Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

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Nervenleben, worauf es mehr noch als auf erstere an- schrift: „In den Ausleerungen von Cholerakranken findet sich 
kommt. immer und überall Epithel in sehr bedeutender Menge 
S. 34 empfiehlt Verf., ganz mit der Naturheilweise und zwar sowohl als Pflaster- als auch als Cylinderepi— 
im Einklang „den meist von heftigem Durst gequälten thel (verschieden, flach oder röhrig geformte Schleimhaut— 
Kranken so oft und so viel frisches, wenn nöthig mit Eis zellen). — Das Cylinderepithel bildet nahezu die Haupt— 
versetztes Brunnenwasser zu reichen, als er es verlangt, masse des organischen Inhaltes der Ausleerun— 
wenn gleich er es gewöhnlich wieder ausbricht.“*) gen.“ Die „weißen Flocken“ der Reiswasserstühle wer— 
An gleicher Stelle empfiehlt Verf. zur augenblicklichen den von Klob und den meisten anderen Autoren für 
Stillung der oft furchtbar wüthenden schmerzhaften Wa- mehr oder minder große zusammenhängende, abgelöste 
denkrämpfe folgenden Handgriff: „der Wärter lege seine Stücke des Dünndarm-Epithels ausgegeben. 
flache Hand jedes Mal, wenn der Krampf beginnt, an die Dieser bisher allgemein gangbaren Ansicht stellt sich 
Fußsohle des Leidenden und drücke mit aller Kraft deren nun — nebst dem ersten genaueren Beschreiber der Darm— 
oberern Theil — die Fußspitze — vor und aufwärts nach schleimhaut bei Cholerakranken in den Z0er Jahren, Böhm, 
dem Schienbeine hin und im Moment hört der Krampf auf.“ — in neuster Zeit Dr. Bruberger, in Virchow's Ar— 
S. 35 warnt Verf. eindringlichst vor aller äußeren chiv, Bd. 388, Heft 2, S. 296 und folgende entgegen. 
künstlichen Wärme. Obschon der Kranke äußerliche Kälte Bruberger-sagt auf Grund seiner Untersuchungen an 
zeigt, „klagt er doch meist über innere Hitze. Die Be- 540 Cholerakranken: „Die Angaben über das massen— 
lastung des Cholerakranken mit Federbetten und hafte Vorkommen von Cylinderepithel in den Ausleerun— 
den sogenannten Bauchwärmern gereicht ihm da- gen der Cholerakranken sind jedenfalls falsch, und 
her in fast allen Fällen zur wahren Folter.“ Aus man kann sagen, daß in den allermeisten, wenn 
den gleichen Gründen muß sich der Herausgeber daher nicht in allen Fällen durchaus kein Cylinderepithel 
auch gegen die Anwendung der künstlichen Schweißerzeu- in den Reiswasserstühlen vorkommt.“ — Böhm 
gung, z. B. des sog. Steinbacher'schen Zimmerdampf- hatte schon in den 30er Jahren (die kranke Darmschleim— 
hades erklären, wenn ihm nicht vorgängig oder unmittel- Jaut in der Cholera, Berlin, S. 22), hiermit übereinstim— 
bar nachfolgend eine allgemeine kalte Abreibung zu Theil nend gesagt: „Noch viel seltener wollte es mir bei der 
wurde. Nur so sind alle naturgesetzlichen Bedingungen Cholera gelingen, in den reichlichen Ausleerungen ein oder 
der Haut- und Nervenbelebung erfüllt, wenn schon in vie- das andere Cylinderepithel aufzufinden.“ 
len Fällen mit der alleinigen Hautbethätigung auch die Ueber das, was Bruberger wirklich in den Cholera— 
Nerven freier' und — belebter werden können. ausleerungen unter dem Microscope bei seinen unter 
