Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

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und Kunsthandlung. Preis 27 Sgr. oder 1fl. 30 K. 
rhein. S. 147373) 
Während wir in der vorigen Arbeit allüberall dem 
edlen Style strenger Wissenschaftlichkeit begegneten, treffen 
wir hier nur höchst oberflächliche Forschung, viel leichte 
und leere Redeweise und sehr viel marktschreierischen Bom— 
bast. Steinbacher ist und bleibt überall derselbe. 
Einen allgemeinen Tadel verdiente das Buch in so 
weit, als es sich trotz des öfter von Steinbacher gebrauch— 
ten und jedenfalls vollgültigen Satzes: „Es ist leichter, 
hundert Krankheiten zu verhüten, als eine zu heilen“, 
bei dieser so häufigen und gefährlichen Krankheit so ganz 
und gar jeglicher besondern Prophylaxis: (der Angabe der 
Regeln zwecks Vorbeugung der Krankheit) enthält. Solche 
wäre unsers Erachtens bei einer Monografie, wie der vor— 
liegenden, unerläßlich gewesen. 
Gehen wir ins Einzelne der Schrift, so finden wir 
einen Abschnitt S. 21, der so recht darlegt, wie absolut 
Herr Dr. Steinbacher noch von jeglichem Verständ— 
niß für Natur und Gesundheit, für Unnatur und Krank— 
heit ist, und wie gehalt- und wissenschaftslos damit seine 
ganze Heilpraxis wie seine ärztliche Schriftstellerei begrün— 
det liegt. Hören wir ihn und beleuchten sodann seine 
Sätze vom Standpunkte naturgemaßer Heilweise, wie sie 
uns noch kürzlich wieder vom Dr.Trall (Nr. 21-24 
Naturarzt 1867) so klar und bündig und so leicht ver— 
ständlich auseinandergesetzt wurde. 
S. 22 ist folgender Satz zu lesen, unter der Ueber 
schrift: 
Das Befallenwerden von besonders Gesunden. 
„Je gesunder ein Kind oder überhaupt ein Mensch 
„ist, desto mehr Bildungsmaterial trägt er in sei 
„nem Blute mit sich, oder vielmehr umgekehrt gilr 
„der Satz: Je mehr das Blut faserstoffartige Bil— 
„dungsstoffe entwickelt und im gewöhnlichen Zustande 
„naturgemäß solche absetzt, desto gesunder, robuster, 
„vollsaftiger sieht der Mensch aus, desto besser ent— 
„wickelt er sich. Frische Wangen, runde Formen, 
„stramme Muskeln hängen immer von dem Faser— 
„stoffgehalte des Blutes ab. Das Wohlgenährtsein 
„ist von gesunden Bildungsstoffen im Blute bedingt.“ 
„Aus denselben Ursachen, weil die gewöhnlichen 
„atmosphärischen Entzündungen mit einer faserstoffi— 
„gen Ausschwitzung einhergehen und auf solcher be— 
„ruhen, werden auch im gewöhnlichen Leben gerade 
„die kräftigsten, robustesten Personen, wie Schlosser, 
„Bauern, Holzknechte, Flößer und dergleichen von 
„Lungentzündungen ergriffen.“ 
„Gleiches ist hier der Fall beim Croup (Albert, 
Juvial, Canstatt). Das, was den Croup so ge— 
„fährlich macht, ist der überschüssig auf krankhaft 
„übermäßige Weise im Kehlkopf ausgeschiedene Fa— 
„serstoff. Dieser Faserstoff ist um so vollgradiger 
„und reichlicher vorhanden, wo Gesundheit die Adern 
„strotzen macht. Weil Reichthum an Bildungs— 
„stoffen und Gesundheit gleichsam identisch (gleich— 
„bedeutend) ist, weil die Gesundheit von dem Bil— 
„dungsmateriale gerade so gut abhängt, wie die 
„Entwicklung plastischer Stoffe wieder von der Ge— 
„sundheit bedingt wird, deshalb ist es nicht nur das Das 
„kindliche Alter an sich, sondern in dieser Periode im B 
„sind es insbesondere gerade wieder die gesund— gefäh 
„sten, vollsaftigsten und kräftigsten Indivi— erfolo 
