, — und das ist für's 
atz vermindert; und daß man etwas Zucker, am besten dind wie die Mutter ein großer Vortheil. 
Nilchzucker, beimischt. Der Zuckergehalt soll aber sehr Die Ruhe ist wie für die Mutter, so für den Neuge— 
jering sein, so daß die Milch nur etwas süßlich schmeckt; hornen ebenfalls ein wichtiger Punkt. Viele Leute betrachten 
u viel Zucker überreizt. U 8 als eine Pflicht, die Kinder recht herumzutragen und zu 
Die Zahl der Mahlzeiten ist ebenfalls wichtig. Ein chaukeln. Das ist nicht nöthig, ja dem Kinde selbst so— 
leines Kind kann leicht überfüttert werden, namentlich wenn ar, ehe man es dazu gewöhnt hat, lästig. Nirgends ruht 
nan ihm die Säugflasche zu jeder Zeit oder gar Stunden-, ind liegt es so behaglich, wie im Bettchen auf lockerer Un— 
Tage⸗ und Nächte lang zu beliebiger Verfügung stellt. Es erlage, einem Spreusäckchen; dort kann es frei und unbe— 
zibt indeß noch einen andern Weg, auf welchem das Kind zu ungt liegen, ungehemmt seine Glieder regen und seine kleinen 
berreichlichen und überzähligen Mahlzeiten veranlaßt wird. chwachen Versuche zu Kraftanstrengungen machen, die seine 
Durch zu reichlichen Zuckerzusatz zur Nahrung nämlich wird och unvollendeten Muskelgebilde ausbilden helfen. Ist das 
zie Genußsucht angefacht und das Kind veranlaßt, mehr zu dind des Schlafs bedürftig, so wird es gewiß in der behag— 
rinken, als ihm nothwendig ist. Die zu häufigen Mahl- cchen Bettlage am ehesten entschlummern, ohne Tragen und 
eiten aber finden gar oft ihre Hauptursache darin, daß die Schaukeln und Wiegen. Dagegen kann man ihm auch diese 
Mutter bei jedem Schrei des Kindes mit Speis' und Tr ank lnart angewöhnen, bis es schwer mehr schläft, ohne getragen 
hm den Mund stopfen will, — wie wenn das Kind nur nd geschaukelt zu werden. Das Schaukeln, in der Wiege 
chreie, wenn es hungrig oder durstig ist. Wenn es unbe— efonders, hat zudem den großen Nachtheil, daß es dem Kinde 
saglich liegt, wenn es durch die Bande zu stark beengt wird, lufregung, Schwindel und zuletzt bedenkliche nervose Zustände 
venn es „naß“ ist, wenn es Bauchweh hat, ꝛc. ꝛc,, da muß uzieht; auf dieser Nervenbetäubung eben beruht die Mög— 
Alemal der Mund zuerst gestopft sein mit irgend etwas, ichkeit, ein Kind in Schlaf zu wiegen, das nicht schläfrig 
as den Gaumen kitzelt. Wie wollte da ein Kind Genüg— st. Darum ist die Wiege durchaus verwerflich, und 
samkeit lernen? — Im Gegentheil, erst dann sollte man un ihre Stelle sollte das feste Bettchen gesetzt werden. 
Aeinen Kindern die Nahrung bieten, wenn man sicher ist, Ueber die Kleidung herrschen vielfach irrige Ansichten. 
daß sie einzig darnach verlangen. Wenn ein Kind schreit, Es gibt Leute, die da glauben, die Schwäche und Zartheit 
sollte man zuerst nachsehen, ob es rein und trocken ist; ob des Kindes erfordern ein festes Einbinden vom Kinn bis 
seine Lage frei und bequem; ob es von seinen Kleidern be⸗ ur Zehe, um Verkrümmungen zu verhüten. Wodurch 
zrückt sei; ob es keine Schmerzen habe, ob es nicht ins dllen Verkrümmungen vollbracht werden? Etwa durch die 
Freie, au die frische Luft und nach Abwechslung begehrt. ithletischen Bewegungen des Kleinen? Man traue doch der 
krst dann, wenn trotz aller Nachhülfe das Weinen nicht auf- Natur mehr Weisheit zu! Man bedenke, daß im gleichen 
hört, ja heftiger wird, sollte man Hunger oder Durst Lerhältnisse wie die zarten Glieder des Kindes zu schwach sind, 
ils Ursache der Unzufriedenheit annehmen. Diese umständ- im starken Druck oder heftige Bewgungen auszuhalten, diese 
liche Untersuchung ist übrigens für eine liebende, sorgsame, dräfte des Kindes auch zu schwach sind, um solchen Druck 
vach same Mutter ganz überflüssig; sie erkennt die Bedürf- uuszuüben und solch' heftige Bewegungen auszuführen. Kinder 
uüisse ihres Kindes am Klang der Stimme, am Ausdruck vxauchen also nicht festgewickelt zu werden. Dieses Festwickeln 
es Gesichts, an den Bewegungen des Körpers. Sie er⸗ Jat aber auch noch nebst der Zwecklosigkeit seinen positiven 
lennt sogleich den lebhaften dringenden Ruf des hungern— Nachtheil. Durch das Festwickeln wird die Brust eingeschnürt, 
den Kindes. Hunger und Durst, wenn sie sich ernstlich and sie kann sich also nicht voll entwickeln; die Arme und Beine 
einstellen, sind en ergi sche unabweis liche Regungen, de — können sich nicht frei bewegen, und es ist das Kind also eigent— 
ꝛen Stimme nicht wohl mißverstanden werden kann. En— ich an der Entwicklung seiner Muskelgebilde behindert; die Beine 
zrgisch aber soll der Hunger sein, bevor er gestillt werden ind Arme, welche während 9 Monaten im Mutterleibe zwar 
darf. Wer aus lauter Gewohnheit, oder dem Gaumen zu usammengebogen waren, aber doch schon stetige Streckversuche 
iebe mit halbem Appetit seine Mahlzeit nimmt, kommt zu⸗ nachten, werden ferner jetzt durch die kräftigen Finger der 
letzt auf den Punkt, auf dem in der jetzigen genußschwelge— Hebamme ohne Weiters in die gerade Richtung gezwängt, 
ꝛischen Zeit so Viele leider schon angekommen sind: Den imd durch das Festwickeln in dieser steifen Haltung erhalten. 
Hungermangel, wo Einer Jahr ein Jahr aus maschi- Vie macht der Wahn doch die Menschen sorglos und grau— 
nenmaͤßig seine Mahlzeiten nimmt, ohne je einmal den Hoch⸗ am gegen die, die ihm am theuersten sind!!
	        
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