Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

1 
J 
179 
„starben als Opfer der tödtlichen Kräfte der Heil- 175 Franken von sich, die sie in Form von 8 Goldstücken 
kunst, welche „eine Krankheit durch Hervorrufung einer Napoleon d'ors) und einiger kleinerer Münze verschluckt 
j„andern heilen will.“ Ich nenne drei an diesem Orte datte. Das Fehlende hatte sie wahrscheinlich schon frü— 
bekannte Namen: Senator Douglas, Graf Cavour, der entleert. — Jacquemin bemerkte auf diese Mit— 
„Prinz Albert von England. Und 3 Präsidenten heilung: es geschehe häufig, daß Diebe im Augenblicke 
,der vereinigten Staaten — Washington, Harri- Nohender Verhaftung Geldstücke verschlucken, welche man 
„son, Taylor und der 18jährige Sohn des Präsidenten dann durch Abführmittel ihnen wieder abgetrieben, den 
„Lincoln.“ S. 58 u. ff. ist nun das Nähere über die Zerichten als Corpus delicti (Beweismittel des verübten 
medicinische Behandlung derselben angegeben, worauf ich Lerbrechens, hier Diebstahls) übergiebt. Im Gefängnisse 
bloß noch wörtlich anführen will, was er über den jetzigen u Mazas habe er einen Verbrecher behandelt, der 80 
Franzosenkaiser sagt; Seite 62 heißt es: „Ich möchte Stecknadeln verschluckt hatte. Von einem Brechmittel konnte 
„den Präsidenten und Prinzen, Grafen und Senatoren, eine Rede sein, da die Nadeln noch in der ganzen Aus— 
„Lords und Königen, und Allen, welche lange zu leben ehnung des Schlundkopfes und der Speiseröhre zerstreut 
„und ihrer Zeit und ihren Zeitgenossen Gutes zu erwei- agen. Er habe darum diesen Menschen eine große Menge 
sen wünschen, das Beispiel jenes schlauen und räthsel- dartoffeln und Panateln (2) und nachher eine große Gabe 
„haften Herrschers empfehlen, welcher gegenwärtig die Ge— Ricinus-Oel (Abführmittel) nehmen lassen; die schnell 
schicke Frankreichs leitet. Louis Napoleon nimmt nicht aufeinander folgenden Stühle hätten 70 der Stecknadeln 
„Ju Arzneien Zuflucht, wenn er krank ist, darum dürfen dofort entleert. 
„feine Feinde nicht sehr hoffen, ihn an Krankheit ster— 
„,ben zu sehen; er stützt sich vielmehr seit vielen Jahren 
hauptsächtlich auf wasserärztliche Behandlung und 
,besitzt zwei vollständig eingerichtete Wasseranstalten, die 
„eine im Tuillerien-Palast, die andere zu St. Cloud.“ 
Hiebei will ich's bewenden lassen, indem ich mit Vor— 
stehendem hinlänglich angedeutet zu haben glaube, wie 
interessant der Inhalt dieser Brochüre ist, so daß es Nie— 
mand gereuen dürfte, ihre nähere Bekanntschaft zu machen. 
Ich glaube auch, daß die Herausgeber dieser Familien— 
Bibliothek einen guten Griff gethan haben, gerade 
mit ihr den Reigen zu eröffnen, da ihr Inhalt am ge— 
eignetsten ist, den Wahn zu zerstören, als ob es der 
Heilkunst möglich wäre: die Folgen vernachlässigter 
körperlicher Erziehung, Verweichlichung und Ver— 
zärtel ung, Unsauberkeit und Unmäßigkeit, Dumm— 
heit und Rohheit — durch einige gelehrte Recepte 
wegzuzaubern! Gerade dieser uralte medicinische Weich— 
selzopf muß zuvor radikal abgeschnitten werden, bevor 
man daran denken kann, das Volk für die Grundsätze 
einer vernünftigen Gesundheitspflege (in den folgenden 
Heften) empfänglich zu machen, denn wie wenige Men— 
schen giebt es, die aus innerer moralischer Kraft allein 
zu einem vernünftigen naturgemäßen Leben sich entschlie— 
ßen? wie viele Tausende dagegen nur dann, wenn 
man ihnen klar und deutlich zeigt, daß ihr Glaube ein 
ganz falscher Wahn ist, mittelst einiger geheimnißvoller 
Recepte Gesundheit und Kraft wieder erlangen zu können, 
wenn sie durch verkehrte Lebensweise ihren Körper ruinirt 
haben! G. W. in Dr. 
Vergleichende Statistik über die Sterblichkeit in 
Großstädten. Die nachstehenden Zahlen sind Dr. Va— 
cher's: Etude médicale et statistique sur la mortalité 
ete. entnommen. I 
Die Zahl der im Jahre 1865 amtlich beglaubigten 
Todesfälle betrug. 
in Paris 51,288; also 1 Todter auf 36,8 Lebende 
in London 73,460o;3, 1 41,2 
in Wien 17,9323; 1 „31,4 , 
in New-York 25,6446s63,1440. J 
Die höchste Todtenzahl kommt demnach auf Wien, die 
geringste auf London. 
Von ungefähr jährlich 50,000 in Paris gebornen 
Kindern überleben das erste Jahr nicht mehr, als einige 
zu 20,000; eine Schrecken erregende Sterblichkeit. Vergl. 
Naturarzt 1867, Nr. 2, S. 14). 
In den von den besitzenden Klassen bewohnten Stadt— 
bezirken in Paris (Arrondissements VI, VIII und IX) 
sterben jährlich nur 13 von 1000, während in den ärme— 
ren (XVIII, XIX und XX) jährlich 31 von 1000 dem 
Tode verfallen. Dagegen werden den ärmeren auf 1000 
Seelen jährlich 39 Kinder geboren, den Reichen aber 
nur 21! 
In Paris stirbt nahezu die Hälfte aller Sterbenden, 
1 auf 2,7, im Spital, während in London nur der 7. 
ind in New-York nur der 8. Todte auf die Spitäler ver— 
fallen. 
Die meisten Todten erlagen überall sogenannten con— 
stitutionellen oder Blutkrankheiten. Die Tuberkulose, Scro— 
fulose und Krebs stehen obenan — alle drei Krankheiten, 
die schwer, meist sehr schwer zu heilen, außerordentlich 
leicht aber zu verhüten sind — durch naturgemäße Nähr— 
und Lebensweise. An der Cholera starben 1865 in Pa⸗— 
ris 6591, am Typhus 1162, an Diphteritis und Croup 
345, an Pocken 765, an Erysipel (rosenartige Erkrankun— 
zen) 312, an Masern 343. 
In der Lungenschwindsucht excellirt Wien; ein Viertheil 
aller Sterbenden dort erliegen dieser mörderischen Krank— 
heit, in Paris ein Sechstheil, in New. York ein Siebentheil, 
in London ein Achttheil. 
Kleinere Mittheilungen. 
Verschluckte Goldstücke und Stecknadeln. In einer 
vorjährigen Sitzung der Pariser medicin. Gesellschaft theilte 
Desasiauve den seltenen Fall mit, daß eine 6jährige, 
zfters an Geistesabwesenheit leidende Frau, die sich in 
ihrem Wahne von Räubern verfolgt glaubte, 200 Franken, 
die ihr einziges Besitzthum bildeten, verschluckte, um sie 
so vor den Dieben sicher zu stellen.“ Unter heftigen Ko— 
likanfällen gab sie dann im Spitale mit den Stuhlgängen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.