„duen, d. h. deren Blut am faserstoffreichsten ist nur 
„und welche am häufigsten dem Croup zum Opfer auch 
„fallen.“ übern 
Es ist nun eben gar nicht wahr, daß ein Kind oder norm 
überhaupt ein Mensch um so gesunder ist, je mehr Bil— krank 
bungsmaterial er in feinem Vlut mit fich“ trägt, oder bigke— 
phystologisch-chemisch gesprochen — je faserstoffreicher sein erster 
Blat ist? denn das meunfchliche Blut kann sehr wohl eben Leber 
so gut faserstoffarm, wie zu faserstoffreich sein und nur, kran 
wenn es die rechte Mitte von Faserstoffgehalt hat, ist es ersch 
gesund und zeigt sein Träger die wahre Gesundheit, bez. pen, 
Raturgemaäßheit. Die pathologische Anatomie und Chemie und 
spricht darum auch mil allem Recht von einer sibrindsen und 
Faferstoffigen), auch arteriellen, phlogistischen inflamma—- bestö 
torischen, hyperinbsen Krase (Blutbeschaffenheit, bez. Blut- um 
entartung, Blutersetzung, Blutkrankheit,) in welcher das dem 
Blut über das Normalmaß bildungs- und gestaltungsfähig kräf⸗ 
ist alsbann leicht zu kraukhaften Reubildungen Veranlaß, gebr 
sung giebt und wenn sie mit Entzündungen auf der Scheim— schla 
haut vorkommt, auch speciell eroupöse Krase genannt 88 
wird. Umgekehrt spricht auch die pathologische Anatomie Sch 
und Chemie von einer Blutbeschaffenheit, bez. Blutentar— lick 
tung, Blutkrankheit, in welcher sich eine geringere als der 
die normale Menge von Faserstoffgehalt im Blut befinden ken 
soll, und diese kaun dann entweder Line eiweißfloffige (al- ben 
buminöse, hypinöse, venöse sein, z. B. bei Plethora, bei Ty— Aur 
phus, Cyanose, bei akuter Tuberkulose, bei Gicht und Rheue in 
matismus, Harnruhr, englischer und Bright'scher Krankheit, Fle 
Krebs, Cholera ꝛc. ꝛc.), oder eine Wasser- (seröse, hydro— tun⸗ 
pische, hydrämische) Krase sein, z. B. bei der Wasserfucht, ten 
dem Ausgange so vieler entzündlicher Fieber-, Haut- und soll 
anderer organischer Krankheiten. weir 
Nicht also: je mehr das Blut Faserstoffgehalt hat und kra 
bildungsfähig ist, je gesünder ist es und je gesünder und dan 
kräftiger und widerstandsfähiger bei Krankheiten ist sein lu⸗ 
Traäger; — sondern: nur wenn das Blut gerade das un 
rechte Normalmaß von Faserstoff hat, dann ist es und mit dir 
ihm sein Träger, das Kind, der Mensch gesund. Und 
nicht: Frische Wangen, runde Formen, stramme Muskeln 
sind immer ein Zeichen von Gesundheit, — sondern höch— 
stens: bei frischen Wangen kann, und wird wohl sehr 
häufig Gesundheit vorliegen, aber nicht unbedingt. 
Es giebt eben auch eine bloße Scheingesundheit und 
eine solche argwöhne ich gar leicht da, wo man wohl zu 
sagen pflegt: der Mensch oder das Kind strotzt voll Ge— 
sundheit. Eben diese scheinbar Gesunden, von Gesundheit 
strotzend Vollen, die sind es nun, bei denen das Blut 
über das richtige Maß hinaus faserstoffreich, hyperinotisch, 
zu Entzündungen und krankhaften Ausschwitzungen geneigt, 
leicht erregbar und reizbar ist und bei denen auf Erkäl— 
tungen hin leicht gefahrdrohende (auf Schleimhäuten mit 
croupösen Ausschwitzungen endigende) Entzündungsprocesse 
sich entwickeln, oder welche, nervös reizbar, bei voraufge— 
gangener Fleischkost leicht in Krampfzustände, Pseudocroup 
verfallen. U 
Ganz richtig ist der Satz Steinbachers (s. oben): 
— *
	        
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