Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

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zracht und glaube ich also sicher zu obigem Schlusse be— 
ꝛechtigt zu sein. DJ 
Reben einem im vergangenen Sommer stattgefundenen 
raurigen, in den Annalen der Gerichtsbarkeit sicher ein— 
ig dastehenden Impfprozesse, wo ich durch einen glücklichen 
Zufall mit dem „Naturarzt“ bekannt wurde, danke ich es 
dorzugsweise dem edeln Naturfreund Hrn. Zimmermeister 
3. in J., der mich auf die Segnungen der Naturheil— 
unde aufmerksam gemacht und mich veranlaßte, auf den 
„Naturarzt“ zu abonniren. Wie vielen hundert Leidenden 
herselbe durch physiatrische Behandlung auf die menschen— 
rreundliche Weise Leben und Gesundheit erhalten hat, ist 
allbekannt. Möge derselbe noch viele Jahre trotz der hie— 
Jei natürlich nicht fehlenden Anfeindung und Verfolgung 
von allopathischer Seite zum Heil der leidenden Mensch— 
heit wirken. 
auf, daß durch den Salzsäure-Soda⸗, resp. Salzzusatz *) 
der natürliche, köstlichwürzige Geschmack des Kleien- oder 
Brahambrodes nahezu gänzlich verloren geht, verdeckt, ja 
ich mögte sagen, ekelhaft vergiftet wird — ein instinctiv 
atürlicher Gaumen stößt solch gesalzenes Brod mit Ekel 
don sich — mögten wir die Lockerung des Brodes nach 
die big'scher Angabe für alle Fälle als schädlich und un— 
nöthig verdammen. 
Ja, abgesehen schon von diesen drei Einwänden, wäre 
noch darauf hinzuweisen, daß das doppeltkohlensaure Na— 
ron oft schon nicht ganz rein erhältlich ist, daß aber die 
käufliche Salzsäure immer höchst unrein und schwefel— 
oder arsenikhaltig, die chemisch reine Salzsäure der Apo— 
theken aber ziemlich theuer ist. 
Zum Schluß sei noch auf einen logischen Schnitzer 
zingewiesen, der dem unter dem Einflusse täglich reich— 
licher Fleischkost stehenden Liebig in die Feder gefahren 
ist. Eingangs des vorletzten Absatzes seiner Veröffent— 
lichung giebt er als Ersatzmittel des Fleisches den 
Kleber der Stärkemehlfabriken an, will aber am Ende 
des letzten Absatzes diesen Kleber, um ihn schmackhaft zu 
machen, doch wieder in Fleischbrühe weich kochen lassen. 
Weiß Liebig auch Fleischbrühe ohne Fleisch zu machen? 
Zur Brodfrage. 
Gelegentlich des kürzlichen Nothstandes in Ostpreußen 
oberöffentlichte Liebig in der „Augsb. Allgem. Zeitung“ 
eine warme Empfehlung des Kleienbrodes. Er bemerkte 
aamentlich, — 
daß durch die Trennung der Kleie vom Korn das 
Mehl durchschnittlich 10—15 Procent Nährwerth verliere, 
da eben das, was absolut Kleie an der Kleie sei, in 
Wahrheit nicht mehr als 2 Procent betrage, an ihr aber 
in Folge unserer heutigen mangelhaften Mühleneinrich— 
ungen immer noch 10—15 Procent des besten, kräftig— 
sten, salz- und kleberreichsten Nährstoffes haften und für 
die direcrte Ernährung des Menschen verloren bleibe; 
daß durch den gebräuchlichen Gährungs- resp. Locke— 
rungsproceß weitere 2—3 Procent Nährwerth zersetzt, zer— 
tört und flüchtig werden; 
daß das einer Säuregährung nicht unterworfen gewe— 
sene Brod und speciell das Kleienbrod einen weit größeren 
Wohlgeschmack biete, als das gesäuerte, 
daß endlich das Kleienbrod den Verdauungsproceß 
anendlich viel leichter durchmache, als das Brod ohne 
Kleie. *) 
Mit allen diesen Auslassungen Liebig's müssen wir 
uns vollkommen einverstanden erklären. Mit Rücksicht 
aber darauf, daß man wenigstens vom Waizenkleienmehl 
sowohl ohne Gährung, wie ohne allen Säure- und Soda— 
uusatz ein vollkommen lockeres Brod erhält, mit Rücksicht 
ferner darauf, daß ein solcher Säure-Sodazusatz vom phy— 
siologischen und hygieinischen Standpunkte durchaus nicht 
zu billigen und vom ärztlichen Standpunkte aus sogar 
unbedingt zu verwerfen ist (Vergl. Hahn, Pr. Handbuch, 
J. Abth., S. 119 u. folg,. und Donders, die Nahrungs— 
stoffe, S. 27, 63 u. a. a. O.), mit Rücksicht endlich dar— 
—Bö88 
Vom Büchertiscthe. 