Sehr richtig sagt Verf. S. 89 mit gesperrten Lettern Kühne's Aufficht angestellten Untersuchungen fand- zähll 
„In der Förderung der Ausleerungen liegt die er auf: 
größte Heilunterstützung der Cholera.“ Leider will a) Freie lose Kerne, mit grob- und feinkörnigen Mas— 
er die Ausleerungen, wie oben schon gesagt wurde, durch sen, eingebettet in einer schleimigen Grundsubstanz, in den 
Camillen- und Baldriantheeklystiere, mit Kochsalz und meisten Fällen;— 
Baumöl oder Campher und Ricinusöl versetzt, unterstützt b. Eine Anzahl kugelrunder, kernhaltiger, theils grob, 
wissen, anstatt durch solche von reinem Wasser (milderer theils fein granulirter Zellen, die mit den weißen Blut— 
Teinperatur 12 —5165—180). Nicht der Campher u. s. w. körperchen, und zwar mit dem größten Typus derselben 
im Wasser, sondern das Wasser trotz des Camphers u. s. w. übereinstimmen, und die jedenfalls zu dem Sekret einer 
hat die so entschieden günstig ausgesprochene Wirkung die: ihre Absonderung in den Darm ergießenden Drüse gehö— 
fer Klystiere! Doch, — um der mannigfaltigen höchst ren, — fast constant (beständig); 
schätzenswerthen Vorzüge dieser kleinen Brochure und der c. Unter den nicht constant auftretenden Bestandthei— 
darin gegebenen hygieinischen und diätetischen Rathschläge len sind zu erwähnen: Tripelphosphatkrystalle oft im fri— 
entschuldigen und uͤbersehen wir gerne die wenigen und schen Stuhle in großer Menge, Vibrionen zum Theil stäb— 
nicht bedeutungsvollen medicamentösen; hätte nur das chenförmig, zum Theil oval und zellenförmig, letztere 
übrige, große Heer der Mediciner auch nicht mehr Mittel- mit einer sehr lebhaften, den entgegenstehenden Hindernis— 
glauben, als unser Verfasser, es stünde wahrlich um sen ausweichenden Bewegung, und nach kurzem Stehen 
Vieles, Vieles besser um die leidende Menschheit! der Ausleerungen sich bildende Schimmeldpilze. 
IIi. Die Entstehungsursachen der Cholera. Alle Unter 540 Cholerakranken fand Br. nur in den 
neueren Lehr- und Handbücher der speciellen Krankheits· Stühlen von drei Individuen Cylinderepithel, 
lehren und selbst fast alle besonderen Abhandlungen über — bei einem Kranken aus dem typhoiden Stadium und 
die Cholera geben an: in den Reiswasserstühlen der in den Reiswasserstühlen zweier Anderer. Und auch da 
Cholerakranken fanden sich immer große Mengen noch war das Gefundene nicht etwa massenhaft, sondern 
von Cylinderepithel der Darmschleimhaut. Prof. sehr vereinzelt. — Für Br. ist es zweifellos, daß jene 
Klob z.B. berichtet in seiner jüngst (1867) unter dem 3 vereinzelten Befunde unter 540 auf bloßer Zufälligkeit 
Titel: „Pathologisch-anatomische Studien über das We- beruhten. 
sen des Choleraprocesses, Leipzig“ erschienenen Cholera— Welcher piquante und lehrreiche Gegensatz! Nach Hrn. 
Professor Klob sind die Choleraausleerungen fast nur 
Cylinderepithel; nach Herrn Dr. Bruberger „kommt 
durchaus kein Cylinderepithel in ihnen vor!“ — 
Jedenfalls aber sind die hier mitgetheilten „exacten“ An⸗ 
*) Nach des Herausgebers Beobachtungen geschieht solches nicht, 
wenn Magenreizung und nasse Hautreizung Hand in Hand gehen. 
Blutlauf und Nervenstrahlungen sind sofort in gehörigen Aus— 
gleich gebracht. 
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