Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

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jeiten, sei es Wechselfieber, Säuferwahnsinn, Bleivergif— 
ung ꝛc. ꝛc.: sobald die schädlichen Ursachen, wo— 
zurch sie zuerst hervorgerufen wurden, wieder 
ruf den Organismus einwirken, treten auch hier 
ihre schädlichen Folgen, Rückfälle, wieder ein.“ 
Mehr als gewöhnlich haben wir bei der Besprechung 
des von Düring'schen Schriftchens den Verfasser selbst 
eden lassen; es war uns eben nicht darum zu thun, die 
Theorie und Praris seiner Heilweise der Zuckerharnruhr 
aur kurz wiederzugeben, sondern den Verfasser mit eigenen 
Vorten vorzuführen in der ausführlichen Entwicklung der 
allgemeinen Grundsätze, die ihn bei seinem ärztlichen Thun 
ind Lassen leiten. Die Leser werden zugeben müssen, daß 
9. von Düring auf dem allerbesten und nächsten Wege 
st, die Grundsätze der wahrhaft naturgemäßen Nähr—-, 
ebens- und Heilweise als die allein richtigen und maß— 
zebenden anzuerkennen, welche des Arztes Handeln bei 
der Zuckerharnruhr, wie überhaupt allanderswo, bestimmen 
oAllten. Begrüßen wir sein Schriftchen darum als ein 
neues günstiges Zeichen der Zeit, daß es mehr und mehr 
hellt und tagt in den Köpfen auch der promovirten Herren 
Aerzte — trotz ihres Geist wie Gemüth,*) Kopf wie Herz 
oft gleich dicht umnebelnden Studiums. M 
Als ein solches Zeichen sei dies Schriftchen über die 
Harnruhr, das, wie wir gezeigt haben, auch zahlreiche all— 
Jemeine Bezüge hat, auf's Beste empfohlen. In 6 an— 
jehängten Krankengeschichten nimmt der Verf. Gelegenheit, 
inläßlicher die Wirkung seiner einzelnen Verordnungen 
darzulegen. 
Zur Brodfrage. 
Dem Herausgeber d. Bl. gingen in jüngster Zeit 
vieder ein Paar Mittheilungen, das Graham-Brod be— 
reffend zu; da sie von allgemeinem Interesse sind, ver— 
zffentlichen wir sie hiermit. Die eine geht uns von Herrn 
. Sch. in 3. (vergl. 1867, Nr. 16. S. 130.) zu und 
lautet: „Das Grahambrod haben wir jetzt von recht guter 
Beschäffenheit, nur liefert uͤnser Bäcker es hier und da 
anregelmäßig, was uns dann eben nöthigt, Tage lang 
Jewöhnliches weißes Brod zu essen. (In der Schweiz 
dird bekanntlich allgemein nur weißes Waizenbrod geges—⸗ 
en). Dabei machte ich die Bemerkung, daß, so oft meine 
Frau gewöhnliches Brod genießt, die Milchbildung bei 
deitem spärlicher vor sich geht, so daß wir dann jedes Mal 
Jenöthigt sind, dem kleinen Alfred das Fläschchen mit 
duhmilch zu reichen, was beim Genuß des Grahambrodes 
naie vorkommt.“ 
Die andere Mittheilung geht uns von H. G. Fischer 
von Guebwiller aus dem Elsaß zu, und ist der „kleinen 
Presse“, einem in Paris erscheinenden Volksblatt, ent— 
aommen. Sie lautet: 
„Ich fühle mich gedrungen, das Schwarz⸗ oder Haus— 
brod gegen das Weißbrod zu vertheidigen, denn leider 
hat in unsern Städten dieses jenes bereits ganz vertrieben, 
jum Schaden der Gesundheit und des Geldbeutels. Macht 
non einen Blick in die großen Bäckereien unserer Städte, 
besonders derjenigen von Paris, so ist man erstaunt über 
die Muͤhe, die man sich giebt, das Brod weiß zu erhalten 
*) Vergl. Naturarzt 1867, Nr. 5, S. 43. 