Die Krankheiten des Gehörorganes. Von Dr. med. 
Friedrich, prakt. Ohrenarzt. Quedlinburg und Leipzig. 
Verlag der Ernst'schen Buchhandlung. 1856. IV. u. 110 S. 
Preis 10 Sgr. oder 36 Kr. oder 1 Fr. 356 Cts. 
Ein in vieler Beziehung vortreffliches Büchlein; na— 
mentlich läßt der physiologische und pathologische Theil 
durchaus Nichts zu wünschen übrig, so wenig an Aus— 
führlichkeit, wie an wissenschaftlichem Takt und volks— 
thümlicher Sprache. 
Die Therapeutik des Verfassers freilich ist auf vor⸗ 
zugsweise medicinischen, d. h. medikamentösen Grundsätzen 
dasirt; doch ein mit dem Heilapparat der naturgemäßen 
Zeilkunde einigermaßen Vertrauter wird die vorgeschla— 
genen medikamentösen Eintröpfelungen (S. 88), Salben 
S. 90), Pflaster, Bähungen, Ueberschläge, Gurgelwässer 
leicht durch die verwandten Anwendungsformen von rei— 
aem Wasser in seinen entsprechenden Temperaturen zu er— 
setzen wissen, und nimmt bei der sonst tüchtigen Brauch— 
darkeit des Schriftchens solche Irrgänge gerne mit in den 
Kauf. Bis zur Stunde bietet eben die Literatur über 
naturgemäße Heilkunde leider noch nicht die Reichhaltig— 
keit an monographischen **) Abhandlungen, als es zu wün⸗ 
schen wäre. 8— 
Wir geben zu weiterer Beurtheilung noch das In— 
haltsverzeichniß: 
„ Die Kleie wirkt mechanisch reizend, anregend auf die Spei— 
helz, Saft⸗- und Schleimdrüsen des Mundes und Schlundes, der 
Speiseröhre und des Magens, des Darmes und also des ganzen 
VBerdauungsschlauches. Was absolut Kleie an der Kleie ist, wird 
allerdings nicht verdaut, aber sie wirkt anregend auf die Verdauung 
des der Kleie anhaftenden verdaulichen Ancheiles von Nährwerth, 
des Kleber- und Stärkemehls. 
*) Die Salzsäure verbindet sich mit dem doppelkohlensauren 
Natron zu Chlornatrium, d. i. Küchensalz; die Weinsteinsäure des 
Weinsteins zu einem für Verdauung wie Nieren und Harnorg ane 
yöchst verderblichen, ja gefährlichen Mittelsalßz. 
**) Monographie — Beschreibung, schriftliche Darstellung oder 
gedruckte Abhandlung über einen einzelnen Gegenstand, hier über 
ine einzelne Krankheit oder die Krankheiten eines Organes, Sy—⸗ 
temes, Körpertheiles.
	        
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