— 
und es in tausenderlei Gestalten von großer Feinheit, 
son äußerlich goldgelber Farbe und in blendend schöner 
Form herzustellen. So erhält man allerdings allerlei 
Zackwerk, aber eben kein Brod mehr; ebenso theuer als 
chön, ißt sich dasselbe zwar sehr leicht, nährt aber nicht. 
Kor Allem aber sollte doch das Brod nahrhaft sein, das 
st es aber um so weniger, je weißer es ist.“ Der Schrei⸗ 
zer der „kleinen Presse“ erklärt alsdann das Gefüge 
ind die stoffliche Znsammensetzung des Getreidekornes, 
bas wir, als unsern Lesern bekaunnt, füglich übergehen 
znnen; dagegen fährt H. Fischer noch folgendermaßen 
ort: „Von ganzem Herzen schließen wir uns dem Vor— 
tehenden an und setzen nur noch hinzu, daß dieses Schwarz— 
od gar nicht schwer zu verdauen ift, wie viele es glau— 
‚en. 'Meine dreijährige Nichte ißt schon bei anderthalb 
Jahren Kleienbrod und noch nie litt das Kind an Ma— 
genbeschwerden; ja, kaum von der Mutterbrust entwöhnt, 
herdaute die Kleine eine ziemliche Gabe Kleienmehl, wel—⸗ 
hes man ihrem täglichen Breie von Reismehl oder Arrow— 
root beifügte. Nie hatte man nöthig, dem Kinde Klystiere 
oder Arznei zu geben, um Stuhlgang zu erzielen; es ist 
hei ausschließlich vegetabilischer Nahrung kräftig und 
gesund.“ 
Der Herausgeber benutzt diese Gelegenheit, in Er⸗ 
zänzung dessen, was er schon in diesem Bl. Jahrg. 1865, 
A heuerdings im 2. Hefte des J. Bandes der 
Familienbibliothek für Gesundheit, Wohlstand und Glück, 
Seite 34, in gleicher Beziehung veröffentlichte, zu bemerken, 
daß er seinen 3 jüngsten Kindern allemal schon mit Be⸗ 
ginn der ersten Zahnungsperiode, also im ersten Halbjahr 
hres Alters Grahambrodrinden iäglich zu mehreren Malen 
zu kauen gab, und daß ihre Nahrung mit der gänzlichen 
Intwöhnung von der Muiterbrust stets in nichts Weiterem 
als Grahambrod in kalte Milch gebrockt und Obst bestand, 
zum größten Vortheile nach allen Beziehungen ihrer Ge⸗ 
undheit. 
Vom Büchertische. 
Dr. Fr. Pauli, der Croup. 2. Aufl. Würzburg, 
Stahel'sche Buch- und Kunsthandlung. S. XXIV und 
7847 Rit einer litogr. Tafel. Preis 2 fl. 24 kr. 
Eine tüchtige, streng wissenschaftliche Arbeit, allerdings 
—Vo— Staͤndpunkte und darum vorzugs⸗ 
weise und zunächst nur für die Männer vom Fach, gleich— 
vohl jedoch aber auch für einen größeren Leserkreis von 
nannigfacher Belehrung und von vielfältigem Interesse. 
Wir entheben daraus für unsere Leser die wichtigsten 
Ergebnisse. J 
Der Verfasser durchläuft an einem überaus reichen 
wissenschaftlichen Hülfsmaterial und unter Darlegung sehr 
großer Belesenheit die ganze Geschichtsliteratur der Medicin 
über die vorliegende Krankheit (S. 1256); Das Ergeb⸗ 
niß seiner Forschungen ist, daß die ersten Größen der 
Medicin von jeher bis zur heutigen Stunde noch 
nicht einig sind über das Wesen des Croup,“) sie 
x) Vergl. Nr. 5—d. Bl. Seite 36, des Medicinalraths Richters 
irrige Behauptung, daß man nicht vorher eine Krankheit zu behandeln 
—0 Wesen richtig erkannt ist. 
Der Herausgeber.
	        
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